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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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ablenken.
    Bei den anderen fünf, den Kroaten und den Spaniern, sah die Sache schon komplizierter aus. Sie umzubringen war riskant. Da musste ich auf Leute schießen, die damit rechneten und das Feuer erwidern konnten. Aber ich würde es schaffen. Lebend. Sie nicht. Sie würden nie wieder so einen Fritto misto aus Fischen und Calamari essen, wie ich ihn gerade serviert bekommen hatte. Glutheiß und so zart, dass die Bissen im Mund zerflossen. Ich würde sie zu dem Landhaus führen, und dort würde Anedda plötzlich auftauchen und sie mit einem Kugelhagel eindecken. Dann könnte ich mit der Lupara meinen Teil erledigen. Eigentlich wäre der günstigste Augenblick später, während des Aufteilens. Aber da bestand die Gefahr, dass uns einer von ihnen zuvorkam, das Geld mit Blut befleckt oder eine Ladung Schrot abbekommen würde. Die Leichen würden wir vergraben, und so würde von ihnen für die nächsten zwanzig Jahre nichts bleiben als ihre Namen und Gesichter in den Unterlagen der Ausländerpolizei.
    Zum Abschluss gönnte ich mir ein Stück neapolitanischen Kuchen mit Quark- und Weizenkörnerfüllung. Der Sommelier tauchte wieder auf und schlug mir dazu einen sizilianischen Süßwein vor. Um einem Vortrag über Süßweine zu entgehen, sagte ich sofort, das sei einer meiner Lieblingsweine. Jetzt war der Moment, über die zeitliche Organisation nachzudenken. Jede militärische Operation – und das war ein Überfall auf einen gepanzerten Geldtransporter, garniert mit einem knappen Dutzend Toten, ganz sicher – musste mit der Präzision einer Schweizer Uhr ablaufen. Ich rekapitulierte jede einzelne Phase des Coups, und als ich zahlte, fühlte ich mich wie neu. Reich und als Sieger. Genau so fühlte ich mich.
     

Tuana
    Montag, 14 Uhr.
    Anedda war nervös. Und hatte es eilig. Man erwartete ihn im Polizeipräsidium zur Vorbereitung einer Razzia im Versteck algerischer Terroristen, einer Gruppe von Fanatikern, die Frauen und Kindern die Kehle durchzuschneiden pflegten. Wie immer blickte er beim Fahren häufig in den Rückspiegel.
    »Und?«
    Ich brachte ihn auf den neuesten Stand.
    »Sieht gut aus, finde ich«, bemerkte er zufrieden.
    »Ich brauche eine Pistole mit Schalldämpfer.«
    »Für wen?«
    »Ciccio Formaggio und den anderen.«
    »Die Leichen?«
    »Werden flambiert.«
    »Und die Witwe?«
    Dieser verdammte Bulle wusste also genau, wo ich wohnte. Eine Art, mir mitzuteilen, dass ich nicht zu versuchen brauchte, ihn reinzulegen. Ich reagierte mit keiner Faser. »Natürlicher Tod. Selbstmorddrama, Einsamkeit.«
    Er kicherte belustigt. Dann wurde er wieder ernst. »Ich habe auf dem offenen Land ein verlassenes Haus ausfindig gemacht, genau das Richtige für uns. Niemand in der Nähe, der die Schüsse hören könnte, und wir müssen nicht einmal Gräber graben. Neben dem Haus ist eine alte Zisterne, wo wir sie reinwerfen können. Übermorgen fahren wir hin und sehen uns das an. Da bringe ich auch die Waffen mit.« Er fuhr an den Bordstein. Wir hatten nichts mehr zu besprechen.
     
    Mittwoch, 11 Uhr
    Schöne, warme Sonne. So einen Oktober hatte es schon seit Jahren nicht mehr gegeben. Das Dach der Ställe und des Kornspeichers neben dem verlassenen Bauernhof waren seit langem eingefallen. Das Haus hingegen wirkte noch solide. Türen und Fenster waren zerschlagen, die Wände voller Schmierereien. Drinnen Spuren von Übernachtungen, eine aufgeschlitzte Matratze. Anedda holte eine schwere Tasche aus dem Wagen und ging vor mir in die Küche, einen großen Raum mit breitem, rußgeschwärztem Kamin und abgegriffenem Spülstein. In der Mitte ein alter Holztisch.
    »Den habe ich da hingestellt. Ich hab ihn im Obergeschoss gefunden.« Dann erklärte er mir seinen Plan: »Wenn ihr ankommt, ist es stockdunkel. Du steigst aus dem Wagen, beleuchtest Eingang und Flur mit der Taschenlampe, bringst sie alle hier rein und machst die Campinglampe an. Dann sagst du den Spaniern, sie sollen die Säcke auf den Tisch stellen. Ich bin hinterm Fenster versteckt. Sobald das Geld auf dem Tisch liegt, eröffne ich das Feuer.«
    Ich betrachtete den Raum. »Dann stehe ich mitten im Schussfeld.«
    »Nein«, antwortete der Bulle. »Du musst nur sofort links neben dem Kamin in Deckung gehen. Von dort aus kannst du in aller Ruhe schießen.«
    Der steinerne Vorsprung war tiefer als ein Meter, etwas höher als eineinhalb. Besser als nichts. Im Winkel mit der Wand befand sich eine kleine Konsole. Das ideale Versteck für die Lupara, die mich vor den

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