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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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erbittert. Die wichtigsten Exportgüter der Landwirtschaft dieser Gegend sind Orangen und Aprikosen, die hauptsächlich an die Sowjetunion geliefert wurden. Aber die Russen schränken jetzt ihre Einkäufe ein.«
    »Und?«
    »Es kann sein, daß dies nicht geschehen wird, wenn wir das Verhältnis zu Ihnen und zur NATO in Zukunft weniger eng gestalten.«
    »Den Russen geht es zur Zeit selbst nicht glänzend«, sagte John. »Sie haben keine Devisen. Es ist klug von Ihnen, das zu einem Verhandlungsvorteil zu machen.«
    Kontos Backenmuskeln gerieten in Bewegung. »Wir sind nicht so kindisch, zu glauben, daß die Welt so einfach ist.«
    »So?« fragte John mit aufreizender Milde. Kontos’ Miene verfinsterte sich, doch ehe er etwas sagen konnte, fuhr John fort: »Ihre Stimme wurde von den Lautsprechern so verzerrt, daß ich sie nicht erkannte. Was war das mit den Marmorplastiken?«
    »Es handelt sich um wertvolle Bildwerke von unserer Akropolis. In Athen sind diejenigen, die ich retten konnte.«
    »Ah. Ich habe mich in Athen nicht aufgehalten.«
    »Um die anderen zu sehen, müssen Sie nach London gehen. Die Engländer brachten sie 1803 an sich, vor unserer Unabhängigkeit von den Türken. Wir verlangen seit langem ihre Rückgabe, doch nun tun wir es mit größerem Nachdruck als bisher. Notfalls sind wir bereit, bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit den Briten zu gehen.«
    »Ist es nicht ein wenig spät?« fragte Claire. »Schließlich nahmen die Engländer sie in ihre Obhut, als sich niemand um die Akropolis und ihre Kunstschätze kümmerte und alles zu verfallen drohte.«
    »Sie sind unser Eigentum. Lord Elgin, der sie seinerzeit raubte, fragte niemand um die Erlaubnis.«
    »Die Türken ließen den Parthenon verkommen, die Venezianer beschossen ihn, und die Briten bargen Marmorstatuen daraus. Ist das nicht ein Verdienst?«
    »Es mag damals verdienstvoll gewesen sein, zumindest für die Kunst«, erwiderte Kontos. »Aber als Gegenleistung haben die Briten diese Plastiken seit bald zweihundert Jahren in ihrem Besitz gehabt. Nun wollen sie sie nicht hergeben, obwohl seit langem auch in Griechenland alle Voraussetzungen für eine sachgemäße Unterbringung gegeben sind. Es handelt sich einfach darum, daß die Engländer ihre leichte Beute von damals als ihr Eigentum betrachten und nicht herausgeben wollen. Für uns aber sind diese Marmorplastiken ein Symbol. Ein Symbol für ausländische Ausbeutung und Bedrückung. Wenn wir Griechen zusammenstehen und unser Recht verlangen, werden wir uns Gehör verschaffen.«
    »Das glaube ich«, bemerkte John. »Sie haben nicht gerade viel getan, um die Leute zu beruhigen.«
    Kontos schenkte Tee ein und reichte Zucker. »Das politische Bewußtsein unserer Bürger ist gewachsen. Sie haben begriffen, daß es dem Land nicht nützt, wenn die Amerikaner hier Fabriken bauen, ihre billige Arbeitskraft ausbeuten und die Umwelt belasten, während die Profite in die USA transferiert werden.«
    »Wohin sollten die Profite gehen?«
    »An unsere Regierung. An unser Volk.«
    »Die beiden sind nicht zwangsläufig identisch.«
    »Bald werden sie es sein. Bald.«
    »Warum haben Sie die Fabriken nicht selbst gebaut, wenn Sie die Gewinne daraus wollen?«
    »Heute würden wir so verfahren. Aber die Banken verfügen über das große Kapital. Die Banken, die Sie beherrschen.«
    »Ich bestimmt nicht«, sagte John, um die Spannung abzubauen. Er blickte zu Claire, aber sie hielt sich heraus.
    »Ich verstehe«, sagte Kontos. »Sie sind auch ein Opfer. Sie haben Ihr Leben einem technischen Gebiet gewidmet, ja? Nur um die Entdeckung zu machen, daß in der realen Welt nicht die Techniker und Naturwissenschaftler herrschen, habe ich recht?«
    »Wer herrscht?«
    »Die Banken, selbstverständlich. Das Großkapital.«
    »Kommen Sie!«
    »Ihre Filme, Ihr Fernsehen zeigen es nicht, verhüllen die Wahrheit, befinden sie sich doch im Besitz des Großkapitals. Aber wir wissen es. In Ihrem Land halten die Rüstungsindustriellen nach Kriegen Ausschau und versuchen im Verein mit der CIA und dem Pentagon Konflikte anzuzetteln, um den Waffenexport zu fördern, während die Wanderarbeiter in Kalifornien und anderswo sich keine neuen Schuhe leisten können.«
    »Wo ich herkomme, macht das Barfußlaufen Spaß. Früher bin ich den ganzen Sommer barfuß gelaufen.«
    Kontos bedachte John mit einem Blick ernster Mißbilligung. »Ich spaße nicht, wissen Sie. Die Menschenmenge, die Sie heute abend in Nauplia sahen, war zornig

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