Arrivederci amore, ciao
Albanern gerettet hatte. Ich wickelte sie aus den Tüchern, kontrollierte, ob sie geladen war, und lehnte sie auf die Konsole. Das war genau die richtige Waffe für einen Innenraum. So aus der Nähe war das Ziel unmöglich zu verfehlen.
»Brauchst du Munition?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sowieso keine Zeit zum Nachladen.«
Anedda öffnete die Stofftasche. Er zog eine Pumpgun mit ausziehbarem Schaft heraus, zwei großkalibrige Revolver und eine 22-Millimeter-Halbautomatik mit Schalldämpfer. Eine typische Hinrichtungswaffe, früher wegen der geringen Durchschlagskraft des Kalibers von den Killern verschmäht, dann hatte die amerikanische Mafia sie erfolgreich eingesetzt, und so war sie in Mode gekommen. Ich nahm sie zur Hand, um sie zu untersuchen. Das Magazin war voll mit gepanzerten Geschossen.
»Woher kommen die?«
»Ein Souvenir von einer Razzia«, antwortete er vergnügt. »Eine gute alte Bullensitte, sich ein Erinnerungsstück zu sichern. Die Terroristen hatten von denen immer jede Menge.«
Er gab mir einen der Revolver. Eine 357 Magnum aus spanischer Produktion. »Leg ihn neben die Lupara. Vielleicht brauchst du ihn.«
Ich deckte die Waffen mit einem Stück Stoff zu und sah mir noch einmal genau den Raum an, um mir sämtliche Einzelheiten einzuprägen. Dann folgte ich dem Bullen hinters Haus. Er hob einen alten, durchgerosteten Metalldeckel hoch. Ich sah hinunter. Am Grunde der betonierten Zisterne stand etwas Regenwasser, nicht mehr als zwei Zentimeter hoch. Dieses große Loch würde das Grab für fünf unserer Komplizen werden.
»Da tun wir sie rein.«
»Besser nicht«, wandte ich ein, »nach vier, fünf Tagen verpestet der Aasgeruch die ganze Gegend. Und auf den Feldern in der Umgebung wird gearbeitet.«
»Wir tun ein paar Bretter darüber und schaufeln Erde darauf. Dann haben sie eine Weile Ruhe.«
Mittwoch, 19 Uhr
»Das Schönste an dieser Stadt ist die Zeit des Aperitifs«, meinte Ciccio Formaggio, als er die Bar betrat. »Die Tresen sind voll mit allem, was das Herz begehrt, und hinterher kannst du dir das Abendessen sparen.«
»Hast du die Wagen besorgt?«, fragte ich und ging zu einem etwas abseits stehenden Tisch.
»Ja. Einen Escort und einen Renault 21, beides unauffällige Modelle.«
»Hoffentlich keine lahmen Enten.«
»Nein«, antwortete er selbstsicher. »Ich hab sie ausprobiert, sie sind schnell, es macht richtig Spaß. Aber zur Sicherheit hab ich einen Ölwechsel gemacht, Luftfilter und Zündkerzen ausgetauscht, den Reifendruck kontrolliert und vollgetankt.«
»Großartig«, lobte ich ihn.
»Ich bin eben ein Profi«, entgegnete der Idiot selbstzufrieden.
»Wann bringst du sie in die Parkhäuser?«
»Freitag spätvormittags. Die Bullen durchsuchen die Parkhäuser jetzt oft auf der Jagd nach gestohlenen Kutschen. Die kennen den Trick mittlerweile auch.«
Der Kellner brachte uns zwei Negroni und einen Teller mit Knabberzeug. »Willst du keine?«, wunderte sich Ciccio und stopfte sich gleich den Mund mit Erdnüssen voll. Ich antwortete nicht. Er war mir einfach zu dämlich. Ich redete über unsere Aktion und nannte ihm den Namen einer Bar an der Porta Romana, wo er mir die Parkscheine übergeben sollte.
»Bring deinen Informanten mit. Ich möchte ihn sehen, bevor wir uns zum Aufteilen der Beute treffen.«
Der Exterrorist rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Ja, genau darüber wollte ich mit dir reden. Der Wachmann, von dem ich den Tipp habe, will sich niemandem zeigen. Nicht mal, um seinen Anteil zu kassieren. Den soll ich ihm bringen.«
Ich lachte nur. »Dein Freund kommt sich wohl schlau vor. Wenn er in Verdacht gerät, kann er sich damit rausreden, dass er dir davon erzählt hat, und du, der Vorbestrafte, hast sein Vertrauen ausgenutzt und den Überfall organisiert. Sein Wort gegen deins. Du wanderst ins Gefängnis, er hat das Geld, das hat er bis dahin schön ins Trockene gebracht.«
Ciccio Formaggio sah mich an. Ganz offensichtlich nagte der Zweifel an ihm.
»Warum sollte er mich reinlegen? Er weiß genau, wie schnell ich ihm ein Messer in den Bauch ramme«, zischte er kriegerisch.
Ich legte ihm die Hand auf den Arm. Ein wahrer Freund. »Wenn alle ihn getroffen haben, kann er niemanden mehr reinreiten. Wenn wir ihn kennen, können wir uns rächen, zum Beispiel, indem wir verraten, welche Rolle er in dem Ganzen gespielt hat.«
Der Exterrorist war noch nicht überzeugt. Wider Willen musste ich ihm einen Teil des Plans verraten. »Wir müssen zwei
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