Arrivederci amore, ciao
in eine Plastiktüte, in die ich auch die gefüllten Aschenbecher leerte. Ich versicherte mich, dass keine Spur unserer Anwesenheit in der Bude zu sehen war, dann ging ich durch die menschenleeren Straßen zu der Bar, wo der Inhaber der Wohnung auf mich wartete. Ich ließ ihm die Schlüssel und die zweite Hälfte der Miete in die Hand gleiten.
Dann ging ich wieder Richtung Stadtmitte. Ich musste in aller Ruhe nachdenken und setzte mich in ein Fischrestaurant. Ich hatte großen Appetit und bestellte kalte und warme Antipasti, danach Linguine mit Hummer und einen Fritto misto aus Fischen und Calamari. Der Sommelier trat an meinen Tisch. Würdevoll empfahl er mir einen Weißwein aus dem Collio. Während er dessen Vorzüge aufzählte, spähte ich in die Karte und sah, dass die Flasche geschlagene fünfzigtausend kostete. Der musste gut sein, da gab es nichts. Mit einem Kopfnicken bestätigte ich seine Empfehlung.
Als ich endlich allein war, betrachtete ich im silbernen Platzteller lange mein verzerrtes Spiegelbild. Dann stellte ich im Geiste eine Liste der Personen auf, die sterben mussten. Die Witwe, Ciccio Formaggio, der Wachmann, von dem er den Tipp hatte, Romo, Tonči, Pepe, Javier und Francisca. Acht. Zu viele, wenn sie denn miteinander zusammengehangen hätten. Das taten sie aber nicht, und die Leichen der Ausländer würden nie entdeckt werden. Flüchtig auch als Tote. Um die ersten drei musste ich mich selbst kümmern. Das Problem mit der Witwe hatte ich nach der Hälfte der Antipasti gelöst. Sie würde nach der üblichen Methode einschlafen, Fernet und Schlaftabletten in der Badewanne. Dann würde ich sie an den Beinen hochziehen, bis ihr Kopf unter Wasser geriet. Die Nachbarn, daran gewöhnt, dass sie längere Zeit weg war, würden keinen Verdacht schöpfen, und wenn sie wegen des Gestanks die Polizei riefen, würden alle, Gerichtsmediziner inklusive, an einen Unfall glauben. Die Presse würde sich daran erinnern, wessen Frau sie gewesen war, und ihr eine mit Erinnerungen und Mitleid gespickte Nachricht widmen. Dienstag früh würde ich sie umbringen, drei Tage nach dem Überfall, wenn der erste Wirbel sich gelegt hatte. Dann wollte ich ins Veneto umziehen und ein neues Leben anfangen. Beim Gedanken an die Witwe bekam ich einen Ständer und die eine oder andere versaute Idee, wie ich mich mit ihr amüsieren könnte. Aber das ließ ich besser bleiben. Wenn der Leichenbeschauer Spuren von meinen Spielchen entdeckte, kam er am Ende noch auf merkwürdige Gedanken.
Die beiden anderen mussten am Abend vor dem Überfall dran glauben. Ich wollte Ciccio zu mir bestellen, damit er mir die Autoschlüssel gemeinsam mit seinem Informanten brachte. Sollte er fragen, warum der unbedingt mitkommen sollte, würde ich sagen, dass ich seinen Partner von Angesicht zu Angesicht sehen wollte, damit es nachher im Moment des Teilens keine böse Überraschung gäbe. Eine bescheuerte Ausrede, auf die nur ein Idiot wie Ciccio Formaggio hereinfallen konnte. Sein Freund vom Sicherheitsdienst würde das sowieso schlucken, er war ein unbeschriebenes Blatt ohne jede Erfahrung abseits des Legalen. Und Ciccio würde ihm gegenüber für mich geradestehen. Während ich an den Hummerschalen lutschte, überlegte ich, wie ich sie umbringen könnte. Bei so etwas ist die einfachste, schnellste und sauberste Lösung immer die beste. In diesem Fall ein Genickschuss. Die Kugel zerstört das Gehirn, das Opfer hat nicht mal Zeit, der Welt Lebewohl zu sagen. Der ganze Sabber, Blut, Knochensplitter und Hirnmasse, spritzt exakt auf der dem Einschuss gegenüberliegenden Seite hinaus. Ich würde auf der Rückbank ihres Autos sitzen und sie von dort aus kaltmachen. Erst den Fahrer. Dann den anderen. Mit Pistole und Schalldämpfer. Damals in Mittelamerika, als ich Luca hinrichtete, dröhnte mir der Schuss in den Ohren und beraubte mich so eines Teils des Staunens und des Machtgefühls, das man empfindet, wenn man einem Mann das Leben nimmt, indem man abdrückt. Danach würde ich die Leichen mit Benzin übergießen, und die Bullen hätten einige Zeit zu basteln, bis sie die verkohlten Reste identifizieren könnten. Sobald dann feststünde, dass es sich um einen umgekrempelten Exterroristen und einen Wachmann handelte, würde man sofort die Verbindung zu meinem Überfall erkennen. Genau das wollte ich. Diese Spur würde nirgendwohin führen, und da Anedda als Chef der Spezialeinheit an den Ermittlungen teilnahm, konnte er sie nötigenfalls von mir
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