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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Körper hindurchgehen wie ein Messer durch ein Stück weiche Butter. Abgesehen davon würden die Sniper sowieso auf den Kopf zielen. Die beiden Wachmänner würden umkippen wie zwei Ochsen beim Schlachter. In Italien Geldtransporter zu überfallen, war lohnend und überhaupt nicht kompliziert. Man musste nur Mumm genug haben, Lebenslänglich zu riskieren. Die beiden Männer öffneten die stählerne Klappe und nahmen die Säcke mit dem Geld heraus. Durch das Objektiv verfolgte ich ihr Fahrzeug, bis es hinter einer Kurve verschwand. Zur Sicherheit sah ich mir den Film sofort an. Perfekt.
    Ich hatte den anderen als Treffpunkt eine Wohnung bei den Kanälen genannt, in der illegal gespielt wurde. Jetzt am Sonntagmorgen war kein Mensch hier, und der Inhaber, ein kleiner Gangster, den ich aus San Vittore kannte, hatte mir für ein paar Hunderter den Schlüssel überlassen. Als ich die Tür öffnete, schlug mir der Gestank von Rauch, Schweiß und Elend entgegen. Ich riss die Fenster auf, ein vergeblicher Versuch, etwas frische Luft hereinzubekommen. Spärliche Möblierung, runde Plastiktische mit grünen Decken, alte, wacklige Holzstühle. Die einzig neuen Gegenstände waren der Fernseher und der Videoplayer. Am Boden daneben ein Stapel Pornokassetten, mit denen sich die Gäste die Zeit vertrieben, bis sie wieder an der Reihe waren zu spielen. Ich zündete mir eine Zigarette an und postierte mich am Fenster, von wo aus ich die Straße beobachten konnte. Als Erste kamen die Kroaten. Wachsam, die Hände in den Taschen, jederzeit bereit, die Pistolen zu ziehen und loszuschießen. Ich wartete auf der Türschwelle, die Hände vorm Leib sichtbar, und bat sie herein, damit sie die Wohnung durchsuchen konnten. Absolut nicht beruhigt, setzten sie sich auf ein Sofa, von wo aus sie den Eingang im Blick hatten. Die Spanier kamen eine halbe Stunde zu spät. Pepe und Javier betraten die Wohnung als Erste, die Revolver hinterm Rücken versteckt, und stellten sich neben die Tür. Dann erst kam Francisca herein. An dem Tag sah sie noch besser aus. Sie trug ein elegantes Kostüm, passende Schuhe und Handtasche, schwarze Nylonstrümpfe. Mich würdigte sie keines Blickes. Sie blieb mitten im Zimmer stehen und fixierte die beiden Kroaten. Romo und Tonči betrachteten sie ihrerseits. Černis lüsterner Blick beunruhigte mich. Die Spanierin gefiel ihm. Wahrscheinlich hätte er sie nur zu gern vergewaltigt und dann umgebracht. Da täuschte ich mich sicher nicht, in Mittelamerika hatte ich genügend Gelegenheit gehabt, mich mit den Gewohnheiten der Soldateska vertraut zu machen. Mir war scheißegal, was für ein Ende die Spanierin nehmen würde, aber unser Plan durfte nicht für einen Fick riskiert werden. Als den Kroaten klar wurde, dass die Begleiter der schönen Frau Waffen hinterm Rücken trugen, legten sie sich ihre Halbautomatischen auf die Knie. Die Spannung war mit Händen zu greifen.
    »Knarren weg«, sagte ich entschlossen. »Konzentriert euch jetzt auf den Plan. Nächsten Samstag steigt unsere Sache.« Ich verdunkelte die Wohnung und drückte auf den Knopf des Videoplayers. Die Bilder huschten über den Bildschirm und beanspruchten die Aufmerksamkeit aller, was für etwas Entspannung sorgte. Ich zeigte den ganzen Film ohne Unterbrechung, dann spulte ich zurück und ließ ihn von vorn laufen, stoppte ihn zwischendurch mit der Pausentaste, um Details zu besprechen. Es dauerte seine Zeit, denn Tonči brauchte immer erst eine Übersetzung, aber am Ende waren alle überzeugt, dass es so funktionieren würde.
    Auf einer Straßenkarte zeigte ich ihnen, wie sie zum Einkaufszentrum kamen und was ich als Fluchtweg geplant hatte. Beide Gruppen sollten je einen der Wagen benutzen, die Ciccio Formaggio geklaut hatte, und mich nach dem Überfall bei einer Tankstelle an der Straße nach Varese treffen. Von dort aus würde ich sie zum Aufteilen der Beute zu einem allein gelegenen Landhaus bringen. Danach würden sich unsere Wege trennen.
    Die Anarchisten standen auf und verließen die Wohnung. Francisca drehte sich noch einmal um und sah Romo in die Augen. Sie hatte die Gelüste des Ustaša-Kämpfers erraten, und ihre Antwort war dieser herausfordernde Blick. Den Mann beeindruckte das nicht im mindesten, er leckte sich provozierend langsam die Lippen.
    Die beiden Kroaten warteten zehn Minuten, bevor sie grußlos gingen. Ich rauchte noch eine. Dann nahm ich die Kassette aus dem Videoplayer und zertrat sie. Keine Beweise hinterlassen. Die Trümmer tat ich

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