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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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über die Arroganz Ihres Landes.«
    »Sollen sie doch alle Fabriken zurückkaufen, die wir hier haben.«
    »Wieso? Kaufen, was sie mit ihrer Arbeit erst geschaffen haben, was auf unserem Boden steht?«
    »Wegnehmen ist einfacher, wie?«
    Kontos schlug mit der Faust auf den Tisch. »Unsere Menschen haben ein Vielfaches des Preises entrichtet! Mit ihrem Schweiß! Mit ihrer Armut, die den Fabrikbesitzern erst die hohen Profite ermöglicht hat!«
    Claire schaltete sich ein und sagte sanft: »Was sagten Sie in Nauplia über Obstruktionisten?«
    »Daß es keine geben sollte. Daß wir einen Einparteienstaat brauchen.«
    »Die Opposition eliminieren, meinen Sie?« fragte John. »Wie?«
    »Wir müssen für die Dauer der gegenwärtigen Schwierigkeiten das Parlament auflösen.«
    »Ich dachte«, sagte John ironisch, »dies sei der Geburtsort der Demokratie?«
    Kontos lächelte kalt. »Wir werden genau wie die Vereinigten Staaten sein. Nur werden wir aufrichtiger sein.«
    »Wir haben zwei Parteien.«
    »Nein, die haben Sie nicht. Sie haben nur die Partei der Banken, der Geldleute und der Industrie, und sie haben sich einfach zwei politische Aushängeschilder zugelegt, damit der Schein gewahrt bleibt und die Wähler glauben, sie hätten mitzubestimmen.«
    John ging mit einer abwehrenden Handbewegung darüber hinweg. »Ich weiß, daß Sie hier in Griechenland harte Zeiten haben, aber mit dem Aufhetzen dieses pöbelhaften Gesindels…«
    Kontos ergriff ohne Warnung Johns Hand und schlug sie auf die Tischplatte. »Sie werden über dieses ›Gesindel‹ nicht hinweggehen, wenn es Männer hat, die das Wort erheben können!«
    John war erschrocken über den Ausbruch von Jähzorn. Er versuchte den Arm zurückzuziehen und strengte sich an, daß die Muskeln knotig hervortraten. Kontos preßte die Hand nur noch flacher auf die Tischplatte, als ob sie sich im Endstadium eines Wettbewerbs im Armdrücken befänden. Er stand lächelnd über den Tisch gebeugt und sah zu, wie der Amerikaner ein rotes Gesicht bekam und vor Anstrengung grunzte. »Strengen Sie sich mehr an«, sagte er keuchend.
    Unter Aufbietung aller Kräfte unternahm John einen Befreiungsversuch und hob den Arm dreißig Zentimeter von der Tischplatte. Weiter kam er nicht, dann zwang Kontos die Hand wieder abwärts und drückte sie auf das rauhe Holz. John konnte sich nicht befreien. »Verdammt, lassen Sie los!«
    »Selbstverständlich«, sagte Kontos ruhig und ließ ihn los. »Ich habe Ihnen gezeigt, was für ein Gefühl es ist, machtlos zu sein. Sehen Sie?« Wieder zeigte er das kalte Lächeln.
    »Was, zum Teufel…?«
    »Eine Illustration, Mr. Bishop, der Stimmung in meinem Land.«
    John ballte die Fäuste. »Am liebsten würde ich Ihnen…«
    »Ja?«
    Claire schaltete sich ein, indem sie John beim Arm nahm. »Hören Sie auf, alle beide! Das ist albern.«
    John wandte unwillig den Kopf. »Ich werde nicht zulassen…«
    »Lassen Sie gut sein! Glauben Sie mir, er ist es nicht wert.«
    »Ich fürchte mich nicht vor einem…«
    »John, ich bitte Sie! Kommen Sie mit!« Sie zog an seinem Ärmel.
    »Nun…« Er trat einen Schritt zurück, und Kontos folgte seinem Beispiel. »Verdammt feine Gastfreundschaft haben Sie hier, Kontos«, rief John.
    Kontos, noch immer lächelnd, legte in ironischer Ehrenbezeigung die Hand an den Schirm seiner Mütze.
     
    Noch Stunden später konnte Johns sich nicht beruhigen. Es erbitterte ihn zusätzlich, daß er bei Nacht zum Grab hinaufschleichen mußte.
    »Ich sage immer noch, daß ich dem Kerl eine hätte knallen sollen.«
    »Was nur bewirkt hätte, daß wir aus dem Land gejagt worden wären.«
    »Und? Besser als…«
    »Sie sind hier als mein Gast. Ich bezahle Ihnen die Reisekosten, also tun Sie, was ich…«
    »Verdammt noch mal, Frau, dieser Mann läßt Sie sowieso nicht viel länger bleiben.« Gereizt wandte er sich wieder seinen Oszilloskopspuren zu. Sie hatten schon zweimal darüber gestritten, und er wußte, wohin es führte – zu dem Eingeständnis, daß er eingeschüchtert worden war; er im entscheidenden Augenblick erkannt hatte, daß seine eigene Wut nichts gegen den Zorn war, der in Kontos brannte. So hatten ihn, als er gezögert hatte, Claires Worte erreichen können, und sein gottlob noch nicht im Adrenalin untergegangener Verstand hatte sie so verstanden, daß er nichts in Gefahr bringen sollte. Nur darum hatte er klein beigegeben.
    Eine wahrscheinlich vernünftige Entscheidung. Aber die Gründe gefielen ihm nicht, und der

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