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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Beobachtete er Johns Hand, um zu sehen, ob er bei Nichtbefolgung seines Befehls den Finger am Abzug krümmen würde? Im roten Lichtschein sah der Mann wie ein finsterblickender Unhold aus. Kontos warf einen riesigen Schatten, der seine Bewegungen vergrößerte. Er verlagerte sein Gewicht, setzte die Füße weiter auseinander, und sein Schatten glitt über die alten Kalksteinblöcke.
    »Vorwärts, Kontos!«
    Noch immer der fixierte Ausdruck.
    »Bewegung!«
    Kontos sprang ihn an.
    Wie die meisten Menschen, hatte John sich oftmals die Frage vorgelegt, ob er imstande sein würde, einen anderen Menschen zu erschießen, selbst wenn es in dem Sekundenbruchteil wäre, wo jedes Zögern Unheil bedeuten konnte, und nun war die Frage wie von selbst beantwortet. Er hatte zuviel durchgemacht; die letzte Stunde hatte seine zivilisierten Vorbehalte weggespült.
    Er drückte den Abzug durch. Nichts geschah. Der Drücker war festgestellt und gab nicht nach. John begriff, daß er die Sicherung der Waffe nicht überprüft hatte, und nun war der Sicherungshebel in der Sperrposition.
    Die Maschinenpistole vor sich im Anschlag, suchte er mit dem Daumen den Sicherungshebel umzulegen, doch ehe er dazu kam, schlug Kontos ihm mit einer Hand die Waffe zur Seite und versetzte ihm mit der anderen einen Handkantenschlag unter das Kinn.
    Die Maschinenpistole flog John aus den Händen. Er selbst fiel rücklings zu Boden, und Kontos landete auf ihm. Kontos versuchte ihm das Knie in den Magen zu stoßen, aber John rollte seitwärts und bemühte sich, Kontos mit der linken Hand abzuwehren. Beide versuchten gleichzeitig aufzuspringen und waren noch kaum auf den Knien, als Kontos einen rechten Schwinger an Johns Backenknochen landete, der die Haut aufplatzen ließ und einen dumpfen, betäubenden Schmerz erzeugte.
    Im nächsten Augenblick war Kontos auf den Beinen, und John entging dem nächsten Schwinger durch Abducken, dann kam auch er auf die Füße und versuchte einen Kinnhaken anzubringen. Kontos blockte ab, zielte seinerseits einen Haken, fehlte, verlor das Gleichgewicht und strauchelte. John nutzte die Gelegenheit, um nach der Maschinenpistole Ausschau zu halten, sah sie aber nicht. Wenn er sie erwischen und das verdammte Ding entsichern könnte…
    Kontos grabbelte an seiner Seite. Das Messer. John wich zurück, stolperte fast über irgendein Werkzeug. Claire stand im rückwärtigen Teil der Grabkammer und war wie gelähmt, beleuchtete den Zweikampf mit der Taschenlampe. Warum hatte sie nicht die Waffe aufgehoben? Verzweifelt hielt er danach Ausschau, während er vor Kontos weiter zurückwich. Wo lag das Ding? Aber da war noch etwas, etwas, das ihn warnte…
    Kontos riß das Messer aus der Scheide. Sein Blick zuckte von Claire zu John, und er nahm eine breitbeinig geduckte Haltung ein, beide Arme halb vorgestreckt. Plötzlich sah John, daß die Maschinenpistole hinter Kontos lag, verborgen vom Schatten des Mannes. Es gab keine Möglichkeit, sie zu erreichen.
    John beobachtete Kontos’ stechende schmale Augen, suchte zu erraten, was er als nächstes tun würde. Kontos hatte Nahkampfausbildung, wußte ein Messer zu gebrauchen. Er ging langsam und lauernd gegen John vor.
    Während John ihn mit angehaltenem Atem beobachtete, nicht viel anders als das Kaninchen die Schlange, erreichte ein Geräusch den Rand seiner Wahrnehmung, ein Summen, das er als wichtig erkannte.
    Kontos kam mit tiefgehaltenem Messer auf ihn zu, die Spitze aufwärtsgerichtet, die kräftige Klinge rasiermesserscharf geschliffen.
    John wich weiter zurück. Keine Möglichkeit, die Tür zu erreichen; obwohl Kontos zehn Schritte von ihr entfernt war, würde er ihm den Weg abschneiden können.
    »Claire!« John tat zwei schnelle Schritte und entriß ihr die Taschenlampe. Kontos kam unerbittlich nach, bereit zum jäh vorspringenden, zustoßenden Angriff.
    John schlug die Taschenlampe gegen die Wand der Grabkammer. Plötzlich war es stockfinster.
    »Durch das Loch!« wisperte er Claire zu. »Durch und das Seil hinunter!«
    Er streckte die Hand aus und gab ihr einen Stoß in die gewünschte Richtung. Er merkte, daß sie widerstrebte, dann aber hinter die Zeltbahn kroch.
    Er schleuderte die Taschenlampe in Kontos’ Richtung, hörte sie gegenüber an die Wand schlagen. Kontos stieß etwas hervor, aber John achtete nicht darauf. Sie waren jetzt gleichermaßen blind, und das bedeutete jedenfalls eine Gnadenfrist für ihn. Kontos würde in der Finsternis langsam tastend und lauschend gegen ihn

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