Arschloch!

das Kind zusammengesetzt, um zu überprüfen, ob auch alles entfernt wurde, denn sonst kann es zu Komplikationen und gesundheitlichen Schäden kommen. Anschließend landet alles im Müll.
    dr. no: 20.46.28
und verehrteste, wie lange liegt dieser schicksalsschlag bereits hinter Ihnen?
    mayday: 20.46.49
ich kann Ihnen mitteilen, dass es etwas mehr als 4.000 tage her ist, als ich ihr und mir das leben genommen habe. wenn ich mich recht erinnere und das tue ich, dann wäre heute ihr elfter geburtstag.
    Mein Handy vibriert und ich sehe, dass ich eine Kurzmitteilung erhalten habe. Michael hat mir geschrieben.
    „Bock auf Party?? Heute Abend Schlossgarten? Saufen und Fleisch beschauen? Biste am Start?“
    Ich reiche einen Becher an Michael und dann stoßen wir an. Auf >einen schönen Abend<. Ich trinke einen großen Schluck. Das Bier ist warm und schmeckt nach Pisse. Ich sehne mich nach einem kühlen Beck‘s, denn das hier schmeckt erst nach dem zehnten, und das ist erst mein erstes.
    „Wusstest du, dass Adolf Hitler heute vor 60 Jahren in Berlin durch Suizid gestorben ist?“, fragt Michael mich, als ich von der Bank aus nach hübschen Mädels Ausschau halte.
    „Wirklich?“
    „Ja!“
    „Krass! Ist das schon sechzig Jahre her? Das rechnen uns alle anderen Länder immer noch an!“
    „Nicht zu fassen, oder? So gib‘ mir mal deinen Becher! Ich hole neues Bier! War ja fast nichts drin.“
    Im gesamten Schlosspark tummeln sich die Feiernden, unter ihnen kleine Kinder und alte Omas und eine Menge Fickfleisch. Ich schätze, dass sich hier knapp 5000 Menschen zwischen Schloss und Schlosscafé tummeln. Im Pavillon ist eine Bühne errichtet worden, auf der eine Band spielt, die aktuelle Songs und Evergreens zum Besten gibt. Die machen Superstimmung und es ist wunderbar. Überall besoffene Menschen. Für einen kurzen Moment stelle ich mir vor wie es aussehen würde, wenn eine Bombe mitten in der Menschenmenge hochginge. Ein Bild, das mich an das geile Video erinnert, das mir mein Bruder vor ein paar Tagen geschickt hat. Aufnahmen einer Überwachungskamera im Bahnhof Atocha in Madrid. Am Tag des Terrors. Dem 11. März 2004. Man sah wie eine Bombe hochgeht. Die Menschen, in Panik, flohen daraufhin in Richtung Ausgang, direkt auf die Kamera zu und dann ging eine zweite Bombe hoch, die näher an der Kamera war. Das Bild füllte sich mit Qualm und irgendwo da unten, zensiert durch den dicken, grauen Rauch, lagen die Menschen mit ihren offenen Wunden und abgetrennten Gliedmaßen.
    Eine ehemalige Schulkollegin war zu diesem Zeitpunkt am Bahnhof, kam aber ohne Verletzungen davon. Als hätte sie einen Schutzengel, fast so wie in einer Werbung für Versicherungen. So hat sie es mir und all ihren Bekannten jedenfalls in einer Rundmail geschrieben.
    Als Michael mit zwei Bechern Bier wieder zurück an unsere Bank kommt, frage ich: „Was meinst du was hier los wäre, wenn jetzt eine Bombe explodiert?“
    „Du kommst auf Ideen!“
    „Wieso? Könnte doch sein!“
    „Ach, hier doch nicht! Ein paar Tausend Kilometer weiter östlich vielleicht. Wenn das hier ein Bazar irgendwo im Irak wäre, aber hier passiert mit Sicherheit nichts. So jetzt saufen wir erstmal und laber‘ nicht so einen Scheiß!“
    „Stimmt. Hier passiert nichts! Wir leben in Sicherheit!“
    „Das ist ja das Problem!“, sagt er.
    „Prost!“
    04.05.2005
    „Gleich treffe ich mich mit einer Frau!“, verkündet Thomas stolz.
    „Ja, dann mal viel Erfolg. Wo triffst du dich denn mit ihr?“
    „Am Kunstrasen. Der eröffnet heute seine Pforten!“
    „Am Kunstrasen? Ja, cool, dort wollte ich heute Abend mit meiner Freundin hingehen“, sage ich.
    „Ja, wunderbar!“, sagt er ironisch, als sei es peinlich, mit mir gesehen zu werden.
    „Aber was ist denn aus der anderen geworden?“
    „Welcher anderen?“
    „Die, mit der du vor ein paar Wochen verabredet warst.“
    „Ach, die, die sah zwar gut aus, aber war selten dämlich!“
    „Ja, und?“
    „Für dich ist das vielleicht was, aber ich stehe eher auf Frauen mit Charakter!“, sagt er und packt seine Sachen.
    Charakter? Was zum Teufel soll man mit einer Frau anfangen, die Charakter hat? Dicke Titten wie Pamela Anderson, Lippen wie Angelina Jolie und eine rasierte Muschi wie Paris Hilton muss eine Frau haben, mehr nicht. Den Charakter kannst du nicht ficken, ganz egal wie toll er ist. Aber Thomas hat das wohl noch nicht gecheckt.
    „Ja, dann sehen wir uns heute Abend!“, sagt Thomas und geht aus dem