Artefakt
der mir etwas bedeutet. Ich bin der Ägide verpflichtet, wie Sie.«
Thresas Alter ließ sich kaum abschätzen, doch Stimme und Worte klangen jung.
»Es geht mir nicht um Sie«, log Rahil und beobachtete, um den Blick der Kzosek zu meiden, die Darstellungsfelder bei den virtuellen Kontrollen des Instrumentenraums. Der Shifter näherte sich einem Kickout, das ihn ins vertraute Raumzeit-Kontinuum zurückbringen sollte, nach Heraklon. »Ich bin von dem Auftrag nicht begeistert, weil ich ihn für sinnlos halte. Sie haben es selbst gesagt, Kurator: Niemand kommt mehr an das Artefakt heran. Die Ägide hätte viel früher handeln sollen.«
Duxbery nickte bedächtig. »Worauf Sie mehrmals hingewiesen haben, ich weiß. Aber mir scheint, dies ist unsere letzte Chance.«
»Um einen Krieg zu verhindern? Oder ihn zumindest von Heraklon fernzuhalten? Riegeln Sie das Lagoni-System ab, Kurator. Dazu ist es noch nicht zu spät. Ziehen Sie bei Heraklon eine Flotte zusammen. Rufen Sie den Notstand auf dem Planeten aus …«
»Wir haben keine Jurisdiktion auf Heraklon, Rahil«, sagte Duxbery geduldig. »Nehmen Sie Platz, Thresa.« Er winkte, und das Gesteninterface aktivierte den Formspeicher. Ein Sessel wuchs vor der Kzosek aus dem Boden, und sie setzte sich. Rahil vermied es noch immer, sie anzusehen. »Und unser direktes Eingreifen verstieße gegen die mit den Hohen Mächten getroffenen Grundsatzvereinbarungen.«
»Die Superschmiede braucht einen Schmied«, sagte der ernste Cuaresma. »Thresa ist die Beste, die wir haben. Ein echtes Talent. Sie wurde fünf Jahre an den komplexesten Schmieden ausgebildet, die uns zur Verfügung stehen.«
»Und die lächerlich primitiv sind im Vergleich mit der Superschmiede auf Heraklon«, sagte Rahil. »Womit ich Ihre Fähigkeiten keineswegs infrage stellen möchte, Thresa.«
»Wir haben niemanden, der mit intuitiver Programmierung besser zurechtkommt als sie«, betonte Duxbery, und diesmal erklang etwas mehr Nachdruck in seiner Stimme. »Es gibt niemanden, der auf diese Situation besser vorbereitet wäre.«
Rahil musterte den Kurator aufmerksam. »Die Ägide hat sie für einen Fall wie diesen ausgebildet? Gibt es da etwas, das Sie mir verschwiegen haben?«
Duxbery überlegte einige Sekunden. »Die Ägide hat ein … spezielles Programm«, sagte er schließlich. »Es fördert gewisse Talente wie Thresa.«
»Schmiede?«
»Unter anderem, ja. Für den Fall, dass uns eine der besonders leistungsfähigen polychromen Schmieden in die Hände fällt, wie die Hohen Mächte sie in ihren Poleis verwenden.«
Dies ist eine der vielen Absonderlichkeiten hinter den Kulissen, dachte Rahil. Als zehnjähriger Junge, der in eine junge Missionarin mit Sommersprossen vernarrt gewesen war – obwohl ein zehnjähriger Knabe angeblich keine Frau lieben konnte –, hatte er die Ägide für ein Ideal gehalten. Doch in den vergangenen Jahrzehnten hatte sich der Glanz dieses Ideals immer mehr getrübt, und er wusste längst: Alles von Menschen geschaffene hatte seine hellen und dunklen Seiten. Gut und Böse waren, im besten Fall, so gemischt, dass das Gute dominierte, aber das Böse, die dunkle Seite, fehlte nie ganz.
»Sie haben vom Artefakt gewusst?«
»Nein«, sagte Duxbery. »Aber wir hofften, eines Tages Gelegenheit zu bekommen, eine polychrome Hochleistungsschmiede zu untersuchen.«
»Zu untersuchen«, murmelte Rahil. Lauter sagte er: »Wir sind genau wie die anderen. Läuft es darauf hinaus, Kurator? Auch wir haben es auf das Artefakt abgesehen.«
»Rahil …«
»Vielleicht haben uns die Hohen Mächte deshalb in jenem Pocket-Universum empfangen. Um uns darauf hinzuweisen, was Vermessenheit bedeutet.«
»Wir müssen verhindern, dass das Artefakt in die falschen Hände gerät, Missionar Tennerit«, sagte Cuaresma ernst.
»Wohingegen unsere Hände die richtigen sind, nicht wahr?«
»Zweifeln Sie daran, Rahil?«, fragte Duxbery sanft. »Zweifeln Sie an unseren Zielen?«
Die Femtomaschinen hatten inzwischen das emotionale Gleichgewicht wiederhergestellt, und der Zynismus verschwand aus Rahil. »Nein, ich zweifle nicht an unseren Zielen, Kurator. Ich zweifle an den Methoden.«
Das Kickout nahm den Shifter auf, und Nacht umschloss das kleine Raumschiff, die Schwärze eines Transitmediums, das nichts mit dem M-Raum zu tun hatte.
Rahil erinnerte sich an die Schwierigkeiten, mit denen er es während seines letzten Aufenthalts auf Heraklon zu tun bekommen hatte.
»Ich brauche Sondervollmachten, um alle
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