Arschloch!
anderes für dich!“
„Hä?“
„Ich arbeite bei Pro Sieben. Wir machen eine Reportage über Schweinskopfsülze und drehen im Schlachthof. Nach der Mittagspause werden die Schweine halbiert und ich muss wieder an der Kamera stehen. Wir haben für die Crew eine Portion zu viel gekauft! Willst du eine Portion Pommes Currywurst?“, sage ich. In diesem Moment erkenne ich bei dem nach Loser stinkenden Penner eine unglaubliche Ähnlichkeit mit Simon Gosejohann.
„Alles klar. Ich habe heute noch nichts gegessen!“
Ich reiche ihm die Tüte und er öffnet sie gierig.
„Guten Appetit!“
„Danke, vielen Dank!“ Er freut sich richtig über das Gericht und auch ich freue mich.
„Kein Problem! I love to entertain me“, sage ich, blinzele ihm mit beiden Augen zu und verschwinde. „Ich muss wieder zurück zur Arbeit.“
„Ciao. Und nochmals vielen Dank!“
„Gern geschehen! Und noch mal: Guten Appetit!“, sage ich und hoffe, dass er daran erstickt.
Als ich auf dem Weg zurück ins Parkhaus bin, stoppe ich die Aufnahme und werfe einen Blick auf das eben Gefilmte. Sofort sehe ich, dass es nicht besonders gut gelungen ist. Allerdings kann man das Wichtigste erkennen. Nämlich, wie ich Dreck an Dreck verfüttere. Das reicht mir und ich fahre schnell heim, schließlich will ich den Käufer nicht Ewigkeiten warten lassen.
Kurz nachdem ich meine Wohnung betreten habe, klingelt es auch schon an der Tür und einen Moment später steht ein Kerl vor mir, der nicht nur stimmlich irgendetwas von Chewbacca hat, sondern auch genauso aussieht. Ich reiche ihm das Paket mit dem weißen iPod Ach-das-ist-ja-gar-nicht-mehr-so-toll-Shuffle. Er gibt mir das Geld und während ich es nachzähle, öffnet er den Karton und checkt die Ware. Als er sein neu erworbenes Gerät in der Hand hält, macht er plötzlich merkwürdige Laute und streckt seine stark behaarten Arme in die Höhe. Chewbacca freut sich tierisch und da er so unglaublich groß ist, erreicht er fast die hohe Decke im Treppenhaus. Einen Moment später hat er sich wieder gefasst, steckt alles ein und verschwindet. Ich begebe mich ins Internet, logge mich bei Ebay ein und gebe eine positive Bewertung ab.
Netter, haariger Ebayer; schnelle Abholung und Bezahlung. Super! J
Nachdem ich mich ausgeloggt habe, versuche ich aus dem ganzen Filmmaterial, das ich heute und in den letzten Tagen auf all meinen Kameras aufgenommen habe, eine Szene zusammenzuschneiden. Ist gar nicht so einfach, waren immerhin vier unterschiedliche Filme, aber nun weiß ich, wieso ich kein Blut sah: Ich hatte den Aufnahmemodus der Kameras auf 16 Jahre Altersbeschränkung gestellt.
Um kurz vor vier Uhr morgens habe ich etwa drei Minuten, die prima in die Version für meinen Bruder passen. Die Szene beginnt damit, wie ich ihm mein Equipment vorstelle und endet mit der Entsorgung des Penners am Aassee zwei Tage später. Am Ende habe ich die Szene mit dem Hit >Time To Say Goodbye< von Sarah Brightman & Andrea Bocelli unterlegt. Das passt wunderbar zu der letzten Einstellung auf der man Stefan, den Penner, mit dem Kopf nach unten im Schilf treiben sieht und im Hintergrund der schwarze Schwan Peter einmal durch das Bild schwimmt. Ich speichere die Datei ab und werfe kurz vorm Schlafengehen noch einen Blick auf meine Ebay Seite. >the_real_chewbaca< hat eine positive Bewertung abgegeben. Natürlich. Meine 666ste. Er schreibt:
„Hmmmmm, J Wäaaaaahmmm! Hähm.1***** HähhähmmhJ lol“
22.11.2005
Ich habe mir heute Gedanken über die Szenenreihenfolge meiner Filme gemacht. Es hat ein bisschen gedauert und war gar nicht so einfach, denn ich drehe ja gleich zwei Versionen, die sich in ihrer Dramaturgie deutlich voneinander unterscheiden.
Der eine Film wird sich ganz und gar um das schöne Arbeitsklima bei Lift drehen. Ein echter Imagefilm, mit fleißigen Arbeitern, lustigen Kollegen und spannenden Bestellvorgängen. FSK 6.
Der andere Film wird toll. Ohne Jugendfreigabe. Mit erstklassigen Pornoszenen, Splatter, Blut, Kotze, Sperma, Pisse und echter Kunst. In den Hauptrollen u.a. Minnie Mouse, Stefan und Thomas. Und ich. Ich verwette meinen Arsch darauf, dass sich mein Bruder tierisch über dieses einmalige Geschenk freuen wird. Genauso wie meine Mitarbeiter. Ich drucke die Szenenübersichten aus, und auf ein Mal steht Lucky Luke vor mir und versperrt die Sicht auf meinen Fernseher, in dem eine Reportage über Safaritouristen in Kenia läuft.
„Sag‘ mal Moritz, hast du die Daltons gesehen?“, fragt
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