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Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Titel: Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Wüstenstadt spaziert, doch als Chloe sah, wie er zusammenzuckte und seinen Arm kreisen ließ, spürte sie plötzlich Schuldgefühle in sich aufsteigen. »Du bist angeschossen worden. Wie konnte ich das nur vergessen?«
    Er hob und senkte die unverletzte Schulter. »Die Wunde ist fast verheilt, nur noch empfindlich.«
    Chloe blieb stehen. »Heilen eure – ich meine unsere Wunden normalerweise so schnell?«
    »Kommt darauf an.«
    »Auf was?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Jack lächelte sie an, und ihre Magengrube fühlte sich an, als schwirrte der Käferschwarm darin herum; als ob Hunderte winziger Flügel auf einmal flatterten.
    Ein paar Sekunden gingen sie schweigend dahin. »Wenn du zurückgehen willst …«, sagte sie dann.
    »Wegen der Schusswunde? Oder weil du dich einen Hauch weniger zappelig fühlst?«, fragte Jack.
    In gewisser Weise war seine Unverblümtheit eine erfrischende Abwechslung von den meisten Menschen, die Chloe zu Hause gekannt hatte. »Chloe?«, hakte er nach, als sie zögerte und nach einer Möglichkeit suchte, genauso unumwunden zu antworten.
    »Genau. Ich will nicht behaupten, dass ich dir vertraue – eigentlich vertraue ich keinem von euch –, aber wenn du Hintergedanken hättest, glaube ich nicht, dass du versuchen würdest …« Sie wandte den Blick ab und spürte einen untypischen Drang zu erröten. »Ich meine, du kommst mir trotz allem wie ein Gentleman vor. Du warst derjenige, der uns daran gehindert hat, weiterzugehen.«
    Jack schenkte ihr seinen, wie sie inzwischen fand, ernsten Blick; den Ausdruck, der sich über sein Gesicht legte, wenn er seine Worte abwog; als sei der Akt des Sprechens etwas, das mehr Überlegung erforderte, als die meisten Menschen heutzutage darauf verwendeten. »Ich hege Hoffnungen, die eines Gentleman entschieden nicht würdig sind«, erklärte er nach kurzem Schweigen. »Aber es gibt Orte, an denen ich mir Befriedigung für Geld kaufen könnte, wenn ich wollte.« Er wies auf eine entfernt liegende Kreuzung. »Hier arbeiten alle möglichen Wesen im horizontalen Gewerbe. Gar nicht so anders als früher in Kalifornien … bis auf die Vielfalt. Hier gibt es Dinge, die um einiges seltsamer sind, als ich mir das als jüngerer Mann hätte vorstellen können.«
    Verblüfft erkannte Chloe, dass Cowboys Bordellen ein wenig lockerer gegenüberstanden, als sie es bisher gekannt hatte. Zu Hause herrschte sogar Striplokalen gegenüber eine abfällige Haltung, die augenzwinkernd und schenkelklopfend besagte, dass Sex schmutzig war. Die meisten Männer hätten nicht zugegeben, je darüber nachgedacht zu haben, die Dienste einer Prostituierten in Anspruch zu nehmen, und es erst recht nicht getan. In der Welt jedoch, die Jack im Westen gekannt hatte, waren Frauen knapp gewesen und Bordelle einfach Betriebe, die gegen Gebühr eine Dienstleistung anboten. Sie vermutete, dass es sich hier ganz ähnlich verhielt.
    Doch noch während ihr der Gedanke durch den Kopf ging, meldete Jack sich zu Wort. »Ich war schon länger in keinem mehr. Bis vor Kurzem gab es eine Frau, die mein Bett geteilt hat, aber sie ist gestorben.«
    »Euer ›totes Rudelmitglied‹, von dem der Bloedzuiger gesprochen hat?«, erkundigte sich Chloe.
    Er nickte. »Mary«, erklärte er nach kurzem Schweigen. »Sie hieß Mary. Sie stammte aus dem Jahr 1989, aber sie war schon ein paar Jahre hier. Sie ist hier nicht zum ersten Mal gestorben, aber dieses Mal ist sie nicht wieder aufgewacht.«
    »Der Bloedzuiger hat mich einen Ersatz genannt.« Chloe drückte es nicht ganz als Frage aus, aber es war trotzdem eine.
    »Wenn einer von uns tot bleibt, kommt jemand Neues.« Jacks Miene verdüsterte sich. »Unmöglich zu sagen, wann es passiert, warum, oder wie man es stoppen könnte. Wir haben Ausschau nach dir gehalten. Deswegen haben wir dich auch so schnell gefunden. Ich habe ein Gefühl dafür, wann ich mit einem Neuankömmling rechnen muss.«
    »Also ist Mary gestorben und dann … bin ich gekommen.« Ihr wurde klar, dass sie vor einem Laden stehen geblieben waren. Von drinnen beobachteten drei Wesen, die wie die extrem dünne Art von Menschen, die in der Taverne gewesen waren, aussahen, sie mit unverhohlener Neugier. Chloe lächelte ihnen höflich zu, aber ihre Blicke waren ihr unangenehm. Daher wandte sie sich wieder in Richtung Gulch House.
    Jack hielt mit ihr Schritt. »Und Ajani?«, fragte sie, als sie ein Stück weitergegangen waren.
    »Keine Ahnung, ob er ein Gefühl für die Neuankömmlinge hat, oder

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