Artefakt
und wies den Sternen
Das königliche Angesicht,
Schon dankte in erhabnen Fernen
Sein sprechend Aug dem Sonnenlicht.
Ein Wiedersehen
29
Wie schwer Erinnerungen sein können, dachte Rahil, als er aus dem Fenster des Zimmers sah, in dem er seit drei Tagen mit Sammaccan gefangen war. Mit welchem enormen Gewicht manche von ihnen auf der Seele lasten. Die Flucht von Caina zusammen mit Jazmine, die tragischen Ereignisse an Bord der Rosenduft … Viele Jahrzehnte lagen sie zurück, doch es fühlte sich an, als wäre es gestern geschehen, so klar waren die Bilder, selbst wenn er nicht schlief und träumte.
Ein blauweißer Riese loderte im All, wie zum Greifen nahe, und ohne die Filter wäre er für Rahils Augen viel zu hell gewesen. Rahil beobachtete den gewaltigen Stern, und das Fenster blendete Informationen ein, als die Sensoren seine Aufmerksamkeit bemerkten. Eine Sonne vom B-Typ, nach dem alten Klassifikationssystem, mit 96 Sol-Radien und einer Leuchtkraft, die die der Sonne der alten Erde um fast das Tausendfache übertraf.
»Ich glaube, wir haben das Ziel unserer Reise erreicht«, sagte Rahil und drehte den Kopf. Sammaccan lag im großen Sessel neben dem Bett, nicht völlig amorph, aber noch immer ohne stabile Gestalt. Derzeit war mehr als die Hälfte seines aufgedunsen wirkenden Körpers von Schuppen bedeckt, und der Kopf wies eine gewisse Ähnlichkeit mit dem eines Chormiki auf. Ein Schnabel mit Schuppenhaut klapperte kurz, und darüber funkelten schwarze Knopfaugen. »Oder zumindest ein Etappenziel. Wo sind wir, Schiff?«
»Diese Frage kann ich nicht beantworten«, kam eine neutrale Stimme aus dem Nichts.
»Ich bin ein Exekutor der Ägide«, sagte Rahil. »Ich verlange Auskunft.« Es war nicht das erste Mal, dass Rahil diese Worte an die Maschinenintelligenz des Schiffes richtete, und dass er sie erneut wiederholte, verriet in aller Deutlichkeit den Zustand seines Bewusstseins. Der Ascar hatte ihm die Rüstung abgenommen, und die Femtomaschinen blieben durch ein Interdiktionsfeld blockiert. Rahil war nicht daran gewöhnt, seine Gedanken und Gefühle selbstständig unter Kontrolle zu halten; das Ergebnis war, dass ihm konzentrierte Überlegungen schwerfielen und erstaunlich viel Kraft kosteten.
»Ich unterliege weder den Gesetzen der Bruch-Gemeinschaft noch den Regeln der Ägide«, lautete die Antwort der körperlosen Stimme.
Rahil sprach die erste Frage aus, die ihm in den Sinn kam. »Von wem empfängst du deine Anweisungen?«
»Von Aisch-ta-Halem.«
Rahil beobachtete, wie Sammaccan einmal mehr versuchte, humanoide Gestalt anzunehmen. »Lautet so der Name des Ascar, der uns verschleppt hat?«
Diesmal blieb alles still. Es war Rahils siebter oder achter Versuch, die Maint des Schiffes in ein Gespräch zu verwickeln, in der Hoffnung, dass sich ihm irgendein Ansatzpunkt bot, aber es dauerte nie lange, bis die Maschinenintelligenz einfach schwieg. Er fragte sich, ob sie mit einer Bewusstseinsschranke ausgestattet war, die sie daran hinderte, Eigeninitiative zu entwickeln.
Eine kurze Vibration weckte seine Aufmerksamkeit, und er glaubte seine Vermutung bestätigt.
»Hast du das gefühlt, Sammaccan?«, fragte er. »Das leichte Zittern des Schiffs? Ich glaube, wir sind an Bord eines Shifters. Ein Sprungschiff ist dies gewiss nicht, und wir sind auch nicht durch ein Kickout in einen Transittunnel geflogen. Wenn dies wirklich ein Shifter ist, kann er Heraklon trotz der Sperrung des Lagoni-Systems erreichen.«
Sammaccan gab ein unartikuliertes Knurren von sich und bewegte dabei einen Mund, der noch immer Ähnlichkeit mit einem Schnabel aufwies, obwohl er diesmal zu einem halbwegs menschlich wirkenden Kopf gehörte. Selbst wenn er in der Lage gewesen wäre, Worte in seiner Sprache zu formulieren – Rahil hätte sie nicht verstanden. Ohne die Kommunikationssysteme der Rüstung gab es eine linguistische Barriere zwischen ihnen, die eine Verständigung verhinderte.
Rahil wandte sich wieder dem Fenster zu, das jetzt einen anderen Anblick bot. Sie waren dem blauweißen Riesen noch näher gekommen. Er füllte das ganze Blickfeld aus, und vor dem grellen Lodern, gedämpft von den Filtern, zeichnete sich ein dunkles Objekt ab, offenbar das Ziel des Shifters. Instinktiv war tete Rahil darauf, dass ihm die Bibliotheken der Rüstung Informationen übermittelten, aber er blieb auf sich allein gestellt, ohne das Datenflüstern, das ihn sonst immer begleitete und so sehr Teil von ihm geworden war, dass sein Fehlen für ihn
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