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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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Rahil beobachtete, wie der Disruptor dem Verlauf der blauen Linie folgte und sich dabei immer mehr vom fremden Schiff entfernte.
    »Wenn sich seine Masse nahe genug bei uns in Energie verwandelt, verlieren wir den Routenfokus, den uns das Kickout der Leskovar gegeben hat.«
    Rahil nickte langsam. »Wir sollen aus dem Transit geworfen werden.«
    »Korrekt. Jemand will Ihre Mission vereiteln, Exekutor.«
    »Können wir den Routenfokus wechseln?«
    »Nicht während des Transits«, antwortete die Maint. Sammaccan streckte inzwischen nicht mehr die Hände nach vorbeischwebenden Universumskugeln und kosmischen Fullerenen aus, sondern stand in der Nähe, lauschte der Stimme aus dem Nichts und versuchte zu verstehen. »Der Shifter ist in der Lage, dem Disruptionsimpuls zuvorzukommen und den Transit gezielt zu unterbrechen, an einem Ort unserer Wahl. Anschließend müssten wir die Leskovar bitten, uns mit einem neuen Kickout zur ursprünglichen Route zurückzubringen. Oder wir nutzen unsere eigenen Möglichkeiten, den Flug nach Heraklon fortzusetzen.«
    »Aber wir würden Zeit verlieren. Vielleicht müssten wir sogar mit Pluszeit fliegen.« Zeit, dachte Rahil. Ein wichtiger Faktor. »Uns bleiben sechs Stunden, nicht wahr?«
    »Fünfeinhalb, um ganz sicher zu sein«, erwiderte die Maint. »Ich nehme an, dass der Disruptor darauf programmiert ist, seine Masse in unserer unmittelbaren Nähe zu zünden, aber es lässt sich nicht vollkommen ausschließen, dass es schon vorher geschieht.«
    »Was passiert hier?«, fragte Sammaccan. »Was haben die Linien zu bedeuten? Und was ist ein Dis…« Seine Zunge schien ihm bei dem Wort im Weg zu sein.
    »Disruptor«, sagte Rahil. »Ich erkläre es Ihnen später. Und auch den Rest. Schiff, bring uns wieder an Bord.«
    »Ja, Exekutor.« Die Plattform hob sich der großen silbernen Blume entgegen, die über ihnen aus dem goldenen Leuchten des M-Raums wuchs. Eine Öffnung entstand in der Außenhülle, und wenige Sekunden später befanden sie sich im Instrumentenraum des Schiffes, der inzwischen sein Erscheinungsbild geändert hatte. Die Maint hatte neue Geräte und Apparaturen aus den Formspeichern des Shifters aktiviert, und die Rezeptoren von Rahils Rüstung empfingen Warnsignale. Einige der primären Systeme, die zur Ausstattung des Ägide-Schiffes gehörten, befanden sich im Alarmmodus.
    »Sammaccan«, sagte Rahil, »Sie werden jetzt Ihre Kabine aufsuchen und dort bleiben, bis ich Ihnen Bescheid gebe. « Er hob die Hand, als der junge Polymorphe protestieren wollte. »Nein, Sie stehen nicht unter Arrest. Ich möchte mir nur keine Sorgen um Sie machen müssen, während ich herauszufinden versuche, was dies alles zu bedeuten hat. Wir werden angegriffen, und uns bleiben fünfeinhalb Stunden, um zu entscheiden, wie wir auf den Angriff reagieren sollen.«
    Sammaccans Augen wurden groß. »Ein Angriff?«
    »Ja. Schiff, bitte kümmere dich um ihn.«
    »Wie Sie wünschen, Exekutor.« Vor dem Polymorphen erschien ein Avatar der Maint: ein junger Mann, etwa im gleichen Alter wie Sammaccan, gekleidet in eine neutrale Uniform der Ägide, der Kopf fast völlig haarlos. »Wenn Sie mir bitte folgen würden …« Hinter dem Avatar öffnete sich die Tür.
    Sammaccan warf Rahil einen letzten Blick zu, senkte den Kopf und verließ den Instrumentenraum.
    Rahil wartete, bis sich die Tür wieder geschlossen hatte, nahm dann in einem Sessel Platz, lehnte sich zurück, schloss die Augen und startete das in den Speichern der Rüstung abgelegte Instruktionsprogramm.

Leicht begnügen sich die Sinne
An der Schönheit Tüncherei,
Unbekümmert, ob darinnen
Wahrheit oder Lüge sei.
    Die Mission
    7
    Der Raum war weiß und rund. Ein dicker Teppich bedeckte den Boden, gelb wie Safran, und dämpfte Rahils Schritte, als er sich dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers näherte. Er kannte ihn gut, diesen Tisch aus blutrotem Marmor, denn er hatte damals, vor hundert Jahren, im Arbeitszimmer seines Vaters gestanden. Doch dahinter saß nicht der ernste, finstere Mann, den er gefürchtet hatte, sondern ein Instruktor der Ägide, ein Mann in mittleren Jahren, mit geradem Rücken und kurzem grauen Haar, die Hände flach auf den Tisch gelegt, den Blick ins Leere gerichtet.
    Rahil sank auf den bereitstehenden Stuhl und fragte sich, warum das Programm ausgerechnet den Schreibtisch seines Vaters enthielt.
    Als er sich vorbeugte, kam Leben in den grauhaarigen Mann auf der anderen Seite des Schreibtischs. »Ihre Erinnerungen sind ein

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