Arsen und Apfelwein
Aktivitäten dienen. Je weiter sie in ihren Ermittlungen kamen, desto mehr Fragen taten sich auf.
Sie sah auf die Uhr. Es war definitiv Zeit, Feierabend zu machen. Logo war wahrscheinlich bereits bei seiner neuesten Eroberung. Und Sascha würde schon merken, dass sie weg wäre. Kurz entschlossen rief sie ihre Freundin an und verabredete sich mit ihr zum Essen. Ein paar Stunden nicht über den Fall zu grübeln würde ihr guttun.
Am nächsten Morgen meldete sich endlich Lange und teilte ihr mit, dass er sich um die Mittagszeit mit seiner Freundin treffen würde. Jenny instruierte ihn, welche Fragen er ihr stellen solle.
Er räusperte sich. »Kommen Sie nicht auf die Idee, mir zu folgen. Sie würde sofort verschwinden.«
»Das hatte ich nicht vor«, versicherte ihm Jenny. »Sagen Sie ihr nur bitte, wie wichtig die Sache ist und dass ich sehr gerne mit ihr sprechen würde. Inoffiziell und vertraulich.«
Sie hörte ein tiefes Seufzen durch den Hörer. »Gut. Ich melde mich später.«
Jenny winkte Logo zu sich und sie machten sich auf den Weg nach Kronberg. Jenny versuchte unterwegs, aus Logo Einzelheiten über sein gestriges Rendezvous herauszukitzeln, aber er schwieg eisern und lächelte nur.
Das Eingangstor zum Grundstück der Duprais war weit geöffnet und ein Möbelwagen parkte vor dem Haus. Die Duprais bereiteten sich anscheinend auf ihre Abreise vor. Ihr Haus stand zum Verkauf, offensichtlich beabsichtigten sie, Deutschland für immer zu verlassen. Ein Schild am Eingangstor trug den Schriftzug eines Kronberger Maklers.
Jenny klopfte an die offen stehende Haustür. Niemand antwortete, doch sie hörte Stimmen aus dem Inneren. Ein Handwerker im Blaumann erschien, ein großes gerahmtes Bild in den ausgestreckten Armen, und ging mit einem Nicken an ihr vorbei. Sie trat in die Eingangshalle und sah sich Duprais gegenüber.
Als er Jenny erkannte, verzog er das Gesicht. »Frau … Becker war es, oder? Kommen Sie rein.« Er drehte sich um und verschwand im Zimmer. Sie folgten ihm in ein kleines Esszimmer. Er bot ihnen keinen Platz an. »Was kann ich für Sie tun? Gibt es neue Erkenntnisse? Wissen Sie endlich, wer meinen Sohn umgebracht hat?«
Jenny sah ihn an. Er sah müde und erschöpft aus, als hätte er wenig oder schlecht geschlafen. »Wir ermitteln auf Hochtouren. Leider fehlen uns wichtige Informationen. Ihr Sohn hat sich weitgehend aus Ihrer Studentenverbindung zurückgezogen und eine eigene gegründet. Wussten Sie das?«
»Was ist das für ein Unsinn?«
»Das ist kein Unsinn, sondern eine Tatsache. Er hat ein Haus ganz in der Nähe gemietet. Es ist voller Computer und anderer technischer Geräte. Ebenso sind die Schränke voller Kostüme. Wissen Sie etwas darüber?«
Er schien ehrlich erstaunt. »Kostüme?«
Jenny nickte. »Es besteht der Verdacht, dass er eine kriminelle Organisation aufgebaut hat.«
Duprais bekam einen hochroten Kopf. »Ich glaube Ihnen kein Wort! Sie wollen meinen Sohn in Misskredit bringen! Wahrscheinlich, um zu vertuschen, dass Sie unfähig sind, seinen Mörder aufzuspüren!«
Jenny ging auf die Vorwürfe nicht ein. Seelenruhig fragte sie. »Wer außer Ihnen gehört noch zu den Alten Herren der Verbindung?«
So schnell wie er sich aufgeregt hatte, beruhigte er sich wieder. Er seufzte. »Da sind nicht viele übrig. Mein Freund von Schaubert, Roth, der nach Berlin gezogen ist, ein weiterer Freund, der nach Amerika ausgewandert ist und noch zwei Geschäftsleute, die nur selten in Frankfurt sind. Das war’s schon.«
»Wann waren Sie das letzte Mal im Haus?«
»Auf der Weihnachtsfeier im letzten Jahr. Eine größere Sache.«
»Wie steht die Sache mit Musskajews?«, wechselte Jenny das Thema.
Er sah sie überrascht an. »Keine Ahnung. Fragen Sie meinen Anwalt. Sind Sie sicher, dass diese Leute nichts mit Marcs Tod zu tun haben?«
»Ich bin mir bei gar nichts sicher«, antwortete sie. »Sie gehen endgültig weg aus Deutschland?«, wollte sie abschließend wissen.
Er schien mit den Gedanken schon woanders zu sein. »Wie? Ja, wir verkaufen hier alles und ziehen endlich nach Afrika.«
Es wurde zwei, bis Lange sich meldete. Seine Stimme klang ungläubig. »Rabiah hat eingewilligt, sich mit Ihnen zu treffen.«
»Wirklich?«, rief Jenny überrascht. »Wann und wo?«
»Sie könnten gleich herkommen. Wir sind auf dem Hauptfriedhof.«
»Wo?«, fragte Jenny verwundert nach.
»Auf dem Hauptfriedhof. Wüssten Sie einen Ort, an dem es unwahrscheinlicher wäre, dass ein Mitglied der
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