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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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augenscheinlich nicht die Mühe gemacht, alles gründlich auszuräumen. Rußstreifen an den Wänden sprachen von jahrhundertelangem Gebrauch als Notunterkunft in Unwettern, wahrscheinlich durch Hirten. Die Verwitterung erweiterte allmählich das Loch in der Kuppel, Erde wurde hereingespült, Staub setzte sich ab. Die Rußstreifen begannen mehrere Fuß über dem ursprünglichen Boden, stumme Zeugnisse, daß die Feuer auf dem angesammelten Schutt von Jahrhunderten angezündet worden waren.
    Die interessantesten Fundstücke hatte Kontos meist schon kurz nach ihrer Entdeckung einpacken lassen und nach Athen geschafft. Den Grabungsteilnehmern der Universität Boston war dabei nur wenig Zeit geblieben, die besten Stücke zu studieren, und spätere Versuche, sie während des Reinigungsprozesses und der eingehenden Untersuchung in den Laboratorien in Athen zu sehen, waren gewöhnlich an technischen Schwierigkeiten gescheitert.
    Im vergangenen Jahr hatte die linksgerichtete griechische Regierung verlangt, daß Ausgrabungen nicht länger wie bisher unter der verantwortlichen Leitung des Amerikanischen Instituts für klassische Studien stehen dürften, sondern nur noch in gleichberechtigter Kooperation mit den Landesbehörden durchgeführt würden. Kontos wurde Kodirektor mit Vetorecht. Wegen dieser und anderer Fragen war es vom Frühsommer an zu Reibungen mit Kontos gekommen, die im Lager der Ausgräber zu einer gespannten Atmosphäre geführt hatten.
     
    »Darum möchte ich mir alles genau ansehen, so bald als irgend möglich«, sagte Claire am nächsten Tag zu George.
    »Nur wegen Kontos? Ich weiß, er ist schwierig im Umgang, aber hier haben wir eine Besonderheit und müssen vorsichtig sein, sonst…«
    »Wenn wir uns nicht beeilen, wird die Zeit knapp.«
    »Nun, sobald Kontos dieses Ding zu Gesicht bekommt, wird er uns gewiß noch den ganzen Monat bleiben lassen.«
    Claire hatte George nicht von ihrem Zusammenstoß mit Kontos im Zelt der Töpferwaren gesagt. Kontos war in schwelendem Zorn weggefahren, was für die Zukunft nichts Gutes erwarten ließ. »Vergiß nicht, daß unsere Grabungserlaubnis zurückgezogen worden ist!«
    »Bloß eine Formalität.«
    »Ha! Wir haben noch eine Woche, mehr nicht. Kontos wird sich auf die Vorschriften berufen, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Du übertreibst. Es ist wahr, daß wir nicht gut miteinander ausgekommen sind, aber er ist ein Wissenschaftler, um Gottes willen…«
    »Und ein Oberst in ihrer tatendurstigen neuen Miliz.«
    »Und? Die Regierung teilt zur Zeit Titel und Ränge mit vollen Händen aus. Komische Befreiungspolitiker.«
    »Hör zu, ich habe hier die Leitung.« Claire stand auf und musterte ihn mit einem finsteren Blick. Sie erinnerte sich, daß es ein nützliches Manöver war, vor dem sitzenden Gegenspieler zu stehen und ihn zu sich aufblicken zu lassen. Der Schein der Morgensonne schuf im Innern des Zeltes ein diffuses gelbliches Licht, das den Staub auf den umherstehenden Kisten mit Keramikscherben überdeutlich hervorhob. »Laß uns den oberen und den unteren Block aus der Wand ziehen, damit wir an unser Fundstück herankommen können. Jetzt gleich.«
    George erwiderte verdrießlich ihren Blick, dann zuckte er die Achseln. Claire verspürte eine Anwandlung von Triumphgefühl, ließ es sich aber nicht anmerken.
    »Es wäre einfacher, wenn wir auf die Arbeiter warteten«, sagte er mißmutig.
    »Wenn sie kommen. – Zur Zeit sind sie scharf auf Politik, nicht auf mühsame Arbeit.«
    »Steht was in der heutigen Zeitung?«
    »Immer das gleiche. Japan und Brasilien haben die griechische Handelsschiffahrt durch Schutzbestimmungen behindert. Athen behauptet, daß eine Verschwörung des internationalen Kapitals dahinterstecke.« Claire hielt sich über internationale Angelegenheiten auf dem laufenden, doch tat sie es mehr aus Pflichtgefühl denn aus Neigung. Die Anstrengungen zur Förderung ihrer beruflichen Laufbahn nahmen genug Energie in Anspruch.
    »Klar. Wer will schon, daß die Kommunisten Geschäfte machen? Nachrichten von drüben?«
    »Der Präsident hat die Vereinten Nationen benachrichtigt, daß wir uns in drei Jahren ganz aus der Weltorganisation zurückziehen werden.«
    »Wirklich? Ich habe nicht geglaubt, daß es soweit kommen würde.«
    »Die Vereinten Nationen haben die Wahl, ihre Satzung unseren Wünschen anzupassen, oder ihren Sitz von New York ins Ausland zu verlegen.«
    »Ein starkes Stück.«
    »Und dieser Volksentscheid in Kalifornien ist

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