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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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darüber nach. Claire konnte keinen Einwand finden, außer dem mittlerweile vertrauten, daß die Idee unmöglich sei, absurd.
    »Aber…«, fing sie unsicher an, »etwas, was in einem mykenischen Artefakt verschlossen ist, in einem Grab…«
    »Das ist der eigentliche Punkt, nehme ich an. Niemand weiß, wie man so etwas machen kann, dies da drin. Niemand.«
    Abe zog die Mundwinkel herab. »Sie schlagen vor, daß wir unsere Schwierigkeiten dadurch auflösen, indem wir dieses Objekt irgendeinem übermenschlichen Ursprung zuschreiben? Besuchern aus dem Weltraum, vielleicht?«
    »Dieser Däniken-Unsinn?« sagte Claire geringschätzig. »Also wirklich, John, wir…«
    John lächelte. »Ja, daran dachte ich auch. Nicht völlig verrückt, aber ich glaube es nicht. Wenn wir es nicht erklären können, bedeutet das nicht, daß es irgendein Stück Abfall ist, das von einem vorbeifliegenden Überwesen hinausgeworfen wurde.«
    »Was dann?« fragte Abe.
    »Wir müssen die Idee aufgeben, daß wir es hier mit einem Artefakt zu tun haben. Das hat nichts mehr mit Archäologie zu tun. Wir studieren hier Physik.«
    Claire wußte nicht, was sie sagen sollte. »Von Physik wie dieser habe ich noch nie gehört.«
    John grinste, müde aber seltsam fröhlich, und seine Augen glänzten. »Ich auch nicht. Aber ich kann Vermutungen anstellen. Ich glaube, was wir hier haben, ist – eine Singularität.«

 
     
     
FÜNFTER
TEIL



 
1
     
    Die bedeutsamste Lektion moderner Einsteinscher Physik war der Umstand, daß Raum sich pathologisch verhalten konnte.
    Vor Einstein war die Welt ein Raum von Billardkugeln, unbarmherzig voraussagbarer Bahnen und heiterer Gewißheit. Kein Physiker kann sich heutzutage ohne einen Schauer von Erregung des Augenblicks entsinnen, als er diese wüstenhafte Newtonsche Landschaft verließ und in eine Welt eintrat, die an Lewis Carroll gemahnte, wo die Zeit eine vierte Dimension war, der Raum sich schwindelerregend krümmte, und Wissenschaftler sich in aller Aufrichtigkeit fröhlich über die einfachsten Fragen, was wo und wann geschah, streiten konnten. Einstein verband den Raum mit der Materie, die er enthielt, und gab der Physik eine Tiefe und ein Geheimnis zurück, das sie verloren hatte.
    Indem er das Universum zu einem Partner in der Konstruktion seiner eigenen Geometrie machte, räumte Einstein die Möglichkeit ein, daß es Fallgruben, Sackgassen und phantastische Stellen enthielt. Sobald er gezeigt hatte, daß die Materie die Raumzeit krümmen konnte, ergab sich die Möglichkeit, daß die Krümmung grenzenlos sein könnte, unendlich. Ein Partikel, das sich durch solch eine Region der Raumzeit bewegte, mußte jenseits einen Punkt finden, über den es nicht hinaus konnte, eine Stelle, wo seine eigene Existenz endete – eine Singularität.
    »Gut«, sagte Claire, »Singularität ist ein anderes Wort für Schwarzes Loch, richtig?«
    »Beinahe«, antwortete John. »Es könnte andere Formen von Singularität geben, aber die eine, von der jedermann weiß, ist das Schwarze Loch.«
    »Aber Schwarze Löcher sind Sterne. Oder waren es.«
    »Richtig. Ich denke, wir haben hier etwas, was wie ein Schwarzes Loch ist, nicht identisch.«
    »Es gibt Strahlung ab. Schwarze Löcher tun das nicht – deshalb sind sie schwarz.«
    »Nicht doch. Ein Loch zieht Materie an, die in einer Art Spirale hineinfällt. Nehmen wir an, es handle sich um eine Staubwolke oder was immer, die im Anziehungsbereich eines Schwarzen Loches kreist. Hier, ich kann es skizzieren. Teile der Staubmassen werden nähergezogen. Das ergibt eine diskusförmige Scheibe von Materie, die immer rascher um den Anziehungspunkt kreist. Die Abflachung zu einer Scheibe geschieht durch einfache Reibung. Dadurch verliert die Materie Energie und wird noch näher herangezogen. In der Nähe des Loches erfährt sie eine starke Verdichtung und beginnt sich noch mehr an den benachbarten Materieteilchen zu reiben. So erhitzt sie sich durch Reibung. Unmittelbar bevor das Loch sie schluckt, sendet diese erhitzte Materie Wärme und Röntgenstrahlen und so weiter.«
    »Also sind Schwarze Löcher nicht schwarz«, sagte Claire zweifelnd.
    »Nicht wenn es in der Nachbarschaft Materie zu schlucken gibt. Der beste Beweis dafür ist die Kernregion der Galaxis, wo es massenhaft Sterne aufzuzehren gibt. Diese Skizze könnte zeigen, wie es dort aussieht. Schwarze Löcher, wirklich große, schlucken Sterne und geben enorme Mengen Strahlung ab. Sie sind auffallend hell. Das ist

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