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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Aufmerksamkeit erregt, und die Kollegen im Veneto konnten nicht meckern. Der Polizeipräsident persönlich hat gratuliert.«
    Ich nickte feierlich. Anedda parkte in einer wenig befahrenen Seitenstraße. Er deutete auf das Köfferchen. »Wie viel?«
    »Exakt zweihundert.«
    Er hieb mir mit dem Ellbogen aufs Jochbein. Ein trockener, gezielter, kraftvoller Hieb, dank Erfahrung und Training ganz selbstverständlich ausgeführt. Mir verschwamm alles vor den Augen, ich legte den Kopf aufs Armaturenbrett.
    »Ich hab da was von einer merkwürdigen Sache auf einem Parkplatz in Mestre gehört«, zischte er wütend. »Ein Typ hält mit seiner Lupara eine Gruppe Arschgesichter in Schach, und dann kommen ein paar nuttige Mädchen hinten aus einem Lieferwagen raus und rennen weg wie die Hühner.«
    Zu leugnen wäre sinnlos gewesen. Anedda hätte mich umgebracht. »Ich hab Scheiße gebaut.«
    Nochmal der Ellbogen, diesmal aufs Ohr. Verhörtechnik. In seiner langen, ehrenwerten Laufbahn hatte er wahrscheinlich eine Menge Studenten und extrem linke Arbeiter verprügelt. Ich begriff, dass er sich austoben musste und ich besser stillhielt.
    »Du hast mich verladen wollen, aber weil du ein Loser bist, wäre die Sache um ein Haar schief gegangen. Wenn die Carabinieri dich in die Finger gekriegt hätten, wären wir beide im Gefängnis gelandet.«
    Er zog den Zündschlüssel aus dem Schloss und ratschte mir damit über die Wange. Wortlos nahm ich ein Taschentuch und drückte es auf die Wunde. Ich klappte die Sonnenblende herunter, wischte mit den Fingern den Staub vom Schminkspiegel und sah nach. Der Schnitt war nur ein paar Zentimeter lang. Nichts Großes. Genug, um mir klarzumachen, wer jetzt und in Zukunft das Sagen hatte.
    »Du brauchst eine Lektion«, fuhr der Bulle fort, jetzt ruhiger. »Statt dreißig Prozent kriegst du zehn.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Gib mir dreißig, und ich lass dich bei einer Sache mitmachen, mit der du wirklich reich wirst.«
    »Ach ja? Noch ein Großhandel mit Nutten?«, antwortete er höhnisch.
    »Ein Geldtransporter.«
    Er zündete sich eine Zigarette an. »Wie viel?«
    »Eine Milliarde auf jeden Fall, wahrscheinlich anderthalb.«
    »Lass hören.«
    »Gib mir dreißig Prozent.«
    »Nur, wenn mich dein Vorschlag interessiert.«
    Ich berichtete ihm alles, mit sämtlichen Details.
    »Und was willst du von mir?«, fragte er hinterher. »Du wirst ja wohl nicht erwarten, dass ich mir eine Strumpfmaske überziehe.«
    »Natürlich nicht«, antwortete ich. »Du musst mir nur ein paar Leute nennen, die ich noch für den Coup brauche. Ich war zu lange weg vom Fenster. Die Typen, die ich aus San Vittore kenne, will ich nicht fragen. Sie kennen mich, und ich kann nicht ausschließen, dass sie singen würden, wenn was schief läuft.«
    »Mehr nicht?«
    »Noch eine Kleinigkeit, die ist für die Sache selbst eigentlich nicht entscheidend. Sagen wir, es wäre sinnvoll, wenn wir mit weniger Leuten teilen müssen.«
    Er grinste. »Wie viele willst du umlegen?«
    »Zwei sind schon tot, sie wissen es nur noch nicht. Bei den anderen müsste man sehen. Ich hab gedacht, ich hol alle Mann fürs Teilen zusammen und … verteile ein bisschen Blei, mit deiner Hilfe.«
    Er zog seinen Revolver und hielt ihn mir an die Seite. »Vielleicht bekommst du Lust, mich gleich mit kaltzumachen.«
    »Vielleicht hast du dasselbe vor.«
    Ferruccio schob die Beretta wieder ins Halfter und wechselte das Thema. »Ich soll dir also ein paar Leute besorgen, die zu allem bereit sind.«
    »Ist das schwierig?«
    Er lachte prustend. »Ach was. Es war nie so leicht, ein paar verzweifelte Typen aufzutreiben. Heute findest du an jeder Ecke welche. Dieses Land ist der reinste Elefantenfriedhof geworden, alle kommen zum Sterben her.«
    Er wurde wieder ernst und fing an, das Geld zu zählen. Meinen Anteil steckte er in einen Umschlag und sagte, ich solle abhauen. Er würde sich übers Handy melden. Wo ich wohnte, fragte er nicht. Entweder wusste er es, oder es war ihm scheißegal.
    Ich hielt ein Taxi an und ließ mich zweihundert Meter von der Wohnung entfernt absetzen. Die Witwe lag immer noch schlafend in der Badewanne. Ich hob sie mühsam hoch und legte sie aufs Bett. Dann stellte ich mich vor den Badezimmerspiegel. Meine Wange war geschwollen, der Schnitt hatte aufgehört zu bluten. Ich durchwühlte das Badezimmerschränkchen und fand Pflaster und Desinfektionsmittel. Das gab sicher eine Narbe. Ein Ambulanzarzt hätte das mit ein paar Stichen flicken

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