Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
gab sich nicht damit ab, mit ihr zu streiten und sie für das, von dem sie beide wussten, dass es Angst und Dummheit war, zu tadeln. Er gebot ihr Einhalt, indem er eine Hand auf ihre Hüfte legte. Dann hob er die andere Hand, fuhr mit den Fingern in ihre Haare und zog ihren Kopf zur Seite. Während er ihren Hals küsste und daran knabberte, legte er die Hand zwischen ihre Brüste und ließ sie seitlich zu ihren Rippen gleiten. »Ich bin am Leben. Du lebst zusammen mit mir. Das hier« – er biss leicht in die Haut über ihrer Pulsader – »und das« – er drückte die Hand auf ihr Herz – »rasen. Es ist dein Herz, Kit. Spürst du es?«
Sie schmiegte sich an ihn. »Ich spüre etwas.«
Er antwortete mit einem Laut, der halb Lachen und halb Knurren war. »Siehst du? Wir sind beide am Leben.«
Statt einer Antwort drehte sich Kitty in seinen Armen und küsste ihn noch einmal. Dies hier – die Freiheit, in seinen Armen zu liegen – machte das Leben lebenswert. »Du argumentierst nicht fair.«
»Hatte gar nicht argumentiert.« Er legte einen Arm um sie und setzte sich in Bewegung.
»Ich liebe dich«, flüsterte er, den Mund dicht an ihr Ohr gelegt. »Du liebst mich. Entweder du kommst wieder zu dir, oder …« Er ließ seine Worte verklingen.
Sie gingen mehrere Treppenstufen hinauf, ohne dass er seinen Satz fortsetzte. Kitty wartete, doch Edgar sagte nichts mehr.
»Oder was?«, hakte sie nach, als sie den zweiten Stock erreichten.
Er sah sie mit verwirrter Miene an, als hätte er keine Ahnung, was sie meinte.
Mit einem leisen, verärgerten Schnauben ging sie die nächste Treppe an. Auf halber Höhe blieb sie stehen. »Du hast gesagt, ›Entweder du kommst wieder zu dir, oder …‹ Also, was ist das ›oder‹?«, fragte sie.
»Es gibt keins.« Edgar warf ihr ein freches Grinsen zu; so wie damals, als er im Wasteland angekommen war und sich vorgenommen hatte, sie zu verführen. Zu dieser Zeit hatte sie beschlossen, dass sie ohne Komplikationen mit einem Mann ins Bett gehen konnte, sie würde sich nur dazu herablassen, ihn zu treffen, wenn ihr danach war. Sie hatte sich mit Daniel eingelassen, um zu beweisen, dass sie es konnte, und sich selbst davon zu überzeugen, dass sie nicht verliebt in Edgar war. Dabei hatte sie ihre Freundschaft mit Daniel zerstört, aber das hatte nichts dazu beigetragen, Edgar zu entmutigen. Er hatte jede Regel, die sie aufgestellt hatte, mit einer felsenfesten Entschlossenheit ignoriert, der sie nicht hatte widerstehen können, und nach ein paar Jahren hatte sie aufgehört, so zu tun, als hätten sie eine lockere Beziehung. Als sie ihn vor etwas über einem Jahr weggestoßen hatte, war sie erstaunt gewesen, dass er sich das hatte gefallen lassen.
Nachdem sie kurz versucht hatte, ihre Neugier zu verdrängen, gab sie nach. »Was hat sich geändert?«, fragte sie.
»Einer von uns muss vernünftig sein, Kit.«
» Vernünftig? «
»Vernünftig«, wiederholte er, als sie den dritten Stock betraten.
Während sie den schmalen Gang hineingingen, blieb sie stumm.
Hector hatte sich einen Stuhl aus geflochtenem Kaktusholz in den Gang gezogen. Er hatte den Stuhl so nach hinten gekippt, dass er auf zwei Beinen stand, und einen Fuß, der in einem schweren Stiefel steckte, auf das Geländer gelegt. An seinen Armen klebte angetrocknetes Blut, genau wie auf seiner Hose und seinem Hemd. In seinem Schoß lag eine Flinte mit kurzem Lauf, und eines seiner allgegenwärtigen Messer flog durch die Luft.
»Ajani ist weg«, erklärte Edgar ihm.
»War klar.« Hector nickte.
Kitty zwang sich, sich kurz aufs Geschäft zu konzentrieren, statt Edgar in ein Zimmer zu schieben und ihm zu erklären, dass sie vollkommen vernünftig war. Sie hatte über ihre Entscheidungen nachgedacht; dass sie ab und zu nachgegeben und ihn geküsst hatte, ohne jedoch weiterzugehen, bedeutete nicht, dass sie nicht mehr vernünftig war. Zugegeben, manchmal suchte sie nach einer Ausrede, um ihn zu küssen. Doch das war unvermeidlich: Sie hatten eine jahrelange gemeinsame Geschichte. Da war es nur zu erwarten, dass sie Probleme mit ihrer Entschlossenheit hatte. Ungeduldig tippte sie mit dem Fuß auf den Boden und gebot sich dann Einhalt, als Edgar und Hector ihr beide verblüffte Blicke zuwarfen.
Breit grinsend warf Hector das Messer in die Luft und fing es wieder auf. »Seid ihr beiden jetzt …«
»Nein«, fauchte Kitty.
»Das erklärt deine Laune.« Er warf Edgar einen mitfühlenden Blick zu. »Tut mir leid, Kumpel. Ich
Weitere Kostenlose Bücher