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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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bedauerlich«, und blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Vielleicht ist Prof. Hampton zu weit gegangen«, sagte John diplomatisch.
    »Aber solch eine Sache in der Presse breitzutreten…«
    »Wie wir in meiner Heimat sagen, ich bezweifle, daß Hampton Graupen von Haferflocken unterscheiden kann.«
    Mrs. Anderson runzelte die Stirn und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Nun, ich hoffe wirklich, daß Claires Name in Zukunft herausgehalten werden kann.«
    »Ich werde mein möglichstes tun«, sagte er.
    »Mutter, du brauchst nicht für mich aufzupassen.«
    »Ich habe nur gefragt.«
    »John ist nicht für mich verantwortlich.«
    »Ich fragte nur, um eine andere Meinung zu hören, Kind. Im übrigen geht es auch um den guten Namen der Familie.« Und sie bedachte ihre Tochter mit einem strengen Blick.
    »Ich werde mit Hampton auf meine Weise fertig.«
    Darauf zog John die Brauen hoch, denn er wußte, daß sie keinen Geheimplan hatte.
    »Alles wegen eines Steinbrockens aus irgendeinem Grab. Ich kann nicht verstehen, daß man wegen einer so unbedeutenden Sache unseren Namen in der Öffentlichkeit angreift.«
    Claire nickte in scheinbarem Verständnis, sagte aber nichts. Es war klar, daß Claires namentliche Nennung in dem Artikel des Globe für Mrs. Anderson eine Schande war, die sich nur mit einer Verhaftung durch die Polizei vergleichen ließ.
    Der Augenblick leitete über zum Stadium des Brandy und der Zigaretten, doch nur Claire rauchte. Mrs. Anderson tat ihre Meinungen über das Bostoner Sinfonieorchester und den gegenwärtigen Präsidenten kund, die in keinem Fall sonderlich günstig ausfielen. Die Nachrichten vom Austritt Griechenlands aus der NATO, der Ausweisung verschiedener Diplomaten durch die Athener Regierung unter dem Vorwurf der Spionage, und geheimnisvoller türkischer Flottenmanöver gingen durch Mrs. Andersons Aufmerksamkeit, wurden mit einem Stirnrunzeln und einem mißbilligenden Schnalzen abgetan und verschwanden aus dem Gespräch. John versuchte sich an einer Taktik der Schadensbegrenzung und vertrat keinen Standpunkt, ehe er den ihrigen erraten hatte. Diese Methode erwies sich als vorteilhaft, aber auch als ermüdend.
    Als sie gingen, hatte der Regen aufgehört, und auf dem Weg durch die Commonwealth Avenue glänzte jede nasse Oberfläche im gelblichen Widerschein der Autoscheinwerfer. Die Grünanlagen in der Mitte der Straße waren düster und kahl, die Bäume entlaubt, die Sträucher struppige schwarze Zweige. Ein Polizist jagte einen Obdachlosen auf, der unter einer Plastikplane auf einer der Bänke schlief, und brachte es fertig, gleichzeitig entschieden und höflich zu sein.
    »Sie hat ziemlich viel gebohrt«, sagte John in neutralem Ton.
    »Ach, das ist so ihre Art.«
    »Ich wußte nicht, daß ich eine Meinung würde abgeben müssen.«
    Claire lachte. »Das tut mir leid.«
    »Sie würde dich gern von den Titelseiten fernhalten, nehme ich an.«
    Claire machte eine klägliche Grimasse. »Typisch für die Bostoner Art. Es gibt ein Zitat von Faulkner über die Schriftstellerei, aber es ist hier anwendbar. Er sagte, die ›Ode auf eine griechische Vase‹ sei mehr wert als jede Menge alter Damen.«
    »Ach ja. Und so brauchen wir uns, archäologisch gesprochen, nur vorzustellen, wieviel die Vase selbst wert ist.«
    »Genau.«

 
3
     
    »Dio mio!« sagte Sergio Zaninetti. »Sind Sie sicher?«
    Als John kam, näherte sich Zaninettis Besuch in der Halle bereits seinem Ende. Abe war von dem berühmten Theoretiker offensichtlich bezaubert. »Ich habe es viele Male überprüft«, sagte er liebenswürdig, mit stummem Stolz.
    »Aber dies ist von größter Bedeutung!«
    »Darum gehen wir langsam und behutsam vor«, sagte Abe.
    Sie wurden auf John aufmerksam, der sich den Weg durch die überall sich schlängelnden Kabel suchte. Zaninetti würdigte ihn einer freundlichen Begrüßung und schüttelte ihm die Hand. »Neulich sagten Sie mir nichts davon, daß Sie solch ein Ding haben.«
    »Nun ja, es ist alles ein großes Geheimnis«, sagte John beiläufig.
    »Ein erstaunliches Geheimnis, in toto. Sie mögen nicht wissen, was es ist, aber dieser Punkt im Zentrum – könnten Sie mir das noch einmal zeigen, Abraham?«
    Abe beeilte sich, ein paar Schalter zu bedienen, und gleich darauf hatten sie die optische Darstellung auf dem größten Bildschirm. »Über Nacht hat es sich ein wenig aufgeklärt.«
    John betrachtete das Bild und verglich es mit seiner Erinnerung. Das Viereck war ein wenig schärfer, und es gab

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