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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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etwas außerhalb des Ortes. Obwohl es Nacht war und der Bulle die Fenster hinuntergelassen hatte, war es so heiß in seinem Wagen, als würde das Blech die tagsüber gespeicherte Hitze abstrahlen. Mir klebte der Hemdkragen am Hals. Ich hasste es zu schwitzen. Anedda hingegen wirkte wie frisch geduscht.
    »Also, meine Kollegen und ich erwarten deinen Boss vor dem Kaufhaus und greifen uns ihn und das Koks«, rekapitulierte er. »Du stellst unterdessen den Kurier in der Umkleide, ziehst ihm eins über und schnappst dir das Geld. So sieht dein Plan aus?«
    »Ja.«
    »Nicht verkehrt. So ersparen wir uns einen Haufen Umstände. Bist du auch sicher, dass die Übergabe immer an demselben Ort stattfindet?«
    Ich betrachtete schweigend die Spitzen meiner Schuhe. Diese Möglichkeit hatte ich ganz übersehen. Ich fühlte mich wie damals, als ich feststellen musste, dass ich den Zeitplan des Nachtwächters nicht überprüft hatte und die Bombe diesem Idioten in den Händen hochgegangen war.
    »Ich frage dich das«, fuhr Anedda fort, so ungerührt wie ein Pistolenlauf, »weil ich keine Lust habe, jede Menge Ausreden zu erfinden, warum ich ein ganzes Einsatzkommando aus Mailand brauche und die Kollegen aus Treviso übergehe, und dann ist das Ganze ein Schlag ins Wasser. Und ich stehe da wie das letzte Arschloch. Und fange mir einen Mordsanschiss ein. Einen von denen, die dir die Karriere versauen. Falls das passiert, mach ich dich alle, Pellegrini. Verlass dich drauf.«
    Da hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Ich musste mich schnell entscheiden. Die Operation abblasen oder ihm einfach versprechen, dass es keine Überraschung geben würde? Ich beschloss, es zu riskieren. Sonst würde der Coup im Einkaufszentrum für immer ein Traum bleiben, und ich war zu alt, um mir vergeudete Gelegenheiten entgehen zu lassen. Ich musste es riskieren. Außerdem, schon rein statistisch gesehen war es unwahrscheinlich, dass ich zweimal Pech haben würde.
    »Keine Sorge, Anedda«, sagte ich, »ich verschaffe dir deine Erfolgsmeldung und Geld. Für dich wird das ein super Geschäft.«
    Der Kokainvorrat im Blue Sky schien unerschöpflich. Ich verfolgte den Drogenhandel anhand einiger Gäste, die koksten und mir Gefallen schuldeten. Die Spannung machte mir schwer zu schaffen. Jetzt hätte mir eine Frau gut getan. Eine wie Flora. Aber ich musste warten. In manchen Situationen ist man besser allein.
    Mein Boss hatte keine Mitinhaber. Konnte er gar nicht. Und wenn Anedda ihn sich geschnappt hatte, konnte er dem Lokal und der Freiheit Lebewohl sagen. Seine Freunde bei der Antimafia-Einheit würden machtlos sein. Anedda würde seinen eigenen Arsch mit einer hübschen Pressekonferenz sichern. Zeitungen, Radio und Fernsehen, und er und seine maskierten Männer hinter einem Tisch mit einem schimmernden Schneegebirge. Anedda hatte ich gesagt, im Lokal selbst gebe es nichts Interessantes zu holen. Tänzerinnen und zwei Gorillas. Aber noch während ich es sagte, hatte ich einen Einfall. Sogar zwei. Mit dem ersten konnte ich mich bei den Rumänen revanchieren. Bei Regen schmerzte der Arm, den sie mir gebrochen hatten, und erinnerte mich an die Demütigung. Ich sagte zu Anedda, sie hätten mir verraten, dass sie den Albaner in dem Bauernhaus umgebracht hatten. Er spitzte die Ohren.
    »Ich war gerade am Überlegen, was ich den Kollegen hier vom Ort überlassen könnte, damit sie die Kröte leichter schlucken. Ein aufgeklärter Mord ist immer eine hübsche Reklame, auch wenn es ein unbedeutender Fall ist. Irgendwelche Details, mit denen wir sie festnageln können?«
    Ich grinste. »Sie haben die Prügel und Hämmer in einen Graben geworfen.«
    »Und ganz zufällig weißt du, in welchen.«
    Ich grinste erneut.
    Der zweite Einfall betraf das Humankapital des Lokals, also die Tänzerinnen. Das Blue Sky würde man konfiszieren und sie auf die Straße setzen. Wirklich zu schade. Ich hingegen könnte einen guten Schnitt machen, indem ich sie an die Banden von Kosovaren verkaufte, die seit einiger Zeit hier im Nordosten herumschnüffelten, auf der Suche nach Tänzerinnen für ihre Clubs in Pristina. Der ruhmreiche Befreiungskrieg war schon seit einer Weile beendet, aber die Kfor-Truppen, die Friedenssicherer, waren noch nicht abgezogen. Und wie alle Soldaten wollten auch sie sich vergnügen und vögeln. Daher hatte die kosovarische Mafia, ein direkter Ableger der albanischen, von heute auf morgen die verschiedensten Lokale aufgemacht. Die Lap-Dance-Bars warfen am meisten

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