Arschloch!
diesen ganzen Filmen in den Kopf, in dem irgendetwas Böses aus dem Dunkeln erscheint. Als ich oben ankomme, versuche ich so schnell wie möglich die Tür zu öffnen, doch es gelingt mir nicht sofort. Endlich klappt es. Jetzt aber schnell rein. Ich lasse meine Tasche fallen, laufe ans Fenster, blicke auf die Straße. Der komplette Häuserblock ist dunkel. Nicht einmal die Straßenlaternen sind an. In den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser sehe ich mehrere Menschen, die Kerzen in ihren Händen halten und genau wie ich überrascht und nervös auf die Straße blicken. Ich muss wieder an diese ganzen bösen Sachen aus dem Dunkeln denken, also hüpfe ich schnell ins Bett - das ist der sicherste Ort. Ich ziehe die Decke über die Ohren. Es ist gespenstisch ruhig. Einmal fährt ein Auto über die Straße und das Schweinwerferlicht huscht durch mein Wohnzimmer. Fast wie ein Ufo. Danach ist es wieder ruhig. Nirgendwo ein beruhigendes Geschrei aus dem Fernseher. So liege ich dann da. In der Finsternis. Ich muss dringend pissen. Aber da ich mich nicht auf die Toilette traue, die bösen Dinge aus dem Dunkeln wollen nicht verschwinden, pisse ich mir fast in die Hose.
Ich verkrieche mich unter meine Decke, schnappe mir mein Handy und sehe, dass ich keinen Empfang habe. So ein Mist. Ich halte das Handy an mein Ohr. Auch dort tut sich nichts. Ich ziehe die Decke langsam vom Kopf und blicke mich um. Es ist dunkel. Was ist hier bloß los? Plötzlich ertönt ein Knarren aus dem Flur. Ich erschrecke mich tierisch und zucke zusammen. Das Handy fällt mir aus der Hand und landet auf dem Laminatboden und ich unter der Decke. Wie soll ich nun bloß meine Mama erreichen? Es dauert eine ganze Weile bis ich den ersten Blick auf das Handy wage. Ich sehe, dass ich dort, auf dem Boden, Empfang habe. Ich krabbele aus dem Bett, schnappe mir das Handy und rufe meine Mama an. Es klingelt und klingelt und klingelt und klingelt und klingelt und dann bekomme ich die Mailboxansage zu hören, die mir sagt, dass sie zurzeit auf Lanzarote ist und dort einen depressiven französischen Schriftsteller am Strand kennengelernt hat. Schluchzend hinterlasse ich ihr eine Nachricht:
IMMER WENN ICH DICH BRAUCHE, BIST DU NICHT DA!
10.12.2005
Ich werde Anne ein tolles Geschenk besorgen. Eins, das sie an ihre Vergangenheit erinnert. An die guten alten Zeiten, damals als alles noch nicht in Ordnung war. Ich fahre mit meinem Wagen in die Stadt und gehe, nachdem ich eine Stunde auf einen freien Parkplatz an der Stubengasse gewartet habe, zu Karstadt in die Spielwarenabteilung, in der ich mich gleich an eine Verkäuferin wende, die irgendetwas von Sissy, der Kaiserin hat. Ohne Witz. Sie trägt sogar ein Krönchen.
„Guten Tag. Ich bin auf der Suche nach einem Geschenk für meine vierjährige Cousine. Sie hat vor kurzem ein kleines Brüderchen bekommen und jetzt will ich ihr eine Freude bereiten. Ihre Eltern haben mit dem Baby genug zu tun“, sage ich freundlich und mit breitem Grinsen.
„Ach, das es solche aufmerksamen Männer überhaupt noch gibt!“, antwortet sie. Ja, ja. Sie führt mich zu einem der vollgepackten Regale. Die Auswahl ist riesig und ich bin froh, dass ich mich sofort an eine der kompetenten Spielwarenverkäuferin gewandt habe.
„Ich empfehle Ihnen ein eigenes Baby für das kleine Mädchen. Das hilft gegen die Eifersucht und damit kann sie alles machen, was die Mutter ihr vormacht. Sehen Sie!“
Die Verkäuferin nimmt ein Plastik-Baby aus dem Regal. Es ist so groß wie ein echtes Baby. Die Hautfarbe ist weiß, mitteleuropäisch bis nordisch. Ein Qualitätsprodukt mit aufgedrucktem Gütesiegel an der rechten Wade, genau an der Stelle, an der sich bei mir der Nike Swoosh befindet.
„Diese Puppe ist ideal für Ihre Zwecke. Sie ist 50cm lang und etwa 800g schwer. Sie kann sogar mit echten Baby-Sachen angezogen werden.“
„Tatsächlich. Das ist fantastisch, was die sich alles dabei denken. Die nehme ich.“
„Junge oder Mädchen?“
„Ein Mädchen!“ Die Verkäuferin reicht mir den Karton und wir gehen rüber zur Kasse.
Auf meinem weiteren Weg durch die Stadt, kaufe ich mir ein weißes Paar Lederhandschuhe und einen Karton.
Kartongröße Kindersarg.
„Da wird sich aber jemand freuen!“, sagt der Mitarbeiter in der Postfilliale, der irgendetwas von Balou, dem Bären hat, weil er annimmt, dass ich einem kleinen Kind eine Freude bereiten möchte.
„Das glaube ich auch!“
Anschließend fahre ich zum Edeka und kaufe ein halbes
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