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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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fachmännische Hilfe zu bekommen. Man sagte mir, Watkins sei der Mann in Ihrer Abteilung, der gewöhnlich die metallurgischen Probleme behandelt, die aus dem Rahmen fallen.«
    »Ja?« John hatte vor Jahren schon die Entdeckung gemacht, daß eine einfache Zustimmung, verbunden mit fragendem Tonfall, unweigerlich weitere Informationen erbrachte, ohne daß er selbst irgend etwas zur Sache sagen mußte.
    »Ja, ich habe ein solches Problem. Ich brauche jemanden, der die geeigneten Geräte zur Materialuntersuchung nach Griechenland bringt, mir bei ihrem Gebrauch hilft und die Verantwortung trägt, daß alles wieder zu Watkins zurückkommt, wenn ich fertig bin.«
    »Watkins ist in…«
    »China, ich weiß. Auf Urlaub.« Sie paffte energisch an ihrer Zigarette, hatte im Nu einen Zentimeter Asche daran, und klopfte mit dem Fuß nervös auf das abgenutzte Ahornparkett. Er rümpfte die Nase, als ihm der Rauch um den Kopf zog.
    »Ah… ich bin wahrscheinlich nicht die am besten geeignete Person, um…«
    »Sehen Sie, es ist eine einfache Arbeit. Ich brauche bloß jemand, der sich auf Metallurgie versteht. Von der archäologischen Seite brauchen Sie nichts zu verstehen, darum kann ich mich kümmern.«
    »Trotzdem, ich…«
    »MIT verlangt, daß ein qualifiziertes Mitglied der Fakultät mit der Ausrüstung reist und diese bedient. Ich weiß das auch. Ich bin bereit, all Ihre Ausgaben zu übernehmen. Unser Forschungsbudget wird das verkraften. Überlegen Sie, es ist eine kostenlose Reise nach Griechenland! Aber Sie müssen die Reise sofort antreten können.« Sie unterstrich dies mit einem weiteren tiefen Zug an ihrer Zigarette. Sie stieß eine große blaue Rauchwolke aus und klopfte die Asche aus seinem halbgeöffneten Fenster.
    »Nun, ja.« John rang mit widerstreitenden Empfindungen und tarnte dies, indem er ihr einen Aschenbecher anbot.
    »Nein danke«, sagte sie und lächelte. »Dieser ist noch nicht voll.«
    »Griechenland? Welcher Teil?«
    »Die Peloponnes, unweit von Mykene.«
    Er nickte.
    »Noch nie dort gewesen?«
    »Nein. Ich hatte immer den Wunsch.«
    »Mykene, das sind die Ruinen eines alten Palastes. Er war einst eines der Zentren dessen, was wir die mykenische Kultur nennen. Die Griechen der mykenischen Kultur wurden reich und mächtig, und es gibt Anzeichen dafür, daß sie nach etwa 1400 v. Chr. zur beherrschenden Macht in der Region aufstiegen.«
    Er stützte sich mit den Ellbogen auf den Schreibtisch und legte das Kinn in die Hände, und während er vorgab, in Gedanken versunken zu sein, versuchte er beiläufig, die Umrisse ihrer Beine unter dem Rock zu verfolgen.
    »Unsere Ausgrabung liegt ungefähr vierzig Kilometer von Mykene entfernt, an der Küste des Argolischen Golfes. Sie ist…«
    »Am Meer? Wie ist das Tauchen dort?«
    Sie sah ihn verdutzt an. »Ich… ich weiß nicht.«
    »Das Wasser wird um diese Jahreszeit noch warm sein, nehme ich an?«
    »O ja, Sie… tauchen?«
    Er nickte nachdrücklich. »Ich lernte es unten in Texas. Dort gab es nicht viel zu sehen, aber es machte eine Menge Spaß.«
    »Ich bin überzeugt, daß es unweit der Ausgrabungsstelle ausgezeichnete Gelegenheiten gibt«, sagte sie mit Wärme. »Wir sind nahe an der Küste, und es ist eine felsige Steilküste. Matthews von der Brown-Universität hat archäologische Tauchexpeditionen vor Spetsai gemacht, einer Insel in der Nähe.«
    Seine verstohlene Inspektion ihrer Körperumrisse war beendet, und das Ergebnis gefiel ihm. Sie war schlank wie ein Fisch, doch mit einer reifenden Anschwellung der Hüften, die eine üppige Wildnis versprach. Frauen, die ihn interessierten, kamen ihm immer so vor: als unbekanntes Territorium, reich und versöhnlich, vielgestaltig wie ein Kontinent.
    »Klingt gut«, war alles, was er sagen konnte.
    Sie schnippte den Zigarettenstummel aus dem Fenster. »Die einzige Bedingung ist, Sie müssen morgen abreisen.«
    »Morgen?« Das riß ihn aus seinen Betrachtungen. »Das ist un…«
    »Ich werde alles im Flugzeug erklären. Die Plätze sind bereits gebucht. Hier.« Sie angelte in ihrer Handtasche und hielt ihm eine TWA-Flugkarte hin.
    »Sie vergeuden keine Zeit«, sagte er anerkennend.
    »Nein. Habe ich nie getan.« Sie stand auf. »Können Sie kommen?«
    »Nun…« Seine Gedanken wirbelten zwischen ungezählten Einzelheiten, hoben sich über sie, sanken herab. »Ja. Ich gehöre zum Forschungspersonal, also brauche ich mich nicht wegen Vorlesungen zu sorgen.«
    Sie lächelte. »Das dachte ich mir. Ich sah es auf

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