Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
sein wird. Und er wird es nicht bei verbalen Protesten bewenden lassen, verlassen Sie sich darauf!«
    Er durchbohrte jeden von ihnen nacheinander mit einem bitterbösen Blick, als wollte er sich ihre Züge einprägen, dann machte er kehrt und stapfte hinaus.
    Claire setzte sich. Unter ihrem blauen Anzug schwitzte sie stark, doch ihre Stirn fühlte sich kühl an. Sie versuchte zu überlegen.
    »Es ist vorbei«, sagte John ihr ins Ohr, dann bückte er sich und küßte ihre Wange. »Komm schon, werde nicht wieder Claire Nummer Eins.«
    Sie brachte ein klägliches Lächeln zustande. »Ich habe soviel daran gedacht… es nun endlich geschehen zu sehen…«
    »Ich weiß.«
    »Er war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte, und er wird Kontos anrufen, mich entlassen und womöglich Anzeige erstatten…«
    »Vergiß ihn! Abe hat es genau richtig gemacht.«
    Claire blickte auf. Abe starrte mit undurchdringlicher Miene das Artefakt an. Sie sagte: »Sie wußten, wie Sie sich zu verhalten hatten.«
    Abe lächelte. »Ich hatte schon vor zwei Wochen erraten, was geschehen war. Die Art und Weise, wie Sie diese Angelegenheit handhabten, hatte von Anfang an etwas Ungewöhnliches, wissen Sie. Wenn ein Gegenstand von der Universität Boston herüberkommt, gehört meistens ein Stapel Papiere dazu. Das war hier nicht der Fall.«
    »Wir hatten nur die Zollpapiere«, sagte John. »Keine Möglichkeit, innerhalb von ein paar Tagen alles zu beschaffen.«
    Abe hob die Schultern. »Also sorgte ich für meine Verteidigung vor. Wohlgemerkt…« – seine Augen wurden schmal - »ich habe mich nur wegen der ungewöhnlichen Natur dieses Fundstücks darauf eingelassen. Ich billige keineswegs die Art und Weise, wie Sie es an sich gebracht haben.«
    Claire nickte stumm. Ein Gefühl von Freude und Erleichterung regte sich in ihr. Das Schlimmste war geschehen, und insgesamt gesehen, war es nicht schlimm. Claire Nummer Eins hatte sich geirrt.
    »Sie werden eine Menge Zeit allein dafür brauchen, sich zu verteidigen«, sagte Claire. »Er wird einen Höllenlärm veranstalten.«
    »Nicht bevor wir unsere Arbeit getan haben«, sagte Abe zufrieden und nickte zum steinernen Würfel. »Wir müssen jetzt hineinbohren. Das ist die einzige Möglichkeit, eine Antwort auf unsere Fragen zu bekommen.«
    Er sagte es so einfach und selbstverständlich, daß Claire nicht gleich Gegenargumente vorbringen konnte. Und sie sah, daß er ihnen in diesem Spiel einen Zug voraus gewesen war und seinen Vorteil arrangiert hatte: MITs Schutz war die Gegenleistung für eine Chance, in das Artefakt zu bohren. Sie seufzte. Es war unvermeidlich.

 
8
     
    Am späten Nachmittag öffneten sie den Stöpsel. Im Inventar des Instituts für Materialprüfung gab es eine hinreichend gute Bohrausrüstung, also schlug Claire ihren Einsatz vor. Die bessere Alternative wäre ein Anruf bei LeBailly an der Brown-Universität gewesen, der zwar ein großes Mundwerk hatte, aber in diesem Teil des Landes der beste Mann war. Doch würde LeBailly sich Zeit lassen, und Claire wollte ohnedies nichts von ihm wissen, weil sie ihn jetzt als den Mann sah, der die Nachricht Hampton zugetragen hatte.
    Abe hatte eine Verabredung, die er nicht absägen konnte, und wollte die MIT-Verwaltung erreichen, ehe Hampton dort sein konnte. Widerwillig überließ er die Bohrung John, der sich mittlerweile die grundlegenden Kenntnisse angeeignet hatte; aber er hinterließ genaue Anweisungen, daß er gerufen werden wollte, sobald sich irgendwelche Ergebnisse zeigten.
    John begann mit einem Vier-Millimeter-Bohrer und fing den feinen Gesteinsstaub für spätere Untersuchungen auf. Die Anordnung des Bohrgeräts gestattete eine einfache Einstellung von Höhe und Winkel und hielt den Bohrer, der von einem kräftigen Stahlrahmen getragen wurde, in vibrationsfreier Befestigung. John arbeitete mit äußerster Sorgfalt, bestrebt, jede Strahlungsgefahr zu vermeiden. Ein vier Millimeter großes Loch würde das Einführen eines Leuchtkörpers mit optischer Sonde gestatten, und mit Hilfe einer Computerverstärkung sollte es möglich sein, einen zutreffenden Eindruck vom Innern des Blocks zu bekommen. Die Technologie wurde mit jedem Jahr besser, und MIT hatte die beste.
    Der Stöpsel in der Rückwand war nach allem äußeren Anschein aus vulkanischem Basalt. Dies war an sich merkwürdig, da die mykenischen Griechen solches Gestein sonst kaum bearbeitet hatten. Der Stöpsel paßte so genau in sein Loch, daß er praktisch nahtlos darin saß,

Weitere Kostenlose Bücher