Arsen und Apfelwein
versucht reinzukommen?«
Timmi blickte verlegen auf seinen Teller. »Am Anfang. Hat mich ganz schön abfahr’n lassen. Hör’n Sie, es wär mir lieber, wenn er nix von erfährt, was ich Ihnen hier erzähle.«
»Er ist tot, wussten Sie das nicht?«, teilte Jenny ihm mit.
Erschrocken starrte er sie an. »Nee. Hab mich nur gewundert, dass ich ihn so selten seh. Aber oft war er eh nich hier.«
Jenny stand auf. »Gut, wenn Sie noch etwas ihn betreffend hören, hier ist meine Karte. Ach, der eine, den sie mit ihm zusammen gesehen haben. Der, der in den Kursen war. Wie heißt der?«
»Keine Ahnung. Müssten Sie eher wissen. Is der Sohn von ’nem Bullen, äh, meine Polizisten.«
Jenny ließ ihn vor seinem Tablett sitzen und verließ gefolgt von ihren Kollegen die Kantine. Draußen lehnte sie sich kurz an die Wand. »Was hat das mit dieser Verbindung bloß auf sich?«
»Weiß der Studienberater vielleicht etwas?«, wollte Logo wissen.
»Nein!«, antworteten Jenny und Sascha wie aus einem Mund. Jenny traf eine Entscheidung. »Zurück ins Präsidium. Ich rede mit Biederkopf. Wir müssen uns von Schaubert vornehmen.«
Sascha fragte zögerlich, während sie durch die langen Gänge der Universität liefen. »Vielleicht sind Musskajews andere Besucher aufgefallen?«
Jenny sah ihn erstaunt an. »Mensch. Prima Idee! Ich wollte sowieso mit ihm reden. Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass er nichts mit Duprais’ Tod zu tun hat. Erzählen kann er uns viel.«
Sie fuhren in die Innenstadt und hielten vor Musskajews’ Laden auf einer Sperrfläche. »Sascha, du bleibst im Auto.«
Jenny und Logo betraten durch die Glastür den Laden. Eine melodische Glocke erklang und eine junge, ausgesprochen hübsche Frau mit dunklen mandelförmigen Augen begrüßte sie.
Jenny stellte sich vor und fragte nach Igor Musskajews. Die junge Frau verzog keine Miene, bat sie kurz zu warten und verschwand durch eine Tür im Hintergrund. Jenny und Logo schlenderten durch den Laden, der eine interessante Mischung aus älterer und zeitgenössischer Kunst ausstellte. Fassungslos blieb Logo vor einem Bett in Originalgröße stehen, auf dem eine mit einem Laken bedeckte Gestalt lag. Er sah sich um. »Ist das jetzt Kunst oder schläft da einer?«, flüsterte er Jenny zu. Sie musste lachen und zog ihn weg. »Kunst. Und du stehst halb drauf.« Erschrocken blickte er auf den Boden. Tatsächlich waren dort Schriftzüge, die zu dem Kunstwerk gehörten. Er machte einen Satz zurück und schaute sich um. »Meine Güte, kann man das nicht einzäunen?« Das brachte Jenny erneut zum Kichern, bis hinter ihr eine sonore Stimme ertönte.
»Mein Laden erfreut Sie?«
Sie drehte sich um und stand Igor Musskajews gegenüber, wie immer tadellos im dunklen Anzug und Krawatte. Nach einer formellen Begrüßung bat er sie in sein Büro. Auch hier war alles vom Feinsten. Klassische Büromöbel bildeten einen interessanten Kontrast zu modernen Kunstgegenständen. Er bot ihnen einen Platz auf einer ledernen Sitzgruppe an.
»Etwas zu trinken? Meine Assistentin bereitet einen exzellenten Tee zu.«
Jenny lehnte dankend ab und kam auf den Grund ihres Hierseins zu sprechen. »Sind Ihnen während Ihrer Observation andere Besucher aufgefallen? Haben Sie vielleicht Bildmaterial?«
Er lehnte sich zurück und tippte sich an die Unterlippe. Ihre Frage schien ihn zu amüsieren. »Auf andere Besucher haben wir leider nicht explizit geachtet. Tatsächlich haben wir jedoch gelegentlich Fotos gemacht. Ich stelle sie Ihnen selbstverständlich zur Auswertung zur Verfügung.«
Jenny nickte. »Wann?«
»Ich habe die Dateien nicht hier. Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, lasse ich sie Ihnen mailen.«
Jenny griff nach einem kleinen Notizquader, der auf dem Tisch stand und kritzelte ihre dienstliche E-Mail-Adresse auf das oberste Blatt. Sie schob es in seine Richtung.
»Wie läuft eigentlich die Klage gegen Duprais?«, erkundigte sie sich beiläufig.
Er quittierte die Frage mit einem kurzen Heben seiner Augenbrauen. »Ist das relevant für Ihren Fall?«
»Natürlich«, erklärte Jenny. »Ist es ein Geheimnis?«
Er hob die Hand. »Aber nein. Die Verhandlungen laufen gut. Es sieht nach einem außergerichtlichen Vergleich aus.«
Jenny dankte ihm und stand auf. »Bis bald«, meinte sie vielsagend.
Logo blieb still, bis sie im Auto saßen. »Ich dachte, die Klage wäre nach Marcs Tod vom Tisch?«
»Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass der Mord eine Motivation darstellen könnte, auf
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