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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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hauptsächlich, um einen Vorwand für eine Unterbrechung zu haben: »Woher kommt der?«
    Claire blickte auf. »Das ist die Steinplatte, die vor dem Bernsteinzapfen in die Wand eingelassen war. Sehen Sie die Markierung?«
    »Ein religiöses Symbol?«
    »Wir wissen es nicht. An den Wänden waren auch Bronzefiguren befestigt, jedenfalls sehen wir es so, weil sie unter dem Schutt begraben waren, als wir sie fanden.«
    Er betrachtete die Steinpatte, berührte sie vorsichtig. »Darf ich?«
    Sie lächelte. »Natürlich. Es tut mir leid, daß ich Sie gestern angefahren habe.«
    »Schon gut. Wie kommt es, daß sie begraben waren?«
    »Die Bronzen? Von Grabräubern heruntergerissen und für wertlos gehalten. Es kann auch durch ein Erdbeben geschehen sein, oder durch Achtlosigkeit bei späteren Begräbnissen.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie entweihten die Gräber ihrer eigenen Vorfahren?«
    Sie lächelte wieder. »Tun wir etwas anderes? Wie viele Familiengräber werden schon in der nächsten oder übernächsten Generation aufgelassen? Hier wie in vielen anderen Kulturen war es Sitte, den Verstorbenen Grabbeigaben für die Reise ins Jenseits mitzugeben – Werkzeuge und Waffen, Nahrung und Kleider. Aber sobald das Fleisch verwest war, glaubten sie die Reise abgeschlossen. Die Toten brauchten dann die Grabbeigaben nicht mehr. Die meisten dieser Kuppelgräber waren Familiengrabstätten herrschender Dynastien. Bei einem neuen Begräbnis nahmen sie die alten Gebeine aus ihren Schachtgräbern und warfen sie beiseite, um Platz für den Neuankömmling zu schaffen. Das vermuten wir jedenfalls, weil wir überall und auf verschiedenen Ebenen Gebeine verstreut gefunden haben. Andererseits ist es möglich, daß die Grabräuber dafür verantwortlich waren.«
    »Die Geschenke wurden also bei den Toten zurückgelassen, so daß diese sie… gebrauchen konnten?« Er fand das Thema ein wenig beklemmend.
    »Ja, die Nahrungsmittel meistens in Gefäßen.«
    »Wie kommt es dann, daß sie Dinge versteckten?«
    »Das taten sie nicht. Die Grabräuber hatten allem Anschein nach keine Mühe, zu finden, was sie suchten. Es sei denn, es war unter Erde begraben, die als Aushub bei der Anlage neuer Gräber anfiel und manchmal nicht hinausgeschafft wurde.«
    »Warum haben sie dann diesen Block versteckt?« Er zeigte zu dem Kalksteinklotz, der noch immer an seinem Platz außerhalb der Quaderwand ruhte.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und warum meißelten sie dann Schriftzüge hinein, wenn niemand es sehen sollte?«
    Claire starrte den schwärzlichen Kalksteinklotz an und sagte: »Das ist einer der Punkte, die mich auch beschäftigen.«
    Er strich mit der Hand über die in ihren Seilen hängende Steinplatte und fühlte die kleinen Kerben an den Schmalseiten, wo ein seit Jahrtausenden toter Handwerker Splitter abgeschlagen hatte, um die überraschend genauen Winkel und Kanten zu formen. »Außen eine Art Zeichnung, die etwas besagen muß… aber kein Grab hinter dieser Platte, nur ein Steinklotz mit einer gemeißelten Inschrift. Und diese Dekoration, dieser Zapfen. Komisch…« Er bückte sich, um die Platte genauer in Augenschein zu nehmen, während Claire ein Bündel Elektrokabel auf eine ausgebreitete Decke legte. Er bestand auf einer systematischen Anordnung der Teile, bevor sie mit dem Zusammenbau begannen.
    »Wie datieren Sie die Ebenen?« fragte er.
    »Was?« Sie hatte nicht zugehört und seine Frage völlig verpaßt.
    »Wie datieren Sie die verschiedenen Begräbnisse, die verschiedenen Ebenen…«
    »Ach ja, durch die Analyse der beigegebenen Keramik. Wir kennen die Stilformen und wie sie sich entwickelten. Und wenn Holzreste vorhanden sind, können wir sie an Hand der C 14-Methode datieren.«
    »Richtig.« Er fuhr mit dem Zeigefinger über die Kante der Steinplatte. »Und dieses bröcklige Zeug?«
    »Mörtel.«
    »Und diese Spuren hier?«
    »Ich weiß nicht. Jemand hat den äußeren Mörtel weggehackt. Sie sind alle nahe der Kante.«
    »Ich finde, sie sehen wie Kratzer aus, nicht wie Meißelspuren.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Als ob jemand ein Messer oder was verwendet hätte.«
    »Mmm?« Sie blickte nicht von der Arbeit auf.
    »Man sollte meinen, daß jemand, der eine ernsthafte Arbeit verrichtet, das richtige Werkzeug verwenden würde.«
    »Schon im Altertum wurden Leute gedrängt und leisteten schlampige Arbeit.«
    »An Gräbern? Nun – vielleicht. Soviel für die guten alten Zeiten. Trotzdem, mit einem Messer…« Er untersuchte die scheinbar

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