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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Ordnung sind, verpfeife ich sie nicht an die Bullen, sondern schlage ihnen einen einfachen Überfall mit großer Beute vor.«
    Anedda drehte sich zu mir um. »Etwas weniger Riskantes ist dir nicht eingefallen? Diese Leute dürften Verräter nicht sonderlich schätzen. Wenn du Pech hast, stechen sie dich gleich ab.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Aber wie sollte ich sie glauben machen, dass ein Gangster sie gefunden hat? Dann schon besser eine Halbwahrheit.«
    Der Bulle ließ mich in der Nähe des Bahnhofs Cadorna raus. Ich spazierte umher, bis ich Hunger bekam. Dann ging ich in ein Restaurant.
     
    Um acht Uhr morgens klingelte ich am Unterschlupf der Kroaten. Ich wollte, dass sie noch verschlafen waren. Die Frau machte auf. Sie hieß Bazov, der Vorname war unaussprechbar. Für eine Hure gibt es nichts Schlimmeres als einen komplizierten Namen, also nannte sie sich im Milieu Luana. Sie stammte aus Vukovar. Flüchtling im eigenen Land, dann Flüchtling in Italien, dann die Straße. Sie hatte noch halb geschlossene Augen. »Was willst du?«, nuschelte sie.
    »Von dir nichts. Ich habe mit Černi zu sprechen und mit seinem Kumpel, Zaninović.«
    Sie wurde blass und war sofort hellwach. Panisch schüttelte sie den Kopf. »Kenne ich nicht«, log sie.
    Ich zwickte ihr fies in eine Brustwarze. Noch so ein Trick, den mir die Rumänen vom Blue Sky beigebracht hatten. »Hol sie her«, befahl ich ihr.
    Entsetzt schlug Luana mir die Tür vor der Nase zu. Ich hätte die Tür eintreten und einfach reingehen können, aber vielleicht lauschten die beiden ja und warteten bewaffnet und für jede Eventualität gerüstet. Ich sah, dass jemand mich durch den Spion beobachtete. Ich regte mich mit keiner Faser. Černi selbst machte mir auf. Eine Hand auf der Klinke, in der anderen eine dicke Automatikpistole.
    »Ciao, Romo«, begrüßte ich ihn. »Ich hab mit dir zu reden.«
    Er schaute hinaus, zur Kontrolle, ob ich allein war. Dann blickte er mich wieder an. Er war groß und kräftig, mit einem furchteinflößenden Gesicht. Sein fräuleinhaft kleiner Mund stand in heftigem Kontrast zum rasierten Schädel, dem vierkantigen Kinn und den Skinhead-Kampfstiefeln. Als ich seinem blassblauen Blick begegnete, dem Blick eines in der Falle sitzenden Tiers, wurde mir klar, dass es nicht so leicht sein dürfte, diesen Mann umzubringen und sein Stück vom Kuchen zu behalten.
    Mit einem Ruck des Kopfes winkte er mich hinein. Kaum war ich über die Schwelle, drückte er mich an die Wand, um mich zu durchsuchen. Professionell. Wie auch anders, er war einen guten Teil seines Lebens lang Bulle bei der Staatspolizei gewesen. Mit der Pistole wies er mich in den Flur. Wir betraten eine geräumige Küche, wo uns sein Kumpel erwartete, die Pumpgun im Anschlag. Er zielte auf mein Gesicht. Wenn er abdrückte, würde es mir den Kopf vom Leib pusten. Romo bellte einen Befehl, und Tonči senkte die Waffe. Ich lächelte ihn an. Er war groß und sehnig, hatte von jahrelangem Krafttraining deutlich ausgeprägte Muskeln. Auch sein Schädel war rasiert, am Kinn seiner Verbrechervisage spross ein dünner blonder Spitzbart. Der klassische Schlächter. Sie boten mir einen Stuhl an. Der Tisch war noch vom Abendessen gedeckt, Teller und Besteck für zwei. Die Kleine ging also vorm Abendessen anschaffen. Ich zündete mir eine Zigarette an.
    »Sprich«, befahl Černi auf Italienisch im Verhörston. Der Beruf lag ihm in den Genen.
    »Ich arbeite für die Polizei«, erklärte ich. »Ich helfe bei der Fahndung. Für Geld. Ich bin kein Patriot wie ihr. Ich habe euch entdeckt, jetzt könnte ich euch an die Bullen verkaufen, aber ich will euch lieber einen Job anbieten.«
    Černi übersetzte das dem anderen. Dann blickte er mich wieder an. »Was für Job?«
    »Überfall auf einen Geldtransporter.«
    »Wir haben nie Überfälle gemacht.«
    »Ihr wartet auf einem Dach und legt zwei Wachmänner um, mehr nicht.« Ich machte die Geste des Gewehranlegens. »Scharfschützen.«
    Sie diskutierten miteinander. »Wie viel Geld für jeden?«
    »Mindestens zweihundert Millionen Lire. Damit kommt ihr überall hin.«
    »Warum sollen wir dir trauen?«
    »Weil ihr bis zum Hals in der Scheiße sitzt. Ihr versteckt euch hier, das heißt, eure Freunde zu Hause haben euch abgeschrieben. Ihr seid verurteilt, sie wollen euch opfern, die einzige Möglichkeit, euren Arsch zu retten, besteht darin, genug Kohle zusammenzubringen, dass ihr über den Ozean kommt, aus Europa weg.«
    »Und wenn wir nein sagen,

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