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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zwischen den Universitäten geschlossen worden war. Darin beschrieb er das Artefakt als »ein kostbares Relikt aus den Nebeln im Morgengrauen europäischer Kultur«, und beklagte MITs »Komplizenschaft mit dem Diebstahl eines solch einzigartigen Gegenstandes aus seinem Ursprungsland«. Er ließ durchblicken, daß die ganze Sache MITs Idee gewesen sei, und daß Claire, die nur einmal erwähnt wurde, von jemandem dort, der »in gewissenloser Weise den Mittäter, einen Dr. Bishop, unterstützte, angeführt worden sei«. Die griechische Regierung werde diese Vorgangsweise als einen Affront betrachten, meinte Hampton, »und er würde nicht überrascht sein, wenn diese Angelegenheit sogar Auswirkungen auf diplomatischer Ebene hätte, insbesondere angesichts der Meinungsverschiedenheiten mit dem British Museum wegen der Rückgabe der restlichen Parthenon-Plastiken«.
    John hob die Brauen. »Nebel im Morgengrauen europäischer Kultur? Blumige Sprache, nicht?«
    »Es könnte die Vereinbarung über den Haufen werfen«, sagte Claire mit Entschiedenheit. Sie zündete eine Zigarette an und warf das Streichholz aus dem Fenster.
    »Abe kann das wahrscheinlich beilegen.«
    »Siehst du nicht?« Sie paffte wütend. »Hampton gab dieses Interview vor der Abmachung, und dann konnte er es nicht mehr rückgängig machen. Denk daran, was er noch getan haben muß!«
    Er furchte die Stirn. Claire hatte erst vergangene Woche einen Anlauf genommen, das Rauchen aufzugeben, aber die dunkelbraune Zigarette mit dem goldenen Mundstück sah nicht wie ein Impulskauf aus. Wahrscheinlich hatte sie sie irgendwo weggelegt. Ihr etwas zerknitterter blaugrüner Hosenanzug ließ im Sitz die sonstige Perfektion vermissen, und sie atmete angestrengt.
    »Wie bist du hergekommen?«
    »Zu Fuß. Ich war so wütend!«
    Drei Kilometer in der Kälte zu gehen, sah Claire nicht ähnlich. »Noch einmal: ich glaube, Abe und der Präsident werden das schon hinbiegen…«
    »Aber begreifst du denn nicht? Hampton muß Kontos angerufen und ihm alles gesagt haben, bevor die Übereinkunft erzielt wurde.«
    »Das will er mit dem Hinweis auf die diplomatische Ebene andeuten?«
    »So sehe ich es.«
    »Das sind Nebenwirkungen.«
    »Was?«
    »Ich wußte, daß wir Nebenwirkungen bekommen würden, sobald wir den Deckel lüfteten. Abe mußte den Dekan einweihen, was zwangsläufig bedeutete, daß andere Leute anfangen, sich einzumischen.«
    Er erzählte ihr von dem halben Dutzend Fakultätsmitgliedern, die in die Halle gekommen waren, und von den anderen, die mehr über die Anomalie erfahren wollten. Damit nicht genug, war die Neuigkeit inzwischen nach Harvard gedrungen, und Sergio Zaninetti hatte sich interessiert gezeigt.
    »Ist das schlimm?« fragte Claire verwirrt.
    »Nun, besser als ein Stoß ins Gesicht mit einem Spazierstock, nehme ich an.«
    Er fühlte sich zwischen zwei wissenschaftlichen Betrachtungsweisen hin und her gerissen. Auf der einen Seite führte die Verbreitung von Ergebnissen und Ideen zu größerer Produktivität und gegenseitiger Befruchtung. Besonders Mathematik und Physik wirkten oft verstärkend aufeinander. Dies traf nirgendwo mehr zu als in der Gravitationstheorie. Die meisten bedeutenden Ergebnisse der letzten Jahrzehnte waren von Leuten erbracht worden, die ursprünglich als Mathematiker ausgebildet gewesen waren.
    Diesem idealistischen Modell von der wissenschaftlichen Arbeitsweise stand der einfache Umstand des Eigennutzes entgegen. John verstand viel von der differentialen Geometrie von Vielfachen, und von ähnlichen Techniken, aber er hatte nicht die Sicherheit der Annäherungsmethode, mit der ein Theoretiker wie Zaninetti herangehen konnte. Je mehr Zeit er hatte, um allein zu arbeiten, desto besser.
    »Nun, meinst du nicht, daß diese Rivalität weniger wichtig ist, verglichen damit, daß wir im Globe gegeißelt werden und ich wahrscheinlich meine Stellung verliere?«
    »Klar«, sagte John, aber etwas in ihm zog sich schmerzlich zusammen.
     
    Claires Mutter hatte keine Zweifel. Sie hatten sich eine Woche zuvor für diesen Abend zum Essen verabredet, und trotz Johns Bemühungen, sich zu drücken, besuchten sie Mrs. Anderson in ihrem Haus Commonwealth Avenue 242. Es war ein schmalbrüstiges Stadthaus aus Backsteinen, mit breiten Erkerfenstern, die orangefarbenen Lichtschein in die schrägen Bahnen windgepeitschten Regens hinausließen.
    »Brrr!« Johns Zähne klapperten, als sie sich, gegen den Wind gebeugt, dem Haus näherten. »Dieses Zeug ist kaum

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