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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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waren. Oder eines der Kabel war in der Höhle aus seinem Steckkontakt gerutscht. Etwas dergleichen.
    Oder etwas Ernstes. Vielleicht war die verdammte Singularität schon angekommen?
    Nun, er hatte Befehl, auf den Transport zu warten. Sollten die Spezialisten sich der Sache annehmen. Sie wurden dafür bezahlt. Und bekamen wahrscheinlich viel höhere Gehälter als ein angehender Dozent am MIT.
    Das war eine einleuchtende Überlegung, aber es konnte noch zehn, fünfzehn Minuten dauern, bis das Schlauchboot käme.
    Andererseits…
    Arditti hätte nicht ohne Grund eine Leuchtkugel geschossen und die Kommunikation unterbrochen. Er wußte, daß John hier draußen wartete. Es mußte ein Signal gewesen sein, ein Hilferuf.
    Wieder tauchte er. Mit Hilfe des roten Lichtkegels seiner Lampe fand er den Eingang. Er würde hineingehen, feststellen, was geschehen war, und den Männern im Schlauchboot Meldung machen. Nur soviel. Nicht mehr.

 
4
     
    Claire saß fröstelnd zusammengekauert vor dem Funkgerät in der Hubschrauber-Funkleitstelle der Watson. Es schien ihr nicht möglich, die Kälte aus den Knochen zu bekommen, obwohl sie nahe bei dem nach heißem Metall riechenden Heizkörper stand. Und trotz dicker Lederhandschuhe waren ihre Fingerspitzen gefühllos.
    Von der Funkleitstelle konnte man auf das Hubschrauberflugdeck und die beiden Maschinen hinabsehen. Die Besatzungen waren bereits an Bord und wärmten die Motoren auf. Sie konnten in dem Augenblick starten, da die Funkverbindung mit der ersten Gruppe hergestellt wäre.
    Während sie wartete, betrachtete sie die auf dem Kartentisch ausgebreitete Seekarte der Gegend. Sie zeigte den Küstenverlauf, Wassertiefen und unterseeische Erhebungen, alles in verschiedenen Farben. Sie erinnerte sich, daß sie vor Monaten eine beträchtlich einfachere Karte studiert und ausgemessen hatte, wo John auf die Reste des unterseeischen Höhlenabflusses gestoßen war. Sie hatte die Lage in eine Seekarte eingetragen…
    Auf einmal kam ihr zu Bewußtsein, daß sie erst vor ein paar Tagen ähnliches gesehen hatte. Ja, Arditti. Er war zum JFK-Gebäude gekommen und hatte in eine Seekarte des Bostoner Hafens die Bahn eingezeichnet, die der Würfel in den schlammigen Grund gegraben hatte. Inmitten der gerundeten Konturen von Wasser und Land hatte es ausgesprochen künstlich ausgesehen, gerade wie ein Telegraphenmast. Dennoch verhielt es sich gerade umgekehrt – der Hafen war Menschenwerk, und der Würfel folgte einem Naturgesetz.
    Sie wünschte, sie hätte in diesen letzten Minuten einen Gesprächspartner. Sie vermißte John, konnte nicht aufhören, sich um ihn zu sorgen. Sergio Zaninetti würde in einem Augenblick wie diesem ein guter Gesprächspartner sein; er hatte ein natürliches Mitgefühl. Der Scherz, den man sich an der Harvard-Universität mit ihm erlaubt hatte, tat ihm unrecht; er war ein feinfühliger, höflicher Mensch. Aber Zaninetti hatte sich geweigert, an diesem Unternehmen teilzuhaben. Nicht aus Mangel an Interesse oder Mut, sondern wegen seiner Seekrankheit.
    George kam hereingetrampelt, das Gesicht rot von der Kälte. »Wie lange wird es noch dauern?«
    »Signal kann jeden Augenblick kommen«, sagte der Funkoffizier in barschem Ton. »Behalten Sie die Hose an.« Der Mann schätzte keine streunenden Zivilisten in seinem Territorium, soviel war klar.
    »Und wenn sie die Öffnung nicht finden?« fragte George.
    »Kommen wir morgen wieder«, sagte der andere und beendete das Gespräch.
    Claire lehnte sich gegen eine stählerne Verstrebung. Alles hier war dick mit grauer Farbe bedeckt und strömte einen schwachen Emaillegeruch aus. Die Schiffsdiesel liefen auf langsamster Stufe und hielten das Schiff am Wind, um für den Start voraussagbare Bedingungen zu schaffen. Noch immer zeigten die großen Plexiglasfenster nur Nachtschwärze; das ganze Schiff war verdunkelt.
    Die Tür ging auf, und Hale kam herein. Er war der Pilot des zweiten Hubschraubers, mit dem Claire fliegen sollte, ein drahtiger Mann mit schnellen Bewegungen und scharfen Augen. Er trug einen gutsitzenden blauen Overall, und von der Mütze bis zu den glänzenden schwarzen Stiefeln war alles an ihm merkwürdig anonym; er trug weder Rangabzeichen noch irgendwelche identifizierenden Merkmale. Claire entnahm daraus, daß er von der Nationalen Sicherheitsagentur war.
    »Ich hätte Sie gern auf Ihren Plätzen«, sagte er. Claire konnte keinerlei Anzeichen von Nervosität oder innerer Anspannung an ihm entdecken.
    »Mir ist kalt«,

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