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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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Unfall. Kein Mann möchte sie.«
    Jenny merkte, dass Sascha etwas sagen wollte, und warf ihm einen warnenden Blick zu. »Verstehe. Was arbeitet sie denn?«
    »Sie ist Friseuse. In schönem Laden auf Königsteiner.«
    »Ah ja. Wir haben gehört, dass Ihre Familie neue Forderungen an die Familie Duprais gestellt hat?«
    Wieder lächelte sie breit. »Ja. Hinkt immer noch, das arme Mädchen. Und entstellt, wie gesagt. Narbe im Gesicht. Ist nur recht, dass zahlen mehr.«
    »Aber Sie wurden schon großzügig abgefunden.«
    Sie warf die Hände in die Luft. »Ah, was ist großzügig? Alles so teuer. Jedes Jahr Geld weniger wert. Und Duprais ist reicher Mann. Damals war nicht sicher, dass Marina hat dauerhaften Schaden. Deshalb jetzt neue Forderungen. Aber bitte, Sie reden besser mit Anwalt.«
    Jenny sah Sascha an. Dann wandte sie sich wieder an die Frau. »Wie hat Marc Duprais sich denn damals verhalten nach dem Unfall?«
    Sie hob die Schultern, jetzt etwas ernster. »Hab nie mit ihm gesprochen. Hat nur über Anwalt mit uns Verbindung aufgenommen. Kam schriftliche Entschuldigung, dann Geld.«
    »Und damals waren Sie zufrieden damit?«
    Wieder hob sie die Schultern. Dann wedelte sie mit der Hand. »Zufrieden. Was ist zufrieden? Unfall war geschehen. Nicht rückgängig zu machen. Und wir brauchten Geld. Große Familie. Alle wollten nach Deutschland.«
    »War sich die ganze Familie da einig?«, stocherte Jenny weiter.
    »Sie wissen, wie das ist. Alter ist weise und Jugend regt sich schnell auf.«
    Jenny hakte nach. »Die jungen Leute wollten den Vergleich nicht?«
    Wieder machte die Frau eine wegwerfende Handbewegung. »Sie wissen, wie junge Männer sind. Schnell wütend. Regen sich auch schnell wieder ab.«
    »Ich würde gerne mit ihnen sprechen. Wer war denn damals hier?«
    »Alle zurück in Heimat. Hier Ausbildung gemacht, dann nach Hause, dort geheiratet. Jetzt neue junge Männer hier.« Sie kicherte. »Weite Welt kennenlernen, bevor zu Hause zufrieden.«
    Jenny kam hier nicht weiter und versuchte es anders. »Marc Duprais ist tot. Er wurde ermordet.«
    Die Frau stieß einen jammernden Schrei aus, so dass diesmal Jenny und Sascha zusammenzuckten. »Oh, ermordet. Welch Unglück. Wer hat das getan?«
    Jenny meinte kurz angebunden: »Das versuchen wir herauszufinden. Deswegen sind wir hier.«
    Die Frau sah sie entsetzt an. »Sie verdächtigen uns? Aber so etwas würden wir nie tun.«
    Jenny wählte ihre Worte mit Bedacht. »Sie haben vorhin selbst gesagt, dass junge Männer manchmal aufbrausend und zornig sind.«
    Frau Musskajews richtete sich auf. Mit der ganzen Würde ihrer Einenmeterfünfzig erklärte sie: »Meine Jungs machen so etwas nicht. Sie sind unschuldig. Bitte gehen Sie jetzt.«
    Jenny nickte und erhob sich. Unter den wachsamen Augen aller Anwesenden verließen sie erst das Wohnzimmer und dann die Wohnung. Durch eine der Zimmertüren, die vom Flur abgingen, hörten sie aufgeregte Männerstimmen.
    »War doch gar nicht so schlimm«, meinte Jenny, als sie neben Sascha die Treppe hinunterstieg. »Und wie gut ihr Deutsch plötzlich war.«
    Er schwieg einen Moment nachdenklich. »Ist mir auch aufgefallen. Weißt du, wie viele Personen in dieser Wohnung gemeldet sind? Achtzehn. Und ich bin noch nicht fertig mit den Recherchen. Wer sich tatsächlich in Deutschland aufhält, ist kaum nachzuvollziehen. Noch viel weniger, wer eine Aufenthalts- oder Arbeitserlaubnis hat, wo arbeitet und sozialversichert ist.«
    »Dann weißt du ja, was du den Rest des Tages machen kannst. Setz dich mit den entsprechenden Ämtern in Verbindung und klär die Daten ab. Ich hätte gerne eine vollständige Aufstellung der Familie und der Verwandtschaftsverhältnisse. Die haben ein starkes Motiv. Ich will mit dem Mädchen sprechen. So viele Friseurläden gibt’s ja nicht auf der Königsteiner. Lass uns die abklappern.«
    Bereits im zweiten Laden hatten sie Erfolg. Er bestand aus einem kleinen Raum mit zwei Arbeitsplätzen. Im Eingangsbereich stand ein Schreibtisch, in einer Ecke befand sich ein winziger Wartebereich mit zwei Stühlen.
    Die Inhaberin, Frau Reiter, schaute sie argwöhnisch an, als sie nach Marina Musskajews fragten. Mit dem Kinn zeigte sie auf ein junges Mädchen, das am hinteren der beiden Plätze einer älteren Dame die Haare auf Wickler drehte.
    »Marina, komm her.« Erschreckt blickte das Mädchen auf und legte den Wickler, den sie gerade eindrehen wollte, zur Seite. Zögernd kam sie nach vorne. Jenny schaute die Ladeninhaberin

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