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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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erschien, dicht dahinter das IKV, das sich vom Kugelschiff gelöst hatte. Einige Sekunden lang schwebte es direkt vor dem Hangar.
    Wieder erklang ein Brummen und Pfeifen.
    »Ich wünsche Ihnen Erfolg«, ertönte es aus dem Interpreter.
    »Ich danke Ihnen, Exzellenz. Ich werde mich erkenntlich zeigen.«
    Coltan wartete auf eine Antwort, aber es kam keine. Stattdessen raste das IKV plötzlich fort und gab den Blick frei auf Heraklon.
    Eine schwarze Kappe schien sich auf die nördliche Hemisphäre des blaugrünen Planeten gelegt zu haben, dunkler als eine planetare Nacht. Das Artefakt, dachte Rahil.
    Dann sprang der Shuttle nach draußen ins All, Heraklon entgegen, und nur eine Sekunde später schmetterte die Faust eines Titanen auf ihn herab.

Wie kommt der Argwohn in die freie Seele?
Vertrauen, Glaube, Hoffnung ist dahin.
Denn alles log mir, was ich hochgeachtet.
    Gefressene Welt
    31
    Ein Objekt, groß wie ein Haus, zerriss den Shuttle, und die Luft entwich mit einer explosiven Dekompression, deren Donnern rasch zu einem dünnen Heulen wurde, das schnell verklang. Mehrere Sitze wurden nach draußen ins All gerissen, und Rahil versuchte instinktiv, sich irgendwo festzuhalten. Nur eine dünne Schicht aus fokussierter Energie trennte ihn vom Vakuum – das individuelle Schutzfeld des Sessels war automatisch aktiv geworden. Die Reste des Shuttles, geborsten und halb zerfetzt, drehten sich schnell, und Heraklon glitt mehrmals dort vorbei, wo eben noch die Pilotenkanzel gewesen war.
    Für ein oder zwei Sekunden galten Rahils Gedanken, losgelöst von den Ereignissen um ihn herum, der eigenen Sterblichkeit. Er trug keine Rüstung mehr, die ihn vor schweren Verletzungen bewahren konnte, und wenn er hier starb, am Ziel seiner Mission, am Himmel von Heraklon, würde es niemanden geben, der ihm einen neuen Körper gab. Für die Ägide war er nicht der echte Rahil Tennerit, und wer sonst hätte ihn wiederauferstehen lassen können?
    Dann verschwanden diese Gedanken so plötzlich aus seinem Kopf, als hätte sie jemand gepackt und herausgerissen. Er schien ein zweites und drittes Augenpaar zu öffnen und auch mit zusätzlichen Ohren zu hören. Erleichterung durchströmte ihn, fast so intensiv wie bei jemandem, der an Nyktophobie litt und plötzlich in helles Tageslicht trat.
    Das von seinem Vater geschaffene Interdiktionsfeld existierte nicht mehr – die Femtomaschinen in Rahil erwachten und erweiterten seine Sinne.
    Selbst wenn noch funktionierende Bordsysteme des Shuttles existierten, Rahil konnte sich nicht mit ihnen verbinden, denn es gab keine geeigneten Schnittstellen. Aber das Schutzfeld, das ihn vor der saugenden Leere des Alls schützte, und die Wände des dem Planeten entgegenfallenden Shuttles stellten für seine sensorischen Erweiterungen keine nennenswerten Hindernisse dar. Er sah die beiden Poleis der Hohen Mächte: die eine fast zwanzig Lichtminuten über der Ekliptik und mit einem Durchmesser von neunhundert Kilometern nicht besonders groß; die andere nur fünfzig Millionen Kilometer von Heraklon entfernt und gewaltig, mit einem fast zehntausend Kilometer langen zentralen Oval, von dem in einem Winkel von jeweils fünfund vierzig Grad langgestreckte Ellipsen ausgingen. Rahil nahm auch die energetischen Verbindungen in dem M-Raum wahr, ein Ge spinst aus dunklen Fäden, an denen sich die glühenden Punkte von Interkosmischen Vehikeln bewegten.
    Zwischen den beiden Sternenstädten der Hohen Mächte, wie von ihnen in die Zange genommen, leuchteten die Signalfeuer energetischer Emissionen im All, ausgehend von Triebwerken und Waffensystemen. Auch ohne die zerebralen Schaltkreise der Rüstung konnte Rahil zumindest einen Teil der von den Sensoren übermittelten Informationsflut verarbeiten und wusste die einzelnen Schiffe der Restaurationsmächte voneinander zu unterscheiden. Er sah den Schnellen Verband der Kongregation von Larralde, der nicht mehr aus dreizehn Kreuzern bestand, sondern aus einundzwanzig, zwei von ihnen offenbar beschädigt, denn ihr Leuchten im Emissionsspektrum war schwächer; außerdem zogen sie einen Schweif aus entweichender Luft hinter sich hervor. Nicht weit von ihnen entfernt manövrierte der alte Träger von Burion, mithilfe der Ägide restauriert und jetzt wieder zu einer Waffe geworden. Eine Wolke aus kleinen Jägern umgab ihn, und gelegentlich lösten sich einige aus dem Schwarm und stoben den Schnellen Kreuzern entgegen.
    Ein Dutzend von der Bruch-Gemeinschaft oder der Ägide stammende

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