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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Metallgehalt nicht an Ort und Stelle studieren? Es ist wichtig.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich werde eine Bohrung machen müssen.«
    Sie wandte den Kopf. »Nein. Nicht in die Schrift.«
    »Ich verstehe, daß Sie nichts beschädigen wollen. Aber ich glaube, ich kann ein millimetertiefes Loch bohren und diesen Film von Unreinheiten durchschneiden.«
    Besser gesagt, er könnte, wenn er genug Zeit gehabt hätte, das Handbuch zu lesen. Es war von einer wunderschönen Ausführlichkeit; Watkins hatte für wohlmeinende Idioten geschrieben, die daran gehindert werden mußten, bei der Feldarbeit Proben zu beschädigen, und doch brauchbare Resultate erzielen sollten. Für Leute wie ihn, mit anderen Worten. Zweifellos aber hatte selbst ein gewissenhafter Wissenschaftler wie Watkins nicht mit seiner Ebene von Ignoranz gerechnet.
    Sie fragte zweifelnd: »Welche Technik werden Sie gebrauchen?«
    »Nun, Röntgenfluoreszenz scheidet aus«, sagte er vorsichtig. »Sie erfordert zuviel Raum. Dann gibt es die elektronische Mikroproben-Untersuchung. Die wäre geeignet, und das Gerät habe ich in einem der Koffer, aber die Proben sind so winzig – ein paar Mikron im Durchmesser –, daß die Untersuchung sich nur für homogene Stoffe eignet; sie wird uns nichts über die durchschnittliche Zusammensetzung sagen.« Er behielt sie im Auge, während er sprach, und es schien ihr einzuleuchten. »Ich würde sagen, daß wir es mit der Neutronen-Aktivationsanalyse versuchen sollten. Sie verursacht keine bleibenden Beschädigungen.«
    Es war auch die einzige, deren Anleitungen er ganz verstehen konnte. Bis vor kurzem war die Neutronen-Aktivation eine Technik gewesen, die nur zugänglich war, wenn man einen Kernreaktor als Neutronenquelle verfügbar hatte. Watkins hatte mit anderen ein tragbares Gerät für die Feldarbeit entwickelt, und dazu ein Handbuch geschrieben, das einfach genug für Geologen und Archäologen war, die mit der neuen Methode keine Erfahrung hatten. Das Gerät war nicht viel mehr als ein schwarzer Kasten, der mit Batteriestrom als Energiequelle gespeist wurde. Die Quelle schoß Neutronen hinein, und Gammastrahlen kamen zurück. Ein kleiner Computer analysierte das Spektrum der Gammastrahlen. Von der Höhe der Spitzen und ihrer Stellung im Energiespektrum sollte es möglich sein, auf die vorhandenen Metalle zu schließen.
    So las es sich jedenfalls im Handbuch, das er fleißig im Flugzeug gelesen hatte, statt zu schlafen. Dafür mußte er jetzt zahlen: er gähnte. Seine einzige Hoffnung lag in der Reduzierung der Schritte auf mechanische Handhabungen. Er kannte sich ein wenig mit Elektronik aus und konnte das als Tarnung benutzen.
    Sie grübelte. Er bewunderte die Art und Weise, wie sie einen Zeigefinger an die Wange legte und die Lippen schürzte, so daß sie noch voller wurden. Sie wechselte das Standbein, und die Bewegung schien sie leichter und auf wunderbare Weise noch schlanker zu machen, sobald sie die Ebene ihrer Hüften verkantete.
    »Gut. Tun Sie es!«
    Seine Aufmerksamkeit kehrte zurück zum vorliegenden Problem. »Jetzt?«
    »Gewiß.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Wir haben nur noch Tage, vielleicht Stunden. Ich kann helfen.«
    Er nickte. Sein vom Flug durcheinandergebrachtes inneres Zeitempfinden und der Schlafentzug hatten eine Benommenheit hinterlassen, als sehe er alles durch eine dicke Scheibe staubigen Glases. Er hätte auch Georges Hilfe brauchen können – wie die meisten Akademiker war er der Meinung, daß Männer, die mit den Händen arbeiteten, und zu diesen gehörten für ihn auch Archäologen, ein besseres Verständnis von technischen, elektrischen und mechanischen Dingen haben würden. Aber George sagte, er verstehe nichts von metallurgischer Analyse, geschweige denn von Elektronik, und für ihn sei die Arbeit mit Erde, Töpferscherben und Gesteinsfragmenten das Gegebene. Außerdem brauchten sie ihn draußen im Lager, wo er die Arbeiter abzulenken hatte, die mit dem Verladen bald fertig sein würden.
    In der kühlen, halbdunklen Grabkammer packten sie aus und setzten zusammen, und die metallischen Geräusche hallten von den Wänden und der Kuppel wider und gaben jedem Klang eine verlängerte Gegenwart. Er ließ sich Zeit, denn er befürchtete, Fehler zu machen, und hoffte bei der Arbeit seine Müdigkeit zu überwinden. Es war schwierig, das Gerät zwischen den Steinblöcken aus der Wand, die noch in ihren Seilen hingen, an Ort und Stelle zu manövrieren. John stieß gegen einen und fragte,

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