Arsen und Apfelwein
und ließ ihn immer wieder hinfallen. Jenny warf ihm gereizte Blicke zu. Dann sah sie auf die Uhr. »Es ist Zeit.«
Schweigend legten sie den Weg zu den Büros der Staatsanwaltschaft zurück. Jenny klopfte und öffnete die Tür, ohne eine Antwort abzuwarten.
An einem Besprechungstisch saßen Biederkopf und Dreher mit einem Beamten vom BKA. Biederkopf wies Jenny und ihren Kollegen mit dem Kinn einen Platz am Tisch zu. Als Jenny den Mund öffnete, stoppte Biederkopf sie mit einer Handbewegung.
»Es tut mir leid, Frau Becker«, meinte er förmlich. »Wir sind nicht hier, um zu diskutieren. Wir sind hier, um den Fall Mainmädchen abzuschließen.«
»Die Sache ist schon beschlossen?«, fuhr Jenny auf. »Wozu haben Sie uns dann herbestellt?«
»Wäre Ihnen lieber gewesen, ich hätte Ihnen die Entscheidung schriftlich mitgeteilt?«
»Wenn Sie mich sowieso vor vollendete Tatsachen stellen, wäre es aufs Gleiche hinausgekommen.«
»Jenny«, meinte Logo besänftigend.
»Was?«, fuhr sie ihn an. Sascha zog den Kopf ein.
Der Kollege vom BKA saß mit verschränkten Armen da und starrte sie an. »Wir hätten den Fall längst abschließen sollen. Wenn sich bis jetzt niemand gemeldet hat …« Er ließ den Satz im Raum verklingen.
Jenny durchbohrte ihn mit Blicken. »Vielleicht habt ihr nur nicht gründlich gesucht?«
Das brachte ihn aus der Ruhe. »Habt ihr eine Ahnung, was wir alles auf die Beine gestellt haben?«
»Haben wir«, schnappte Jenny, »wir waren beteiligt.«
»Ihr habt hier in Frankfurt ein bisschen rumgefragt. Na toll.«
Jenny wollte etwas sagen, schwieg dann aber. Grundsätzlich hatte er recht. Sie waren an den Ermittlungen nur am Rande beteiligt. Die Hauptlast hatte beim BKA gelegen. Und nach mehr als einem halben Jahr gab es nicht die geringsten Hinweise auf den Täter oder das Mordmotiv.
Biederkopf lehnte sich vor. »Frau Becker. Jenny. Uns allen geht der Fall unglaublich nahe. Aber wir haben nicht die Ressourcen, um in dieser Intensität weiter zu ermitteln. Herr Mombrei«, er nickte zu dem BKA-Mann, »ist hier, um abzusprechen, welche Maßnahmen wir weiterlaufen lassen. Wir sind übereingekommen, im Frankfurter Großraum weiter zu plakatieren. Das Beweismaterial bleibt beim BKA.«
Jenny schwieg verstimmt. Zu aller Überraschung ergriff Sascha das Wort. Er drückte Jennys Schulter. »Herr Biederkopf, Sie müssen verstehen, wie nahe dieser Fall uns allen geht. Dem Kollegen sicher auch.«
Mombrei entspannte sich etwas und nickte.
Sascha war noch nicht fertig. »Gerade, weil das Mädchen ganz offenbar niemanden hat, der für es eintritt. Wir vertrauen darauf, dass Sie nicht zulassen, dass das Mainmädchen in Vergessenheit gerät.«
Jenny drehte sich erstaunt zu ihm um. Sie musste schlucken. Biederkopf streckte feierlich die Hand aus. »Das verspreche ich.«
Jenny nickte und stand entschlossen auf. »Dann brauchen Sie uns ja nicht mehr. Kommt.« Sie nickte Mombrei zu und verließ den Raum, ohne sich umzusehen.
Logo und Sascha folgten ihr auf dem Fuß. Logo klopfte Sascha anerkennend auf die Schulter. Auch Jenny drehte sich kurz um. »Schön gesagt.«
Im Büro wurde nicht weiter über das Thema gesprochen. Jenny vergrub sich in Akten und ihre Kollegen recherchierten im Internet.
Jenny blickte überrascht auf, als sich die Tür öffnete und Bernd Mogler hereinkam. Besorgt runzelte sie die Stirn. »Wie geht’s Max?«
Er seufzte und wusste offensichtlich zuerst keine Antwort. »Soweit gut«, meinte er dann. »Aber kein Anzeichen, dass er aufwacht.«
Jenny zwang sich zu einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck. »Die Ärzte haben gesagt, es könnte dauern. Sie sind sich doch sicher, dass er aufwacht.«
Mogler nickte. »Meine Frau leidet am meisten. Sie weicht kaum von seinem Bett.«
»Verständlich.« Jenny sah ihn mitfühlend an. »Irgendeine neue Idee, warum er das gemacht hat?«
Er schüttelte entschieden den Kopf. »Absolut nicht. Ich hab auch noch mal seinen Freund angerufen, aber seit Max angefangen hat zu studieren, hatten sie nicht mehr so viel Kontakt wie früher.«
Jenny sah ihn verblüfft an. Irgendwas war da an ihr vorübergegangen. »Studieren? Ich dachte, er ginge zur Schule?«
»Er hat im Sommer in Frankfurt ein Mathematik-Studium angefangen.«
»Aber er hat doch zuhause gewohnt?«
»Für eine eigene Wohnung hat das Geld nicht gereicht. Er hat ab und zu gejobbt, aber da kam nicht viel bei rum.«
»Wo hat er gejobbt?«
»In einem Hamburger-Laden. Hat immer nach Pommes
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