Arrivederci amore, ciao
Lire?«
»Ja. Ich sage ja, mindestens eine Milliarde. Mein Mann sagt, weniger als eineinhalb Milliarden sind es nie.«
Ich trank meinen Gin Fizz und überlegte. Die Summe war das Risiko wert, wieder im Gefängnis zu landen, vor allem, wenn nur zwei, drei Leute sie teilen mussten. Der Tippgeber würde als Erster dran glauben müssen, dann Ciccio Formaggio, der war zu dumm, als dass ich ihn mit einem Geheimnis weiterleben lassen konnte, das mich betraf. Für die anderen würde ich mir später was ausdenken.
»Bevor ich mich entscheide, will ich mir den Ort ansehen.«
»Kein Problem. Ich organisiere dir das.«
Samstags darauf schob ich einen randvollen Einkaufswagen über den Parkplatz des riesigen Supermarkts. Ich tat so, als wüsste ich nicht mehr, wo ich meinen Wagen geparkt hatte, und ließ dabei die in die Außenwand eingelassene Stahlklappe nicht aus den Augen, hinter der das Geld wartete. Laut Ciccio Formaggios Informanten musste der Transporter in wenigen Minuten eintreffen.
Pünktlich kam der Panzerwagen auf den Parkplatz gerollt. Es war halb neun Uhr abends. Die Wachmänner warteten ein paar Minuten mit dem Aussteigen, um sicherzugehen, dass keine verdächtigen Bewegungen zu sehen waren. Zwei stiegen aus, Fahrer und Beifahrer, der dritte Mann blieb hinten im Laderaum. Falls nötig, konnte er durch die Luken das Feuer eröffnen. Die beiden öffneten die Klappe, nahmen die Geldsäcke heraus und stiegen wieder ein, das Ganze in weniger als einer Minute. Unmöglich, sie anzugreifen, zu entwaffnen, den Dritten in Schach zu halten und mit dem Geld abzuhauen. Sie zu eliminieren war die einzige Möglichkeit. Ich schaute mich um. Zweihundert Meter Luftlinie entfernt stand ein vierstöckiges Wohnhaus mit Dachterrasse. Ich ging hin und wartete, dass jemand hineinwollte. Eine Frau mit Kindern kam. Als sie die Tür öffnete, tauchte ich aus dem Nichts auf, meine Einkaufstüten in der Hand. Mein Aussehen, der Anzug, mein offenes Lächeln und die Tüten sorgten dafür, dass sie mich hineinließ. Über die Treppen gelangte ich aufs Dach. Wie ich es mir gedacht hatte: Von hier oben hatte man freie Sicht auf die Geldklappe. Zwei Scharfschützen könnten ohne weiteres die beiden Wachmänner in dem Moment abschießen, in dem sie das Geld herausnahmen. Der Dritte würde im Laderaum in der Falle sitzen, ein paar Salven auf die Luken würden genügen, um ihn in Schach zu halten. Dann konnte man an den beiden Toten vorbeifahren und die Säcke einladen. Geschätzte Zeit der Operation: eine Minute. Ich rauchte noch eine Zigarette und rechnete aus, wie viele Leute nötig wären. Neben mir, Ciccio und seinem Informanten brauchte man zwei Scharfschützen auf dem Dach und drei Leute im Wagen. Insgesamt also acht. Abzüglich Wachmann und Ciccio, die keinen Pfennig sehen würden, war die Torte durch sechs zu teilen. Also mindestens 170, maximal 250 Millionen pro Kopf. Zu wenig, um Lebenslänglich zu riskieren. Da hieß es, die Anzahl der Berechtigten noch ein wenig zu reduzieren.
Ich stieg in den Wagen und fuhr nach Varese, wo Ciccio Formaggio in einer Sandwichbar auf mich wartete.
»Und?«, fragte er besorgt.
Ich trank einen langen Zug eiskaltes Bier. »Es braucht seine Zeit, so einen Coup vorzubereiten. Wir müssen einen Plan machen, Waffen und Autos besorgen, ein Versteck organisieren und vor allem die richtigen Leute auftreiben.«
»Was denkst du, wann schlagen wir zu?«
»Frühestens im Oktober.« Ich deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Ich mache mit, aber unter einer Bedingung: Ich habe das Kommando, und ab jetzt machst du nur noch, was ich dir sage, sonst nichts.«
»Klar. Kein Problem.«
»Du bist der Verbindungsmann zu deinem Informanten. Fertig. Wehe, du versuchst irgendwas anderes.«
»Eh, mein Freund«, wehrte er sich beleidigt. »Das ist meine Idee. Vergiss nicht, wenn du reich wirst, dann verdankst du das einzig und allein mir.«
Ich starrte ihn an. Ciccio war wirklich ein Idiot. »Entschuldige, eigentlich hast du recht, aber ich will, dass von Anfang an Klarheit herrscht. Von uns beiden will doch keiner wieder ins Gefängnis, oder?«
»Nein.«
Ich klopfte ihm freundschaftlich lächelnd auf die Schulter und freute mich schon darauf, ihn abzuknallen.
Auf der Autobahn überlegte ich, wie sich mein Vertrag mit dem Blue Sky auflösen ließ. Für den Boss würde ich immer ein Laufbursche bleiben. Es interessierte ihn nicht, was aus mir wurde, solange er mich benutzen und irgendwann, wenn er mich nicht
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