Arrivederci amore, ciao
ab, aber professionelle Tänzerinnen waren schwer zu finden. Das größte Hindernis waren die Mädchen selbst, sie wollten um nichts in der Welt den Albanern in die Hände fallen. Ich könnte die Verwirrung nach der Festnahme meines Chefs nutzen, um dieses nette kleine Geschäft durchzuziehen. Alle Mädchen auf einmal könnte ich wohl nicht verschwinden lassen, aber fünf oder sechs waren vorstellbar. Anedda durfte ich davon nichts erzählen, und es war ein großes Risiko, aber die Püppchen würden mir nochmal mindestens fünfzig Millionen einbringen. Also besuchte ich einen Nachtclub, in dem der Boss der Kosovaren verkehrte. Gegenüber den italienischen Handlangern prahlte er damit, dass er als Mitglied der UCK jede Menge Serben umgelegt habe. Ich tat so, als würde ich ihm mit ängstlicher Bewunderung zuhören, dann schlug ich ihm das Geschäft vor. Er akzeptierte die Verkaufssumme ohne viel Gerede, sagte, er werde mir einen von seinen Leuten schicken, der sich die Mädchen ansehen und aussuchen würde, und war überhaupt so freundlich, dass ich beschloss, auf keinen Fall unbewaffnet zu dem Treffen zu gehen.
Die Tage vergingen, der Koksvorrat schwand, der Augenblick, mich von meinem Boss zu befreien, rückte näher. Mir wurde klar, dass ich mir allmählich einen sicheren, geheimen Unterschlupf besorgen musste. Die Bullen durften mich nicht im Lokal antreffen, und sowieso würden sie früher oder später auch mit mir ein Wörtchen reden wollen. Besser, ich blieb in Deckung, bis Anedda meine Lage mit seinen Kollegen ausgehandelt hatte. Ich kannte nur eine Methode, um einen sicheren Ort zu finden. Ich durchkämmte die Anzeigen in den Tageszeitungen der Region, mied die aus der Provinz Bergamo und schaute besonders um Varese herum. Ich suchte etwas nicht allzu weit vom Ort des geplanten Überfalls. Aber als ich nach rund zehn Tagen erfuhr, dass mein Boss bald seinen Lieferanten treffen würde, legte ich diesen Teil des Plans auf Eis und besann mich auf eine gute Bekannte: die Witwe. Sie besaß eine Wohnung in Mailand, das hatte sie mir anvertraut, bevor sie mich durchschaut hatte. Ich klopfte an ihre Zimmertür in einem Hotel in Udine. Sie vergnügte sich gerade mit einem Sechziger, der, als er mich sah, begriff, dass er sich besser wieder anzog und verschwand. Sie hingegen bedeckte nicht einmal ihre Blöße. Sie nahm sich eine Zigarette vom Nachttisch und setzte sich auf den Rand des ungemachten Betts. »Was willst du?«, fragte sie und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
Ich antwortete nicht, sondern musterte das Zimmer. Schäbig und verdreckt. »Mit all dem Geld, das du von mir gekriegt hast, könntest du dir etwas Besseres leisten.«
Sie schüttelte den Kopf. Hinter dem wehenden Haar verzog sich ihr Gesicht zu einer bitteren Grimasse. Es dauerte nur diesen einen Augenblick, schon hatte ich sie wieder in der Hand, das war mir klar. Mein Geld hatte sie derart angeekelt, dass sie alles verspielt hatte. Bis zur letzten Lira. »Du hast es im Casino durchgebracht, oder?« »Sozusagen. Ein Spielsalon hat’s auch getan.« Ich hatte nicht viel Zeit und legte einen drauf. »Und jetzt sitzt du wieder ohne Mäuse da und musst alten Männern einen blasen.«
»Was willst du?«, wiederholte sie.
»Du fährst mit dem Zug nach Mailand in deine Wohnung und bringst mich für ein paar Monate da unter. Ich zahle gut.«
Sie starrte mich an. Sie hatte begriffen, dass ich ein Versteck brauchte. Nicht umsonst war sie die Witwe eines Mafiabosses. »Aber kein ekliges Zeug. Deine Spielchen stehen mir bis hier«, zischte sie zänkisch.
Offenbar dachte die feine Dame, sie könne die Rollen umkehren, weil ich ihre Hilfe brauchte. Diese schüchterne Rebellion erregte mich wie schon lange nichts mehr. Ich betrachtete die faltige Haut an ihrem Hals, die schlaffe Brust, die Zellulitisstreifen an den Oberschenkeln. Dann griff ich sie bei den Haaren und zwang sie auf ihr Bett, das Gesicht nach unten. Vom Nachttisch nahm ich die Flasche Fernet, mit der sie sich den Mund spülte, wenn sie einen ihrer Kunden gelutscht hatte, und setzte sie ihr sanft zwischen die Hinterbacken. Eine unendliche Minute lang bewegte ich meine Hand nicht. Ihr sollte restlos bewusst werden, was ich vorhatte. Und sie benahm sich gut. Sie wusste, sie war auf der Verliererseite und befand sich auf der hierarchischen Leiter dieses Milieus ganz unten. Sie tat alles, um mich zu überzeugen, dass sie begriffen hatte, wo ihr Platz war.
Als ich Anedda informierte, dass die
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