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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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Entschlüsselungsversuchen erzielt, bevor sie damals den Sprung in die Gemeinschaft der Hohen Mächte schafften. Die beiden Maints der Archäologen auf Kedra helfen uns bei den FM-Gleichungen. Außerdem arbeiten wir seit ein paar Jahren eng mit den Decodierungsgruppen der Bruch-Gemeinschaft zusammen, insbesondere mit denen auf Greenrose und Daquip.«
    »Es hat sich viel getan«, sagte Rahil anerkennend und dachte: Ihr vergeudet eure Zeit. Selbst wenn ihr tausend Maints einsetzt: Es wird euch nie gelingen, das Lied zu entschlüsseln. Es ist viel zu komplex. »An Arbeit scheint es dir hier nicht zu mangeln, wenn man bedenkt, dass du außerdem auch noch ein Depot der Ägide verwaltest.«
    Sie erreichten das Tor am Ende des Friedhofs, und dort blieb Lucrezia stehen. »Deshalb bist du hier, Rahil, nicht wahr? Es hat mit der Ägide zu tun, nicht mit mir.«
    Rahil zögerte. »Es freut mich sehr, dich wiederzusehen«, sagte er ehrlich. »Und ich brauche deine Hilfe.«
    »Betrifft es einen Auftrag?«
    »Ja.«
    »Diesmal als Exekutor, wie mir deine Femtomaschinen verraten haben«, sagte Lucrezia. »Wirst du wieder sterben?«
    Das bin ich bereits, dachte Rahil. Vor zwei Monaten, auf Heraklon. »Ich hoffe nicht«, antwortete er.
    »Wie kann ich dir helfen, Rahil?«
    »Meine Rüstung muss untersucht werden. Ein Empirion-Modell. Ich fürchte, damit stimmt etwas nicht.« Oder mit meinem Image ist etwas nicht in Ordnung, dachte er, behielt diesen Gedanken aber für sich.
    11
    Die Geräte im Werkstattraum des Depots waren alt und ganz offensichtlich nicht mit Femtomaschinen ausgestattet, denn sonst hätte es keine Kratzer in ihren Verkleidungen gegeben. Das leise Summen von Elektrizität hing in der stickigen Luft.
    »Ich komme nicht oft hierher«, sagte Lucrezia, als Rahil mit dem Zeigefinger über einen einfachen Elaborator strich, der weder mit einer Maint ausgestattet noch mit einer Aura verbunden war. Eine dicke Staubschicht hatte sich darauf gebildet. »Weißt du, wann das Depot zum letzten Mal in Anspruch genommen wurde? Vor drei Jahren. Es geht das Gerücht, dass es ganz geschlossen werden soll. Das Otiz-System wird bald den Aun von den Sieben Völkern übergeben. Sie haben bereits ihre Lebensmacher geschickt und die Ozeane von Kedra besät.« Lucrezia deutete zum Fenster.
    Es befand sich in der Außenwand des Flanschs, der sich wie das Habitat drehte, und gehörte damit zum subjektiven Boden – man konnte es betreten. Rahil blieb am Rand stehen und sah auf Kedra hinab. Graue Felslandschaften, schroffe Berge und weite Hochplateaus mit den Ruinen der Träumenden Städte nahmen den größten Teil der nördlichen Hemisphäre ein. Im Süden erstreckten sich grüne Meere, durchsetzt von Inselgruppen. »Ich nehme an, die Farbe stammt nicht von Algen.«
    »Nein.« Lucrezia nahm die Rüstung, die Rahil abgelegt hatte, legte sie in einen schrankgroßen Diagnoser und betätigte die vor ihr leuchtenden virtuellen Kontrollen. »Die Meere sind flach und haben sich vor zehntausend Jahren gebildet, als die Gletscher schmolzen. Das Grün geht auf im Wasser gelöste Mineralien zurück, nicht auf irgendwelche Mikroorganismen aus der Zeit der Ausgestorbenen. Für nächsten Monat haben die Aun große Lebensmaschinen angekündigt, und wenn alles so läuft, wie sie es sich vorstellen, werden sie in hundert Jahren auf Kedra siedeln. Du könntest es beobachten, wenn du dann noch in Diensten der Ägide bist. Aber ich werde dann längst tot sein.«
    Vielleicht lag es daran, dass Rahils Emotionen der kontrollierende Einfluss der Rüstung fehlte – er fühlte plötzlich eine Trauer schwer wie Blei, und die Gedanken an Jazmine kehrten zurück wie ein plötzlicher Orkan, der durch seine Innenwelt fegte.
    Lucrezia schloss die Klappe des Diagnosers, und für ein oder zwei Sekunden fügte sich dem leisen Summen im Werkstattraum des Depots ein Knistern hinzu, das Rahil an den Würfel erinnerte, der Jazmine und ihm vor vielen Jahren auf Caina Geschichten in Bildern erzählt hatte. »Dieses Gerät ist viel leistungsfähiger als die Analyseeinheit eines Shifters. Wir verwenden solche Diagnoser, um die Instrumente und Ausrüstungsmaterialien des Depots zu überprüfen. Wenn mit dem Empirion etwas nicht stimmt, finden wir es heraus.«
    »Wie lange dauert es?«, fragte Rahil und dachte an den Verfolger.
    »Willst du eine genaue Überprüfung oder nur eine Kontrolle der Hauptsysteme?«
    »Ich möchte, dass alles untersucht wird, bis ins letzte Detail.«
    »Drei

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