Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
Vom Netzwerk:
hinaus?«
    »Natürlich.« Sie ließen Juliane Munk in dem Chaos zurück.
    Vor der Tür legte Sascha los. »Der Lange meint wohl, er könne uns für dumm verkaufen!«
    »Er wollte die Frau schützen«, vermutete Jenny. »Da fahren wir gleich noch mal vorbei.«

    Als Lange die Tür öffnete, legte sich ein resignierter Ausdruck über sein Gesicht. »Sie schon wieder?«, fragte er nun weniger freundlich. Er trug Sportkleidung und schien gerade das Haus verlassen zu wollen.
    »Sie haben uns angelogen!«, warf Jenny ihm vor.
    »Wie meinen Sie das?« Sein Versuch, Unschuld vorzutäuschen, scheiterte kläglich. Hätte Jenny nicht schon gewusst, dass er ihnen etwas verheimlichte, hätten ihn seine hin und her huschenden Blicke verraten.
    »Das wissen Sie sicher. Wie heißt die Frau aus der Botschaft, mit der Sie eine Beziehung haben?«
    Er stellte sich immer noch dumm. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Wer behauptet so etwas?«
    Jenny funkelte ihn ärgerlich an. »Wir haben Zeugen, die Sie zusammen gesehen haben. Stellen Sie sich nicht so an und geben es zu. Sie werden doch keiner Straftat beschuldigt.«
    Lange wechselte die Strategie. »Wenn das rauskommt, ist sie ihres Lebens nicht mehr sicher. Das ist ein streng muslimisches Land. Die Frauen dürfen nicht alleine ausgehen, geschweige denn, sich mit Männern treffen. Sie würde sofort zurückgeschickt, wenn nicht Schlimmeres.«
    »Schlimmeres?«
    »Wir reden von einem Land, in dem untreue Frauen gesteinigt werden.«
    »Sie ist verheiratet?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur verdeutlichen, wie Frauen dort behandelt werden.«
    Jenny wurde ungeduldig. »Bei allem Verständnis, wer ist sie denn nun?«
    Er seufzte resigniert. »Rabiah Mehmood.«
    »Welche Position hat sie in der Botschaft inne?«
    »Sekretärin. Da sie eine weit entfernte Verwandte des Botschafters ist, genießt sie Freiheiten, die die Dienerschaft sonst nicht hat.«
    »Trotzdem verstehe ich nicht, wie Sie beide es schaffen, sich zu treffen.«
    Er rieb sich das Gesicht. »Manchmal darf sie mit anderen Frauen ins Kino. Die decken sie. Manchmal gibt sie vor, einkaufen zu gehen. Der Botschafter ist ein recht liberaler Mann. Er erlaubt ihnen, zu mehreren die Botschaft zu verlassen. Bitte …«, auf seiner Stirn bildeten sich feine Schweißtröpfchen. »Verraten Sie uns nicht.«
    Jenny wich einer Antwort aus. »Sie wissen, warum wir zu Ihnen kamen. Können wir Ihre Freundin sprechen?«
    Lange war entsetzt. »Auf keinen Fall. Sie würde mir nie verzeihen, wenn sie mit der deutschen Polizei zu tun bekäme. Sie würde komplett zumachen. Ich glaube nicht, dass Sie das Recht haben, sie zu befragen. Immerhin ist sie nicht verdächtig und fällt unter die diplomatische Immunität.«
    Jenny hatte diese Haltung befürchtet. »Dann fragen Sie Ihre Freundin, ob ihr etwas aufgefallen ist.«
    Er hob abwehrend die Hände. »Sie ist eine treue Angestellte, sie wird nichts sagen wollen.«
    »Nun«, Jenny versuchte, ihre Skrupel zu unterdrücken. Schließlich ging es hier um Mord. »Es ist in Ihrem Interesse, uns zu helfen. Es ist ja nicht gesagt, dass das, was sie uns erzählen könnte, ein negatives Licht auf die Botschaft wirft. Je eher wir herausbekommen, was unser Mordopfer da gesucht hat, je eher hören wir auf, herumzustochern.«
    Lang blickte sie resigniert an. »Ich verstehe.«
    »Gut«, meinte Jenny. »Wann treffen Sie sich das nächste Mal?«
    »Vielleicht morgen Mittag, aber es ist nie sicher, ob es klappt. Manchmal kann sie kurzfristig nicht weg.«
    Jenny nickte ihm zu und wandte sich zum Gehen. Lange verschwand in der Wohnung. Auf dem Weg zurück ins Präsidium schwieg Sascha. Jenny sah ihn von der Seite an. »Hast du was?«
    Er zögerte mit der Antwort. »Klang, als hätten wir ihn erpresst.«
    Jenny vermerkte im Geist dankbar, dass er wir gesagt hatte. »Glaubst du, ich würde sie verraten, wenn sie uns nicht hilft?«
    Diesmal zögerte er nicht. »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Siehst du. Aber Lange weiß das nicht. So eine kleine Motivation muss manchmal sein. Ich fühl mich auch nicht gut dabei.«
    Sascha nickte.
    »Morgen ist Weihnachtsfeier«, meinte Jenny, um ihn abzulenken. Sofort erhellte sich sein Gesicht. »Ja, super. Letztes Jahr konnte ich nicht dabei sein.«

Heute

    Im Polizeipräsidium herrschte zwei Tage nach der Weihnachtsfeier gedrückte Stimmung. Jenny trommelte auf ihrer Schreibtischunterlage, Logo starrte mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster und Sascha spielte mit einem Stift

Weitere Kostenlose Bücher