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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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durch die Türöffnung. Logo wartete einen Moment, bis sie außer Hörweite war. »War das ein Schuss ins Blaue? Oder wie kommst du darauf, dass da was lief?«
    »Findest du, dass sie sich normal verhält? Sie hat vor irgendetwas Angst und das hat mit Marc Duprais zu tun. Was liegt näher? Eine junge, bildhübsche Frau alleine im Haus mit einem fantastisch aussehenden Mann im passenden Alter. Da muss doch Spannung in der Luft gelegen haben.«
    »Meinst du, sie hatten was miteinander?«
    »Nicht zwingend. Vielleicht wollte einer der beiden und der andere hat ihn abblitzen lassen. Ich glaub, sie kommt zurück.«
    Tia Müller betrat den Raum, sah zu Boden und sagte: »Herr Duprais lässt bitten. Er ist im Arbeitszimmer. Folgen Sie mir.«
    Sie leitete sie hinaus in die Eingangshalle und die große Freitreppe hinauf. Oben führte auf der linken Seite eine Tür in ein riesiges Arbeitszimmer mit holzgetäfelten Wänden. Duprais stand auf und bot ihnen einen Platz vor dem Schreibtisch an. Jenny musterte unauffällig den Raum. Die Wände waren voller großformatiger Fotos, die Duprais bei verschiedenen offiziellen Anlässen zeigten. Einzelheiten konnte sie nicht erkennen.
    »Ich verstehe, dass Sie noch Fragen haben, aber bitte machen Sie es kurz. Ich habe sehr viel zu tun.«
    Jenny nickte. »Natürlich. Wir versuchen immer noch, mehr über Marc herauszufinden. Wie war sein Verhältnis zu Ihrem Hausmädchen, Frau Müller?«
    Duprais schaute verwirrt. »Keine Ahnung. Gab es da eins? Sie arbeitet für uns.«
    »Mir scheint sie sehr bedrückt.«
    »Wirklich? Nun, sie ist schon einige Zeit hier im Haus beschäftigt.«
    »Kennen Sie ihren Mann?«, wollte Jenny wissen.
    »Er hat sie ein paar Mal hier abgeholt. Kennen würde ich das nicht nennen.«
    »Wovon hat Marc gelebt?«
    »Er hat eine großzügige monatliche Zuwendung erhalten.«
    »Darf ich wissen, in welcher Höhe?«
    Duprais zögerte.
    »Wir erhalten sowieso bald seine Bankdaten«, meinte Jenny.
    Seine Schultern sanken herab. »Ich habe ihm monatlich viertausend Euro überwiesen. Daneben wohnte er natürlich mietfrei. Auch die Kosten für seinen Wagen habe ich übernommen.«
    Logo sah beeindruckt aus.
    »Warum?«, fragte Jenny provozierend. »Wollten Sie nicht, dass er auf eigenen Beinen stand?«
    Duprais zögerte. »Meine Frau wollte das so. Ein gewisser Lebensstandard stand ihm ihrer Meinung nach zu.«
    Jenny runzelte die Stirn. »Standen sich Mutter und Sohn sehr nahe? Immerhin war sie meist mit Ihnen auf Reisen.«
    Duprais lehnte sich zurück. Er rieb sich das Kinn und sah aus dem Fenster. »Hören Sie, ich kann Ihnen wirklich nicht viel sagen über Marc. Der Junge ist mir immer fremd geblieben.« Er blieb so lange still, dass Jenny sich zu fragen begann, ob das alles war. Dann sprach er jedoch weiter. »Es wäre nett, wenn das, was ich Ihnen jetzt sage, nicht unbedingt an die Öffentlichkeit geriete. Es ist nichts Verwerfliches, aber ich stehe nun mal im Blickfeld der Medien.«
    Jenny nickte und schaute zu den Bildern. Er folgte ihrem Blick. »Ich verkehre in diplomatischen Kreisen und bin Honorarkonsul eines kleinen afrikanischen Staates. Aber ich schweife ab. Kurz gesagt, Marc ist nicht mein Sohn.«
    Jenny war verblüfft und auch Logo setzte sich gerade hin. »Nicht?«, fragte sie.
    »Nein. Sein Vater hat sich noch vor seiner Geburt umgebracht. Depressionen. Er arbeitete an einer deutschen Botschaft, wo ich bald darauf Rita kennenlernte. Ich habe damals den Posten des Honorarkonsuls angestrebt. Sowieso schon schwierig für einen Ausländer. Normalerweise ist ein Honorarkonsul Bürger des jeweiligen Landes. Es war unabdingbar, verheiratet zu sein. Sie war ohne Mann, ohne Einkommen und mit einem Baby, so heirateten wir. Marc hat es nie erfahren.«
    Jenny versuchte, das Gehörte zu sortieren. »Sie haben ihn adoptiert?«
    »Sofort nach unserer Heirat.«
    »Aber er blieb Ihnen fremd? Warum?«
    Duprais fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Marc war kein einfaches Kind. Er ließ schon als kleiner Junge niemanden an sich heran. Ich hatte immer Sorge, er hätte die Gemütslage seines Vaters geerbt. Es stand nicht zur Debatte, ihn ins Ausland mitzunehmen. Meine Frau wollte dagegen nicht zuhause bleiben. Später wurde mir klar, dass sie unter dem Freitod ihres Mannes mehr litt, als ich dachte.«
    »War Marc denn depressiv?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Allerdings redeten wir nie über Gefühle.«
    »Hat er sich vielleicht Ihrer Frau mehr geöffnet?«
    Er lachte kurz auf.

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