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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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Exekutor?«
    »Zeig mir den Verfolger«, sagte Rahil. »Wo ist er?«
    Eine rubinrote Linie, dünner als ein Haar, wuchs aus einer der silbernen Kugeln des kosmischen Fullerens, das über der Plattform verharrt hatte. Rahil legte den Kopf in den Nacken und beobachtete, wie die Linie den Shifter erreichte, an der einen Seite des blumenförmigen Schiffes verschwand, an der anderen wieder zum Vorschein kam und dann in einem weiten Bogen zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrte. »Das ist unser Kurs, nehme ich an.«
    »Ja«, bestätigte das Schiff.
    Eine zweite Linie entstand, grün wie saftiges Gras, mit dem gleichen Ausgangspunkt wie die rote, aber mit einem versetzt verlaufenden Bogen. Sie führte am Shifter vorbei und schnitt die rote Linie hinter ihm, dort, wo sie sich in Richtung der silbernen Kugel zurückneigte, aus der sie kam.
    »Das ist die Route des Verfolgers«, sagte die Maint.
    »Sie hat den gleichen Ausgangspunkt?«
    »Ja, Exekutor. Wer auch immer uns folgt: Er ist durch das Kickout bei Ganska in den Transit gegangen.«
    »Es hat sich sofort hinter uns geschlossen«, sagte Rahil. »Das Transitfenster stand nur für kurze Zeit offen.«
    »In der Tat.«
    »Es könnte bedeuten, dass sich jemand in der Nähe befand, getarnt. Der Unbekannte, der die Station angegriffen hat?«
    »Warum sollte er die Station zerstören und dann warten?«, wandte die Maschinenintelligenz des Shifters ein.
    »Ja, warum?« Rahil beobachtete die beiden Linien, und mit seinen geschärften Sinnen bemerkte er winzige wellenförmige Bewegungen in ihnen, die von leichten Routeninterferenzen stammten.
    »Die Leskovar haben nur den Transit des Shifters geplant«, sagte Rahil. »Andernfalls wäre es nicht zu den Interferenzen gekommen.«
    »Korrekt.«
    »Wo ist der Verfolger?« Rahils Blick folgte dem Verlauf der grünen Linie. »Zeig ihn mir mit einer Linse.«
    Etwas erschien zwischen Fulleren und Shifter, ein Objekt an einem Teil der grünen Linie, die nicht mehr hauchdünn war, sondern angeschwollen wie ein unter Druck stehender Schlauch. Ein dunkler Fleck bewegte sich dort wie ein Käfer an einer Linie, mit dem Unterschied, dass man weder Beine noch andere Details erkennen konnte. Die Umrisse des Objekts blieben verschwommen.
    »Der Verfolger tarnt sich mit dem Vibrationsmuster der Interferenzen«, sagte die Maint. »Es lassen sich keine Einzelheiten feststellen.«
    Rahils Gedanken rasten in einem kontrollierten Modus, erwogen Möglichkeiten und verwarfen sie wieder.
    »Eine Identifizierung ist nicht möglich?«
    »Nein.«
    Aus dem Augenwinkel sah Rahil, wie Sammaccan langsam über die Plattform wanderte und immer wieder die Hände nach vorbeifliegenden silbrig glänzenden Kugeln oder ganzen Superversen ausstreckte. »Ist Kommunikation möglich?«
    »Ich habe versucht, einen Kontakt herzustellen«, antwortete die Maint. »Ohne Erfolg.«
    »Vielleicht hat man dich nicht gehört.«
    »Oder man will mich nicht hören.«
    Rahil überlegte noch immer rasend schnell. »Ein Schiff der Hohen Mächte? Aber warum sollten sie uns verfolgen?«
    »Wer kommt sonst infrage?«, erwiderte die Maint.
    Den Worten folgte eine Stille, in der Rahil den eigenen Herzschlag als wummerndes Pochen in seiner Brust hörte, beschleunigt von einem erhöhten Stoffwechsel, den die Femtomaschinen stimulierten, damit mehr Energie für das Gehirn und die Verbindung mit den zerebralen Schaltkreisen der Rüstung zur Verfügung stand.
    »Könnte es ein … gestohlenes Schiff sein?«, fragte Rahil leise und dachte dabei an den Ascar, den die Großen Familien des Dutzends angeblich auf ihn angesetzt hatten, nach all der Zeit. War ihr Einfluss so sehr gewachsen? Reichte ihr kriminelles Netzwerk bis zu den Hohen Mächten?
    »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    Etwas löste sich von dem Käfer-Fleck am grünen Strang der zweiten Route, und ein neuer Faden bildete sich, ein dritter, blau wie Lapislazuli. Er beschrieb keinen Bogen wie die beiden anderen, sondern führte geradewegs zum Shifter.
    »Was ist das?«, fragte Rahil.
    »Analyse«, antwortete die Maint. Einige Sekunden verstrichen, während der Punkt, der sich vom fremden Schiff gelöst hatte, mit geduldiger Zielstrebigkeit durch den M-Raum kroch, an der dritten Linie entlang, die ihn direkt zum Shifter trug.
    »Identifizierung des zweiten Objekts«, sagte die Maschinen intelligenz. »Disruptor der ersten Kategorie. Durchmesser neun undsiebzig Zentimeter. Länge dreihundertvier Zentimeter.«
    »Ein Torpedo für den M-Raum.«

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