Artefakt
auf ein Hindernis gestoßen, das sich mit ihren Werkzeugen nicht durchdringen ließ. Der Versuch, Proben von dem Objekt zu nehmen, scheiterte ebenfalls.Es widersteht allen mechanischen Einwirkungsversuchen. Wel che Geräte auch immer zum Einsatz gelangen, in der Oberfläche des Artefakts entstehen nicht einmal Kratzer. Selbst energetische Schneider sind nutzlos, denn ihre Energie wird absorbiert. Das gilt auch für die Sondierungsimpulse unserer Geräte: Sie reichen nur eins Komma vier Millimeter tief, bevor sie einfach verschwinden. Die Temperatur des Objekts beträgt exakt eins Komma zwei eins neun Grad, und dabei spielt es keine Rolle, wie warm oder kalt es in seiner Nähe ist oder wie viel Energie es absorbiert. Es entzieht seiner Umgebung Wärme, mit dem Ergebnis, dass sich in dem Tal ein Mikroklima gebildet hat; die Durchschnittstemperatur liegt dort um sieben Grad niedriger als in den angrenzenden Bereichen.«
Rahil betrachtete das Artefakt, hörte zu und fragte sich, warum der Instruktor ihm gegenüber auf Dinge hinwies, die er längst kannte. Waren es Redundanzen im Instruktionsprogramm? Wollte das Kuratorium ganz sicher sein, dass er alles verstand?
»Ist noch immer nicht bekannt, wofür das Artefakt die absorbierte Energie verwendet?«
Die Zeitstempel am unteren Rand des holografischen Fensters veränderten sich, als mehrere Einzelaufnahmen folgten, mal bei Tag, mal bei Nacht. Gelegentlich waren kleine Gestalten inmitten von Schnee, Eis und Felsen zu sehen, vermutlich Archäologen. Der schwarze Oktaeder blieb unverändert, bis …
»Dies ist das letzte Bild«, sagte der Instruktor, und Rahil entnahm dem Zeitstempel, dass es sieben Monate alt war. Es zeigte steinigen Boden, der das Artefakt umgab, durchzogen von breiten Rissen. »Offenbar setzt das Objekt einen Teil der Energie dazu ein, den Boden zu bewegen.«
»Es gräbt sich aus«, sagte Rahil.
»Damit hat es vor sieben Monaten begonnen, ja.«
»Und heute?«
»Wir wissen es nicht, Exekutor. Unsere Sensoren und Drohnen senden keine Daten mehr. Der letzte Bericht der Archäologen liegt gut sechs Monate zurück und ist eine wirre Ansammlung von Worten, als hätte ihn jemand durch einen Scrambler geschickt. Danach haben wir nichts mehr von ihnen gehört.«
»Was ist mit unseren Augen im All, Satelliten und dergleichen?«
Der Mann hinter dem holografischen Bild zuckte die Schul tern. »Der Bereich mit dem Artfakt im hohen Norden von Heraklon ist zu einem weißen Fleck geworden, der alle elektromagnetischen Impulse absorbiert. Wir können nicht beobachten, was in jenem Tal geschehen ist, aber wir wissen, dass dort noch immer etwas geschieht. Einige Einheimische, die aus der Eiswüste zurückgekehrt sind, berichten von › verschwundenem Land ‹ . Vor einem Monat ist der Kontakt zu einer vom Diplomatischen Rat Heraklons finanzierten arktischen Station abgebrochen, die Ausgangspunkt für einige archäologische Expeditionen war. Sie befindet sich zweihundert Kilometer südlich des Tals im äußersten Norden des Nationalstaats Munraha.«
»Das Artefakt dehnt seinen Einflussbereich aus.« Rahil zögerte kurz. »Wann bin ich gestorben? Und wie viel habe ich herausgefunden?«
»Soweit wir wissen, sind Sie vor etwa zwei Monaten gestorben, und zwar bei dem Versuch, einen Bericht zu übermitteln. Leider wissen wir nicht, was Sie herausgefunden haben, Rahil Tennerit. Aber wir glauben, dass Sie so klug gewesen sind, Ihre Erinnerungen zu speichern, und deshalb schicken wir Sie nach Heraklon zurück.«
»Mit Exekutor-Privilegien«, sagte Rahil und dachte erneut: Ich kann mich über alles hinwegsetzen, über alle Regeln und Vorschriften.
Der Instruktor schien seine Gedanken zu erraten. Und vielleicht war das tatsächlich der Fall. Vielleicht verfügte das Instruktionsprogramm über eine Schnittstelle zu seinem bewussten Selbst. »Das haben Sie sich immer gewünscht, nicht wahr?«
»Ich habe mir oft ein direktes Eingreifen der Ägide gewünscht«, räumte Rahil ein. »Gelegenheit gab es genug. Wie jetzt auf Heraklon. Warum schicken wir nicht einfach einen Aufklärer in die Arktis des Planeten? Mit primärer Technik sollten wir alle Informationen bekommen können, die wir brauchen.«
»Sie wissen, dass das unmöglich ist. Wir würden die Hoheitsrechte des Diplomatischen Rates von Heraklon verletzen. Die Gefallenen Welten würden behaupten, dass wir gegen die Regeln verstoßen, die wir ihnen › aufgezwungen ‹ haben, und bei den Hohen Mächten hieße es
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