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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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Windzug strich Rahil über den Nacken, aber vielleicht fröstelte er nicht nur deshalb. »Eine außer Kontrolle geratene Superschmiede …«
    Milissa nickte. »Ja. Sie könnte eine ebenso schlimme Katastrophe heraufbeschwören wie damals das Ereignis .«
    »Warum greifen die Hohen Mächte nicht ein?«, fragte Rahil und fühlte noch immer Kälte im Nacken. Oben hatten sich einige Wolken halb vor die Roten Nebel geschoben, und auf der Dachterrasse des zweihundert Stockwerke hohen Gebäudes wurde es dunkler. Das Licht der Lampen schien sich zu trüben, und Rahil fragte sich kurz, warum die Sensoren seiner Rüstung nicht kompensierten. »Die Superschmiede kann nur von ihnen stammen.«
    »Wissen wir das?«, hielt ihm Milissa entgegen. »Können wir da sicher sein? Die Vergangenheit ist ehern, die Gegenwart veränderlich und die Zukunft voller Möglichkeiten.«
    »Das klingt nach einem Zitat. Von wem stammt es?«
    Ein Lächeln huschte über Milissas Lippen. »Von mir selbst. Nun, die Gedankengänge der Hohen Mächte bleiben uns weitgehend verborgen. Vielleicht greifen sie ein, bevor es zu einer Katastrophe kommt, vielleicht auch nicht. Derzeit beschränken sie sich darauf zu beobachten, wie wir mit dem Problem umgehen. Und damit wären wir wieder bei Ihnen, Rahil.«
    »Bei mir?«, fragte Rahil, aber er wusste, was die Psychomechanikerin meinte.
    »Jemand hat Sie geschaffen und Ihnen Exekutor-Status gegeben, angeblich mit dem Auftrag, das Problem des Artefakts auf Heraklon zu lösen.«
    »Niemand kann Femtomaschinen eine falsche Exekutor-Signatur verleihen.«
    »Niemand, den wir kennen. Sie haben selbst von Manipulation gesprochen, Rahil.«
    »Vielleicht ist der andere Rahil Tennerit eine Fälschung«, sagte Rahil und spürte, wie seine Anspannung wuchs. Die Rüstung reagierte darauf und traf Vorbereitungen für eine Konfrontation. Allein das war schon seltsam genug. Die fest in der molekularen Struktur verankerte Basisprogrammierung verhinderte, dass Rüstungen gegen Personal und Einrichtungen der Ägide eingesetzt werden konnten. Dass er versucht hatte, den Kurator Cregan Dymond anzugreifen, ließ sich nur damit erklären, dass etwas in seinem Unterbewusstsein ihn nicht für einen echten Repräsentanten der Ägide gehalten hatte. In diesem Fall bestand nicht der geringste Zweifel, und doch spürte Rahil, wie ihm das Empirion dabei half, sich auf einen Kampf vorzubereiten.
    Von einem der kleinen Geräte auf dem Tisch kam ein leises Piepsen.
    »Bitte bleiben Sie ruhig, Rahil«, sagte Milissa und wirkte noch immer völlig entspannt. Die Interdiktionsbarriere schützte sie. »Wir wissen, dass der andere Rahil Tennerit echt ist. Wir haben ihn selbst wiederhergestellt und in den Einsatz geschickt.«
    »Also muss mein Exekutor-Status falsch sein, obwohl er nicht gefälscht werden kann?« Rahil erinnerte sich an den Verfolger während des Transits durch den M-Raum, vielleicht ein Schiff der Hohen Mächte, an den Disruptor. Er dachte an die Polis, die bei Kedra erschienen war, und kurz darauf das Erscheinen des Ascar. Gab es einen Zusammenhang? »Nur die Hohen Mächte wären in der Lage, Femtomaschinen eine falsche Signatur zu geben.«
    »Warum sollten sie so etwas tun?«
    »Warum sollte uns jemand in der Zukunft eine Superschmiede schicken, die damit begonnen hat, einen Planeten zu fressen? Was stellt sie mit der Materie her, die sie aufnimmt? Wer …« Einer der vielen Gedanken, die hinter Rahils Stirn miteinander wetteiferten, drängte sich nach vorn. »Wer ist der Schmied? Nur monochrome Schmieden arbeiten autonom. Alle anderen brauchen einen Schmied, der sie programmiert und ihre Funktionen überwacht. Wenn das Artefakt auf Heraklon wirklich eine Superschmiede ist … Wer ist dann ihr Schmied?«
    »Es erschien vor zehn Millionen Jahren in der Arktis von Heraklon«, sagte Milissa. »Aber aktiv wurde das Artefakt erst vor gut sieben Monaten.«
    »Im vorletzten der sechshundert Bewährungsjahre, die die Ägide mit den Hohen Mächten vereinbart hat. Man könnte meinen, jemand wollte uns daran hindern, Zugang zur Kosmischen Enzyklopädie zu erlangen.«
    »Das ist eine interessante Überlegung, Rahil«, kam Milissas Stimme aus den Schatten, die ihre Gestalt umhüllten. »Was veranlasst Sie dazu?«
    »Es fällt mir schwer, an Zufälle zu glauben. Was den Schmied betrifft …«
    »Ja, Rahil?«
    »Der Aktivitätsbeginn des Artefakts vor sieben Monaten könnte bedeuten, dass zu jener Zeit ein Schmied dort eingetroffen ist.«
    »Nicht

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