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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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auffordernd an, bis sie mit einem gemurmelten »Ich übernehme solange« nach hinten verschwand.
    Jenny lächelte Marina freundlich an. »Ihre Mutter hat uns gesagt, dass Sie hier arbeiten.«
    Sie erntete einen verwunderten Blick.
    »Ungefähr zumindest«, räumte Jenny ein. »Es geht um Marc Duprais.«
    Ein Schatten fiel über das Gesicht des Mädchens, das eine schmale Narbe von der Schläfe bis fast zum Mundwinkel aufwies. »Was ist mit ihm?«, fragte sie leise.
    »Er wurde tot aufgefunden, ermordet.«
    Marinas Kopf fuhr hoch. »Ermordet?«, keuchte sie.
    »Ja. Haben Sie eine Idee, wer das getan haben könnte?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Wieso ich?«
    »Einige Mitglieder Ihrer Familie sind immer noch sehr erzürnt über das, was Herr Duprais Ihnen zugefügt hat.«
    Marina ließ den Kopf hängen. »Ja, ich habe Schande über die Familie gebracht.«
    »Sie? Aber Sie können doch gar nichts dafür?«
    »Das ist egal. Ich bin verunstaltet und ich hinke noch dazu. Das schädigt das Ansehen der Familie. In unserer Gesellschaft ist das so.«
    »Deswegen auch die neue Geldforderung?«
    Das Mädchen schaute Jenny überrascht an. »Davon weiß ich nichts!«
    »Nicht? Ihre Familie hat eine neue Forderung an Herrn Duprais gestellt.«
    Marina ließ sich auf einen der Wartestühle fallen. »Das ist furchtbar. Ich habe gehofft, dass das alles vorbei wäre.«
    »Sie hatten also nichts mit der Forderung zu tun?«
    »Ich wusste nicht mal davon. Sie müssen verstehen, die Entscheidungen in unserer Familie treffen die Männer und meine Mutter. Als junge Frau habe ich gar nichts zu sagen und zu entscheiden.«
    Jenny wählte ihre nächsten Worte vorsichtig. »Glauben Sie, einer Ihrer männlichen Verwandten hätte sich so beleidigt gefühlt, dass er vielleicht im Zorn Marc Duprais umgebracht hat?«
    Als Antwort erhielt sie nur einen entsetzten Blick. Nach einem Moment bedankte Jenny sich und sie verließen den Salon.

    Im Präsidium wartete Logo schon ungeduldig. Jenny fasste kurz die Ergebnisse der Befragungen zusammen. »Und was gibt’s hier Neues?«
    »Die Auswertungen der Telefonliste und des PCs werden dauern. Sie haben zu wenig Leute.«
    »Verdammt«, fluchte Jenny. »Wann ist die Beerdigung?«
    »Er hat selbst festgelegt, dass er eingeäschert und die Asche im Meer verstreut wird.«
    Sascha trat hinzu. »Seltsam.«
    Logo ignorierte ihn. »Ich habe Julius Rothe, den Fotografen, der nach Berlin verzogen ist, erreicht. Er gibt an, seit der Schule keinerlei Kontakt mehr zu Marc Duprais gehabt zu haben.«
    »Bleibt noch der Schulfreund in Amerika.«
    »Marc Duprais hat keine Telefongespräche in die USA geführt«, meinte Logo.
    »Dann können wir uns den erst mal sparen. Ich mach Feierabend für heute. Ist spät genug.«
    Auf dem Heimweg holte Jenny sich ein halbes Hähnchen am Grillstand in Sossenheim. Nicht viel später saß sie auf dem Sofa, aß und fuhr ihren Laptop hoch. Der Fall ließ sie nicht los.
    Auf Wikipedia sah sie sich zunächst allgemeine Informationen über Kasachstan an. Dann suchte sie alte Zeitungsberichte über den Unfall. Die Artikel unterschieden sich erheblich in ihrer Aufmachung, bezüglich der Schuldzuweisung waren sich jedoch alle Zeitungen einig. Reicher Jüngling rast mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt und überfährt armes Immigrantenmädchen. Das Urteil hatte eine allgemeine Diskussion über zu niedrige Strafen losgetreten.
    Jenny seufzte. Was wäre los, wenn die Presse von der neuen Forderung der Eltern und von Duprais’ gewaltsamem Tod Wind bekäme? Die Spekulationen wollte sie sich gar nicht ausmalen. Sie hatte jedoch Zweifel, dass hier das Motiv lag. Einen Mord im Affekt aus Rache für die Verletzung der Schwester, Tochter oder Cousine konnte sie sich vorstellen. Aber nach der langen Zeit? Zumal man nicht denjenigen tötete, von dem man Geld forderte.
    Gähnend klappte sie den Laptop zu und sah auf die Uhr. Schon fast Mitternacht.

    Nach einer unruhigen Nacht kam sie schon kurz nach halb acht ins Präsidium und fand zu ihrer Überraschung Sascha dort. Er kam ihrer Frage zuvor. »Ich bin schon hier, weil ich heute Abend gerne früher weg möchte. Meinst du, das ginge?«
    »Wenn nichts Außergewöhnliches dazwischenkommt. Was hast du denn vor?«
    Er wand sich verlegen. »Ich habe jemanden kennengelernt. Wir wollen eislaufen und die machen ja schon um neun Uhr zu.«
    Jenny nahm sich einen Kaffee. »Kennengelernt? Das will ich aber genau wissen.«
    Sascha errötete

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