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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ehe er, von Panik getrieben, durch das Loch in der Wand geflohen war. Der blaue Lichtpunkt hatte Kontos’ Brustkorb durchschlagen. Der Körper wankte unter dem Einschlag, blieb aber aufrecht, die Arme halb erhoben, das Messer noch im Griff.
    Augenblicklich brach ein Wirbel von Regenbogenfarben aus dem Körper, als würde Kontos von innen beleuchtet. Die Arme erschlafften, der Kopf fiel in den Nacken zurück, während das Ding die Körpersubstanz einsog. Ein fluoreszierender Effekt sandte leuchtend rote Wellen durch Kontos’ Arme.
    Bevor der Körper in sich zusammenfiel, konnte John in diesem einen Augenblick tief hineinsehen – das Skelett, die Knochen waren durch die verstreute Strahlung klar abgezeichnet. Die Rippen einwärtsgezogen, wie angesaugt von der Quelle unerträglich intensiven Lichts.
    Und in der Mitte der Brust rotierte langsam ein starrer Rahmen. Ein Würfel, funkelnd und vibrierend von einer Kaskade aller erdenklichen Farben – orangegelb, blau, rot, rauchig violett.
    Die Singularität war angeschwollen, vollgefressen. Sie rotierte. Gelbe Lichtstrahlen stießen wie spitze Stacheln in den Raum hinaus, verbrannten und verdampften Knochen und Fleisch.
    Und noch ehe Kontos zusammenbrach, quoll sein Rücken in einer schwefliggelb strahlenden Blase auf. Die Singularität sog sich während ihres sekundenschnellen Durchgangs durch den Körper mit seiner Materie voll, zerriß Sehnen, Knochen und Fleisch. John wußte nicht, ob er es wirklich gesehen hatte, oder ob es eine nachträgliche Ausschmückung seiner Phantasie war, doch behielt seine Erinnerung das Bild einer von innen erhellten Anschwellung von Fleisch, die in ihrem Anwachsen den Stoff der grünen Drillichjacke aufplatzen ließ und Kontos in einen grotesken Buckligen verwandelte, dann eruptierte die schwärende Anschwellung wie ein Vulkan, sprühte Dampf, Blut und Fleisch mit dem Geräusch einer flüssigen Explosion in die Luft.
    John schloß die Augen und sah es wieder, und wußte, daß er den Anblick nie würde vergessen können.

 
11
     
    Claire drückte sich an den nassen Stein, als die blaugrünen Lichtreflexe an den Höhlenwänden verblaßten und die dröhnenden, polternden Schläge verklangen. Stille und Dunkelheit senkten sich herab, und sie konnte den Herzschlag in ihren Schläfen hämmern hören.
    Lange kauerte sie halb liegend in der Deckung, keuchend, unfähig, an etwas anderes als die wundersame Tatsache zu denken, daß sie noch lebte. Allmählich verschmolzen die Schmerzen in ihren Händen, Armen und Beinen, schwollen an zu einem allgemeinen Schmerz, der von allen Körperteilen gleichzeitig zu kommen schien.
    »Ich glaube nicht… daß wir zuviel Strahlung abgekriegt haben«, keuchte John.
    »Gut.«
    »Das ganze Grab… wahrscheinlich eingestürzt, wie es sich anhörte. Hat uns wahrscheinlich eingeschlossen.«
    »Ja.«
    »Ich sehe keinen Lichtschein von oben.«
    »Nein.«
    »Komm, rück näher!«
    Sie tastete in der klammen Schwärze nach ihm und fand ihn. Er zog sie in eine Umarmung. Sein Taucheranzug war kalt und feucht, aber sie schmiegte sich an ihn, froh über die Berührung. Eine lange Weile sagten sie nichts; Claire ließ die fiebrigen Regungen ihres Nervensystems flackernd erlöschen, bis eine tiefe Erschöpfung ihren Platz einnahm.
    Nach langer Zeit fragte sie: »Wie ist es… da unten?«
    »Wir könnten uns am Seil hinunterlassen.«
    »Glaubst du, der Felssturz könnte diesen Schacht blockiert haben?«
    »Möglich wäre es.«
    »Sollten wir es nicht erkunden?«
    »Ruhen wir noch ein wenig aus.«
    Sie blieben noch eine Weile sitzen. Die Kälte des nassen Gesteins begann in sie einzudringen. Claire wartete, und als er auf ihre Anstrengungen, sich enger an ihn zu schmiegen, nicht reagierte, glaubte sie, daß er eingeschlafen sei.
    Sie schüttelte ihn und fühlte, wie er zu sich kam und sein Atem schneller ging. »Sollten wir nicht etwas unternehmen?«
    »Gut. Ich werde nachsehen… ob ich das Seil finden kann.«
    Er erhob sich langsam auf alle viere und bewegte sich über den Felsabsatz, und sie streckte die Hand aus, um ihn zu halten.
    »Hier ist nichts«, sagte er. »Ich fühle den Rand ab und strecke den Arm hinaus in den Schacht, aber das Seil ist nicht da.«
    »Vielleicht hängt es weiter weg.«
    »Kann ich mir nicht denken. Es war ungefähr in der Mitte.
    Ich müßte es fassen können, weil es hier über den Absatz hing.«
    »Hast du nichts, womit du weiter reichen kannst? Einen Stock oder was?«
    »Nein.

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