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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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haben. Endlich nahm er das Foto und studierte es. »Ich glaube, ich habe ihn bei der Einführungsveranstaltung gesehen.«
    »Irgendwas Besonderes? Wissen Sie, mit wem er befreundet ist?«
    Fischer griff genervt in seine Tasche und zog ein Zigarettenpäckchen heraus. »Woher denn? Die kommen. Ich schick sie in ihre Vorlesungen, dann gehn sie wieder. Wen interessiert mehr?«
    »Mich«, meinte Jenny ebenso genervt. »Ist Ihnen dann vielleicht dieser hier aufgefallen?«
    Als Fischer auf Marc Duprais’ Foto sah, ging eine Veränderung mit ihm vor. Unruhig sah er weg. »Den kenne ich nicht«, meinte er entschieden.
    »Und warum sind Sie da jetzt so sicher?«, erkundigte sich Jenny beißend. »Er studiert nicht mal Mathe.«
    Verlegen kratzte er sich am Hals. »Sieht auffällig aus, finden Sie nicht?« Er redete schneller. »So einer fällt doch eher auf als so ein Durchschnittsbürschchen.«
    »Ich denke, er ist Ihnen nicht aufgefallen?«, wunderte sich Jenny.
    »Aber er wäre. Ich meine, wenn ich ihn gesehen hätte, würde ich mich erinnern.« Fischer schwitzte jetzt.
    Jenny trat direkt vor ihn. »Ich glaube Ihnen nicht, Herr Fischer. Wenn ich herausbekomme, dass Sie uns etwas verschweigen, mache ich Ihnen richtig Ärger!«
    Fischer wurde rot im Gesicht. Aufgeregt fuchtelte er mit den Händen und trat einen Schritt zurück. »Wie damals! Typisch Polizeigewalt. Nehmen Sie mich doch fest! Ich sage gar nichts mehr!«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Komm, Sascha«, meinte sie, »das bringt nix.«
    Sie liefen Richtung Foyer und hielten Ausschau nach Logo. »Was war das denn für ein Typ?«, erkundigte sich Sascha stirnrunzelnd.
    »Ein ewig Gestriger«, meinte Jenny mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Lebt wahrscheinlich noch im Geist im Hüttendorf. War vor deiner Zeit«, meinte sie, als sie Saschas fragenden Blick bemerkte. »Es ging um den Bau der Startbahn-Süd. Das hat sich zu einem gesellschaftlichen Krieg ausgeweitet. Im Wald entstand ein Hüttendorf, in dem die Startbahngegner hausten und das die Polizei letztendlich räumen musste.«
    »Hab davon gehört«, meinte Sascha. »Meine Eltern haben sich da rausgehalten. Die hatten damals schon die Wirtschaft.«
    Jenny war mit ihren Gedanken bereits woanders. »Wo finden wir Logo? Der müsste doch längst fertig sein.«
    In diesem Moment bog er um die Ecke des Ganges. Direkt vor ihnen blieb er stehen. Jenny sah ihn prüfend an. Auf seinem Hemd befand sich ein Kaffeefleck und um seinen Mund herum Kuchenkrümel. »Hast dich wohl gut verstanden mit der Sekretärin?«
    Er war unsicher, worauf sie anspielte. »Warum? Sie war sehr hilfsbereit.« Er wirkte verlegen. »Sie hat mir einen Vorlesungsplan gegeben. Tatsächlich haben Mathematiker und Informatiker gemeinsame teilweise jahrgangsübergreifende Seminare.«
    »Und wann gehst du mit ihr aus?«
    »Morgen, aber woher …?« Er biss sich auf die Zunge. »Verdammt, reingefallen.«
    Jenny musste lächeln. »Konntest du die Studentenlisten einsehen?«
    »Duprais war in keinem der Seminare.«
    Jenny ließ die Schultern hängen. »Wär ja auch zu schön gewesen.«
    »Er besuchte nur die Pflichtveranstaltungen.«
    »Wird das irgendwo festgehalten?«
    »An sich nicht, aber Angelika, also die Sekretärin, hat einen Bruder, der ebenfalls Informatik studiert. So ein Zufall, nicht?« Er lachte.
    Jenny sah ihn kritisch an. »Das sagst du jetzt erst? Hast du sie noch alle? Ihr Bruder geht tatsächlich in die gleichen Vorlesungen?«
    Logo war schlagartig ernst geworden. »Teilweise.«
    »Und er kennt Duprais?«
    »War wohl eine schillernde Persönlichkeit. Aber wir können ihn selbst fragen. Sie hat ihn gebeten, nach der Vorlesung herzukommen. In der Pause.«
    »Warum sagst du das nicht gleich?« Jenny verdrehte die Augen. Wenn das so weiter ginge, würde sie noch anfangen zu schielen.
    »Dauert noch eine halbe Stunde.« Er sah auf seine Uhr. »Na ja, zwanzig Minuten.«
    Jenny sah ihn misstrauisch an. »Ihr habt nicht zufällig auch einen zusammen gebechert?« Sascha musste ein Kichern unterdrücken. Logo legte die Hand auf die Brust. »Nur ein Likörchen!«
    »Das darf nicht wahr sein!«
    Sascha wollte einlenken. »Immerhin haben wir jetzt einen Kontakt.«
    »Ja ja«, winkte Jenny ab. »Schon gut. Ich sag ja nichts.«
    Logo führte sie zurück zum Sekretariat und eine halbe Stunde später kam ein unscheinbarer, etwa zwanzigjähriger Junge den Gang entlang. Er war ausgesprochen dünn und trug eine Jeans, die ihm bis in die Kniekehlen hing.

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