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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Schlick.«
    »Verstehe. Dann ist es wahrscheinlich zu eng, um von Menschen ausgehöhlt zu sein.«
    »Sie sind scharf auf einen großen Fund, wie?«
    Sie schien gekränkt, ihre dunklen Brauen zogen sich zusammen. »Ich überprüfe jede Möglichkeit. Archäologie…«
    »Ich weiß, Sie sagten es schon – ist die Wissenschaft endloser Details.«
    »Es bestand immerhin die Chance…«
    »Passen Sie auf«, unterbrach er sie ungeduldig, »dieses Sickerloch muß entstanden sein, lange bevor Menschen diese Gegend besiedelten. Es führt weit in den Golf hinaus. Die See hat den größten Teil davon nach und nach weggespült und zum Einsturz gebracht…«
    »Ja, Sie haben sicherlich recht. Bei Anabalos gibt es auch eine unterirdische Strömungsröhre, die vor der Küste in die See hinausführt. Es muß viele von den Dingern geben… Was ist das?«
    »Ein Muster vom eingestürzten Gestein.«
    »Ah.« Das Geschenk eines schleimigen, nassen Brockens schien sie zu erfreuen. Sie befühlte ihn vorsichtig.
    »Nächstes Mal werde ich es mit Rosen versuchen.«
    Sie lachte. »Sie sind ein sonderbarer Mensch. Und – ich danke Ihnen. Daß Sie dies getan haben.«
    »Ich konnte nicht gut zulassen, daß dieser Kontos Sie den ganzen Tag grob anfährt.«
    Sie nickte. »Ich hasse ihn«, sagte sie nüchtern.
     
    Als sie am Kai anlegten, spielte eine Musikkapelle am Hafen.
    »Welch ein Empfang!« sagte John, als er den Blick über die Menge schweifen ließ. Es dämmerte bereits, und am Himmel zogen Wolken auf.
    »Gilt nicht uns, das kann ich Ihnen versichern«, sagte Claire. »Sehen Sie diese Schilder und Transparente?«
    »Politik?«
    »Ja. Mal sehen – Nationalsozialistische Arbeiterpartei.«
    »Ist das diejenige, für die Kontos sich so begeistert?« Sie nickte. Die Musik brach ab, und ein Lautsprecher dröhnte über den Kai. Auf einer Plattform stand ein Mann hinter dem Rednerpult, umringt von einer Menschenmenge, und die Menge antwortete in einem aufbrandenden Chor, der wie ein dumpfes Echo seiner Stimme klang. Er rief ein paar Sätze, und wieder antwortete das Volk, kräftiger diesmal. So ging es mehrere Minuten lang weiter, und der Redner schien sich mehr und mehr in Erregung hineinzusteigern. Vor den weißgetünchten kleinen Cafes entlang der Hafenstraße saßen alte Männer, nippten von ihren Gläsern und verfolgten das Spektakel mit ausdruckslosen Mienen. John bemerkte, daß die Menge überwiegend aus jungen Leuten in Jeans bestand. Er hörte das Wort »Amerika« in Sätzen, deren Betonung sich steigerte und mit einem Ausruf endete. Immer wieder rissen Zuhörer die Arme hoch und schüttelten die Fäuste. Sie schienen die anderen mitzureißen.
    »Worum geht es?«
    »Die Rückgabe früher ins Ausland geschaffter Kunstwerke, Luftwaffenstützpunkte, den Olivenpreis.«
    Mehrere Leute in ihrer Nähe hörten sie englisch sprechen, wandten die Köpfe und starrten sie an.
    »Ich schlage vor, daß wir etwas essen«, sagte John, die Taucherausrüstung auf der Schulter.
    »Griechen essen nicht so früh zu Abend.«
    »Wie? Ich kann in diesem Lärm kaum hören…«
    »Ich möchte wissen, worauf er hinauswill.«
    Die donnernde Rede verstummte. Sie waren mehr als hundert Meter von der Rednertribüne entfernt. Die Uferstraße füllte sich mit Männern in ausbeulten Arbeitskleidern. Mehrere Armeeoffiziere erstiegen die Plattform und winkten in die Menge. Einer von ihnen ergriff das Wort.
    Die tiefe, leidenschaftliche Stimme dröhnte über den Hafen hin und wurde von den schadhaften Stuckfassaden der Gebäude verzerrt zurückgeworfen. Die Zuhörer brüllten ihre Zustimmung. Die Stimmen klangen heiser und zornig. John bemerkte, daß die Männer noch immer herübersahen, andere anstießen und sprachen.
    »Dann wollen wir wenigstens etwas trinken.«
    »Wie? Etwas von nationaler Einheit und Würde.«
    Einer der Männer machte eine Kopfbewegung zu Claire und machte eine schmunzelnde Bemerkung zu seinen Freunden. John faßte ihn ins Auge, und der Mann schob kriegerisch das Kinn vor.
    »Ich muß etwas essen.«
    »Zu viele politische Parteien, sagt er.«
    Mittlerweile war ein gutes Dutzend Leute auf sie aufmerksam geworden und achtete nicht mehr auf den Redner. Ihre Mienen und ihre Haltung verhießen nichts Gutes.
    Er warf seine Taucherausrüstung grunzend auf die andere Schulter und stieß Claire an. »Kommen Sie!«
    »Nein, ich möchte…«
    »Kommen Sie!« Er faßte sie beim Ellbogen und steuerte sie fort. Einer der Männer folgte ihnen. John blickte

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