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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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Fall darf sie ins Artefakt!
    Als Thresa zögerte, fügte die Erste Mutter hinzu: »Das Artefakt befindet sich auf munrahanischem Territorium. Ich könnte der Ägide die Erlaubnis entziehen, Sie dorthin zu schicken.«
    Ich fürchte, uns bleibt keine Wahl , empfing Rahil von der Kzosek. Laut sagte sie: »Selbstverständlich fügen wir uns Ihren Wünschen.«
    »Bist du bereit, Elisha?«
    Die jüngere Frau hob den Kopf. »Das bin ich, Mutter.«
    »Nun, dann möchte ich dich nicht länger aufhalten, Missionarin. Mach dich mit meinem Segen auf den Weg.« Sie berührte die Kzosek kurz am Kopf, dort, wo der transparente Teil des Schädels begann, ließ die Hand dann wieder sinken.
    Elisha ging bereits zum Ausgang, und Thresa und Rahil folgten ihr.
    Sie hatten den großen Raum mit den Treppen und dem jadegrünen Badebecken gerade verlassen, als ein junger Mann aus einem Nebenzimmer gelaufen kam. Er schien achtzehn oder neunzehn Jahre alt zu sein, war von zierlicher Gestalt, trug eine weite braune Hose und eine bis zu den Knien reichende graue Hemdjacke. Hagere Arme mit langen, schmalen Händen ragten aus den Ärmeln. Das Gesicht war so flach wie bei allen Polymorphen, mit einer Nase, die nur einen kleinen Höcker bildete.
    »Ich will mit!«, zischte er auf Tarit und blieb vor Elisha stehen. »Hast du gehört, Schwester? Ich will mit!« Er sah an ihr vorbei. »Bitte«, fuhr er fort und richtete einen trotzigen Blick auf Rahil, der so verblüfft war, dass er den Kopf hob. »Nehmen Sie mich mit. Munrahas Männer verlangen es von Ihnen!«
    »Verschwinde«, fauchte Elisha. »Geh mir aus den Augen, Sammaccan.«
    »Nein!« Der junge Mann namens Sammaccan versperrte seiner Schwester den Weg, reckte den Hals und blickte an ihr vorbei. »Sie sind von der Ägide. Es ist Ihre Pflicht, die Rechte aller zu achten. Bitte nehmen Sie mich mit!«, bettelte er. »Überlassen Sie das Artefakt nicht den Frauen von Munraha. Geben Sie den unterdrückten Männern die Chance, sich endlich zu befreien!«
    »Du bist unverschämt, Sammaccan!«, fauchte Elisha, und Rahil beobachtete, wie ihre Fingernägel für einige Sekunden zu Krallen wurden, sich dann wieder zurückbildeten. »Sein Verhalten ist empörend«, sagte sie kühl und ahmte dabei den Tonfall der Ersten Mutter nach. »Hat er völlig vergessen, was sich gehört?«
    Sie winkte, und Wächterinnen eilten herbei, packten Sammaccan an den Armen und zogen ihn fort. Er wehrte sich, zappelte und versuchte, die Gestalt zu verändern – eine Hand wurde zu einer Klaue, Reptilienschuppen erschienen im Gesicht, und die Augen bestanden plötzlich aus Dutzenden von blaugrünen Facetten –, aber die Wächterinnen schleiften ihn in ein Nebenzimmer und warfen die Tür hinter sich zu.
    »Was geschieht mit ihm?«, fragte Rahil.
    »Er hat zu schweigen, solange er nicht angesprochen wird«, erwiderte Elisha scharf.
    »Was geschieht mit Ihrem Bruder?«, fragte die Kzosek-Frau.
    »Er wird gemaßregelt, Thresa von Kzosek«, sagte Elisha und ging weiter. »Er hat es herausgefordert! Mein Bruder ist noch jung und wird hoffentlich lernen, sich zu fügen.« Sie deutete auf Rahil. »So wie es Ihr Assistent gelernt hat.«
    Mir scheint, uns steht eine interessante Reise bevor , sendete Thresas Rüstung, als sie das Mutterhaus verließen und in die Hitze zurückkehrten. Bei der Botschaft der Ägide, nur zehn Gehminuten entfernt, wartete der Atmosphärenwagen, der sie nach Norden bringen sollte, zum Artefakt.
    Es wird die eine oder andere Überraschung geben , prophezeite Rahil.
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    Eine Stunde lang schwieg Rahil und saß die meiste Zeit über mit gesenktem Kopf da, weder das eine noch das andere aus Demut der Munrahanerin gegenüber. Er nutzte die Zeit, um konzentriert nachzudenken, dank der neuronalen Stimulation unbelastet von Emotionen. Ihm ging es darum, ein klares Bild von der Situation zu gewinnen, sofern sie ihn und die Mission betraf, und dafür richtete er seine ganze Aufmerksamkeit nach innen, blendete alles andere aus. Während der Atmosphärenwagen nach Norden flog, gesteuert von einem Piloten der Ägide, während die beiden Frauen, die das kleine Passagierabteil mit ihm teilten, miteinander sprachen und draußen die Dämmerung begann, stellte er sich Fragen, und einige von ihnen lauteten: Wie ist die Lage beim Artefakt? Wieso absorbiert es alle elektromagnetischen Signale? Was hat es mit dem »verschwundenen Land« auf sich? Was ist mit der Barriere, die das Artefakt umgibt? Können wir die Superschmiede

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