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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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würde mein Geld nicht in so was Billiges stecken. Mittlerweile hatten sogar die Chinesen Pizzerien. Bei den Risiken, die ich eingehen musste, um mir eine anständige Zukunft aufzubauen, verdiente ich etwas Besseres. Vor allem, was das Niveau der Gäste anging. Ich brauchte einen neuen, unbefleckten Ruf, und den konnten mir nur anständige Leute verschaffen. Welche mit dickem Geldbeutel und den richtigen Bekannten. Ich wollte ein Luxusrestaurant aufmachen. Natürlich dachte ich nicht im Entferntesten daran, selbst den Koch zu spielen. Ich würde einfach Profis engagieren und als Chef auftreten, an den Tischen und an der Kasse. Es war nur eine Frage des Geldes. Wenn du ein Außenseiter bist, im Knast warst, stehen dir tausend Hindernisse im Weg. Und alles kostet das Doppelte.
    Ich zahlte und brach auf. Als ich müde wurde, ging ich ins Kino. Amerikanischer Film. Langweilig.
    Also zurück zur Witwe. Als sie den Schlüssel im Schloss hörte, lief sie rasch in ihr Zimmer und sperrte die Tür hinter sich zu. Kurz war ich versucht, sie in Ruhe zu lassen, aber ich wollte mich noch ein bisschen vergnügen. Ich klopfte an und zwang sie, auf allen vieren ins Wohnzimmer zu kommen.
    Ferruccio, der Bulle, ließ eine Woche lang nichts von sich hören. Am Samstag fuhr ich wieder zum Einkaufszentrum hinaus, um Zeitplan und Strecke des Geldtransporters zu kontrollieren. Das war der einzige Moment, in dem es mir gelang, die Langeweile zu vertreiben. Die Stadt stieß mich ab wie einen Fremdkörper, die Restaurants boten mir die einzige Zerstreuung. Jeden Tag zweimal. Ich ging nur in welche, die ein bestimmtes Niveau versprachen.
     
    Derselbe McDonald’s wie letztes Mal, derselbe Wagen. Anedda bewegte sich rasch durch den Verkehr, immer den Rückspiegel im Auge. Er war unablässig auf der Hut.
    »Ich hab die richtigen Leute aufgetrieben«, verkündete er. »Drei spanische Anarchisten, zwei Männer und eine Frau, die nach einem anderen Überfall geflohen sind und null Chance haben davonzukommen.«
    »Und?«, drängte ich.
    Er lachte schroff. »Zwei kroatische Ustaša-Kämpfer. Kriegsverbrecher, aber hervorragende Schützen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das klappt nie und nimmer. Die arbeiten auf keinen Fall zusammen.«
    »Klar doch«, entgegnete Ferruccio. »Sie stecken wirklich restlos in der Klemme und brauchen dringend das Geld. Außerdem müssen sie gar nicht zusammenarbeiten. Die Kroaten auf dem Dach, die Spanier in dem Wagen, der das Geld einsammelt.«
    Er hatte recht. Keine schlechte Idee. »Und wenn sie weg sind, wird niemand sie vermissen, was?«
    »Genau. Unter deinem Sitz sind zwei Aktendeckel mit allen Infos über sie, die du brauchst, Fotos und momentane Adressen. Eigentlich sollten sie festgenommen werden, aber das hab ich abbiegen können. Du hast zehn Minuten zum Lesen. Die Sachen kann ich nicht rausgeben.«
    Erst die Kroaten. Romo Dujić, genannt Černi, der Schwarze, 44, und Tonči Zaninović, 42 Jahre alt. Milizen aus dem zweiundsiebzigsten Polizeibataillon, angeklagt wegen Beteiligung an diversen ethnischen Säuberungsaktionen. Im Bericht wurden sie als Sniper bezeichnet, Scharfschützen. Das war für mich das einzige Detail von Interesse. Ich sah mir die Fotos an. Üble Visagen. Gefährliche Leute. Die würden sich nicht so leicht umlegen lassen. Sie waren in einer kleinen Wohnung in Giambellino untergekrochen, Mieterin war eine kroatische Prostituierte. Solidarität und Patriotismus.
    Dann die Spanier. Sebastian Monrubia, Esteban Collar und María Garcés. 39, 36 und 31 Jahre alt. Decknamen Pepe, Javier und Francisca. Sie eine absolut heiße Braut, die beiden anderen hatten dumpfe, fanatische Gesichter. Idealisten, die sich der Selbstaufopferung geweiht hatten. Die würden sich ohne Problem beseitigen lassen. Die spanische Justiz suchte sie wegen eines Überfalls, der böse ausgegangen war, ein Polizist tot, einer schwer verletzt. Sie versteckten sich in der Wohnung eines italienischen Genossen, der in einem autonomen Sozialzentrum arbeitete und als Einziger ans Telefon ging.
    Ich verstaute die Papiere wieder unterm Sitz und zündete mir eine Zigarette an. »Morgen kontaktiere ich beide Gruppen.«
    »Wie willst du an sie rankommen?«
    Diese Frage hatte ich erwartet. Das war schließlich der kritischste Augenblick der ganzen Operation. Ich brauchte einen überzeugenden Vorwand. Sehr überzeugend musste er sein. »Ich sage ihnen, dass ich ein Spitzel bin und sie entdeckt habe, aber weil ich finde, dass sie in

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