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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Übergabe innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden stattfinden würde, sagte er, er habe den Kurier anhand des Kennzeichens identifizieren können. Der Wagen gehörte einer Italienerin, die in Mailand lebte, einer Hure im Ruhestand. Ihr Lebensgefährte war ein wegen Dealerei vorbestrafter Bolivianer namens Jesus Zamorano.
    Am entsprechenden Abend rückte er mit seinem Kommando an, es bestand aus älteren, erfahren wirkenden Beamten. Sie gehörten der Generation der Terrorbekämpfer an, sie hatten uns gejagt und das Leben schwergemacht. Wir trafen uns auf dem Festland bei Venedig, auf dem Parkplatz einer Pension. Anedda winkte, ich solle ihm folgen. Er gab mir ein kleines Gerät, halb Mobiltelefon, halb Rasierapparat.
    »Ein Elektroschocker«, erklärte er. »Damit setzt du den Bolivianer außer Gefecht, dann ist er für mindestens zehn Minuten weg vom Fenster.«
    »Eine richtige Pistole wäre mir lieber.«
    Er lachte ungeduldig auf. »Besser, wir vermeiden in einem Kaufhaus Schießereien und Tote. Das Ding hier ist diskreter.«
    Auf einmal war es mir klar. »Du willst den Kurier gar nicht kassieren.«
    »Natürlich nicht. Ich schenke ihn ein paar Kollegen in Mailand, denen ich noch was schulde. In solchen Fällen darf man sich nicht lumpen lassen. Dein Boss genügt völlig, um mich groß rauszubringen.«
    Die Nacht im Lokal war ziemlich belebt, und mein Boss lächelte, zufrieden, dass das Geschäft so gut lief. Ich hätte zu gern gewusst, wo er sein Geld unterbrachte. Vielleicht im Ausland, aber ich schätzte ihn so ein, dass er seine Mäuse in der Nähe behalten wollte. Das Blue Sky war die reinste Goldgrube, wahrscheinlich hatte er ein paar Milliarden auf der hohen Kante. Die Anwälte würden ihn eine hübsche Stange Geld kosten, aber trotzdem würde ihm mehr als genug bleiben, um ein gutes Leben zu führen. Wenn er irgendwann wieder aus dem Knast raus war.
    Jemand tippte mir auf die Schulter. Ein Kosovare, er kam die Mädchen aussuchen. Er besah sie sich eine gute Weile, dann wählte er sieben aus.
    »Macht siebzig Millionen«, sagte ich hart.
    Er lächelte versöhnlich. »Kein Problem, mein Freund.«
    Ich sah ihn nicht an, sonst hätte er womöglich erkannt, dass mir seine Absicht, mich zu verladen, vollkommen klar war. Sie wollten die Tänzerinnen gratis abschleppen, aber ich konnte bei dem Treffen schlecht mit Aneddas Elektroschocker aufkreuzen, den würden sie mir in den Hals stopfen. Ich beschloss, entweder eine tauglichere Waffe aufzutreiben oder die Sache in den Wind zu schreiben.
    Gegen vier Uhr morgens verließen die letzten Gäste das Lokal. Ich fuhr schnell nach Hause, packte die Koffer und lud sie in den Panda. Nach ein paar Stunden Schlaf ging ich unter die Dusche und fuhr nach Treviso. Zum x-ten Mal kontrollierte ich, ob der Akku meines Handys geladen war. Anedda wollte anrufen, sobald mein Boss beim Kaufhaus auftauchte.
    Kurz nach elf Uhr morgens klingelte es. Ich trieb mich schon eine ganze Weile in der Haushaltswarenabteilung im obersten Stockwerk herum.
    »Er betritt jetzt das Kaufhaus«, meldete Anedda.
    Langsam ging ich zur Rolltreppe. Von hier oben konnte ich auch den Bolivianer sehen, der in der Spielzeugabteilung herumschlenderte. Auch er erhielt jetzt einen Anruf und ging in die Herrenabteilung.
    Sie benutzten dieselbe Umkleidekabine wie letztes Mal. Als mein Boss mit dem Kokain wegging, trat ich an die geschlossene Tür, hinter der der Kurier wahrscheinlich das Geld zählte. Ich schob sie auf und setzte dem Mann den Elektroschocker auf die Brust. Er sackte ohne einen Laut zusammen, ich trat ein und zog die Tür hinter mir zu. Dann öffnete ich den Koffer. Voller Geldscheine. Ich durchsuchte Zamorano und fand unter seiner Jacke links am Leib eine Doppelflinte mit abgesägten Läufen, ein vierzig Zentimeter langes Spielzeug, geladen mit Schrot für die Wildschweinjagd. Die ideale Waffe für ein geschäftliches Treffen mit der kosovarischen Mafia. Ich verließ die Kabine und ging rasch zur Treppe. Auf der Straße bemerkte ich ein gewisses Durcheinander. Eine Menge Schaulustiger scharte sich um zwei Zivilfahrzeuge der Polizei. Ich ging zum Parkplatz, versteckte den Koffer und die Lupara unterm Sitz und fuhr zurück nach Hause, schön vorsichtig, um auch ja keine Verkehrsregel zu brechen. Ich gelangte zum Blue Sky, das zu dieser Tageszeit verlassen dalag, und holte den Lieferwagen, der sonst zu allen möglichen Transporten diente. Am Abend zuvor hatte ich die Schlüssel mitgehen lassen,

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