Arschloch!
Vergewaltigung?“
„Sieht dem ähnlich.“
„Wo hast du das schon wieder her?“
„Von einem polnischen Server! Geil was?“
Auf meinem Monitor ist jetzt zu sehen, wie Edmund Stoiber der Frau das Kruzifix in den von Hämorrhoiden durchzogenen After schiebt. Dann ist das Filmchen zu Ende. Mein Akku war leer.
Ich besorge mir eine frische Ladung Koffein mit Milch und Zucker, stecke mir eine Zigarette an, begebe mich an meinen Arbeitsplatz und bearbeite ein paar Internetbestellungen und Kundenanfragen. Und das ohne eine Pause einzulegen. Ich bin richtig tüchtig und dieses ungewohnte, engagierte Arbeiten lässt merkwürdigerweise die Zeit wie im Fluge vergehen. Als ich mir die nächste Pause gönne, sind nur noch Melanie und ich anwesend. Alle anderen haben bereits Feierabend gemacht. Das habe ich überhaupt nicht mitbekommen.
Zuhause, direkt vor meiner Wohnungstür, liegt ein Paket der Post. Erfreut hebe ich das Paket auf, öffne die Tür, lege meine Sachen zur Seite und packe es aus. Es enthält mein Apple iPod Ach-ist-das-toll-Shuffle. Ein scharfes Gerät, das aussieht wie aus Star Trek. Aber nicht aus der ersten Staffel, sondern >The Next Generation<.
Weil ich keine Lust habe, mich vor meinen Fernseher zu setzen, erstelle ich einen neuen Avatar, 26 Jahre alt, Maschinenbaustudent an der RWTH in Aachen. Einen Augenblick später chatte ich mit einem 19-jährigen aus Brandenburg, der sich >maximilian largo< nennt und in einer Töpferei arbeitet. Er freut sich bereits auf übermorgen, dann hat der Führer Geburtstag. Genau vor 116 Jahren und zwei Tagen wurde Adolf Hitler, für ihn der größte Kopf der Geschichte, in Braunau am Inn geboren. Ich frage ihn, was er von Auschwitz hält.
maximilian largo: 23.53.21
teurer freund. Sie glauben doch nicht wirklich an die lügen der juden, oder doch? auschwitz hat es nie gegeben. das wissen Sie ganz genau!
Als ich ihn auf mein Bild hinweise - ein Foto eines Schwarzen, das ich mir zuvor von der Seite einer Hilfsorganisation geladen habe - schreibt er:
maximilian largo: 23.54.43
mein nicht mehr so teurer freund, entschuldigen Sie bitte, aber meine neofaschistische gesinnung verbietet es mir, mich mit primaten wie Ihnen zu unterhalten.
Er wirft mich aus dem Chat. So schnell, dass ich nicht einmal antworten kann.
30.04.2005
Ich mache mir den Spaß und lasse mir von jedem meiner Chatpartner seine Lebensgeschichte erzählen. Wenn nur ein einziger dabei wäre, der nicht mehr als einmal das Leben verflucht und sich nicht so und so oft für den allerunglücklichsten Menschen gehalten hat, würde ich mich auf der Stelle umbringen. Aber wie vorherzusehen, darf ich weiterleben. Es ist kein einziger dabei. Sie erzählen von all dem Schlechten, das ihnen widerfahren ist. Das Mädchen, dessen Eltern sich haben scheiden lassen. Die Frau, die mehrere Fehlgeburten hatte. Der Kerl, der von seiner Freundin verlassen wurde. Die Tussi, die von ihrem Freund betrogen wurde. Der junge Knabe, der seit Tagen nicht richtig kacken, dafür aber ungemein gut furzen kann und in ein Mädchen verliebt ist, das sich einen Dreck für ihn interessiert. Der Vater, der mit seiner Firma Pleite gegangen ist. Die Mutter, die für ihre unfähigen, erwachsenen Söhne den Haushalt schmeißen muss. Der Ehemann, der zwei Kinder hat, obwohl er unfruchtbar ist. Die Ehefrau, die von ihrem Ehemann betrogen wurde und sich um dessen pflegebedürftigen Vater kümmern muss. Die Großmutter, die einen Schlaganfall erlitten hat. Die Tochter eines aggressiven Alkoholikers. Eine Schriftstellerin, die sich über Intimwaschlotion aufregt oder eine, die ihr Mathematik Studium durch Prostitution finanziert hat. Jaja, diese verdammten Studiengebühren, wie oft sie dafür ihren Arsch hinhalten und wie viel Kilometer Schwanz sie lutschen musste, all das für ein bisschen Bildung! Sie alle erzählen nur Schlechtes, so als sei ihnen das Gute nie begegnet.
Auch Anne nicht. Sie erzählt >dr.no<, dass sie mal schwanger war. Mit 16. Ihr damaliger Freund schwängerte sie, aber er wollte das Kind nicht. Also trieb sie durch eine Ausschabung ab. Ich öffne ein weiteres Fenster und google nach dem Begriff >Ausschabung<. Einen Moment später erfahre ich, dass dabei der Gebärmutterhals mit Metallstiften erweitert wird, so dass der Arzt mit der Abort-Zange das Kind ergreifen und es aus dem Leib reißen kann. Das Kind wird in Teile zerrissen und nachdem alle Teile entfernt sind wird die Gebärmutter mit einer Curette ausgekratzt. Dann wird
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