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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ein nützliches Ablenkungsmanöver sein.«
    George war froh über diesen Ausweg. »Klar, kann ich machen.«
    Es dauerte nicht lange. Sie und John erreichten ungesehen den rückwärtigen Eingang zum Hotel, wo sie nur eine alte Frau trafen, die ihnen eine Halskette aus Obsidianperlen zu verkaufen suchte. Im Erdgeschoßkorridor war niemand.
    »Ich gehe zuerst hinauf«, sagte John.
    »Nein, ich will nicht hier unten bleiben.«
    »Ich sagte nicht, daß Sie es sollten.« Er warf ihr einen forschenden Blick zu. »Ich dachte nur, sie würden rascher aufmerksam, wenn sie Sie zuerst sehen, das ist alles.«
    Claire folgte ihm. Das Herz schlug ihr im Halse, und sie atmete rascher als die steile, gewundene Treppe rechtfertigte. Eine prickelnde Stille herrschte, und in der Luft lag noch der ölige Essensgeruch vom Mittag. Sie trat vorsichtig mit den Zehen auf, bemüht, jedes unnötige Geräusch zu vermeiden. Gleichzeitig horchte sie auf die Geräusche von Schritten in den Korridoren.
    Dann vernahm sie eine entfernte Stimme, die in gereiztem Ton mit Unterbrechungen sprach. Der Hotelangestellte, der mit George telefonierte.
    Der Korridor, der zu ihren Räumen führte, war leer. John winkte ihr, und sie eilten über den Läufer zu ihren Zimmern und öffneten. Nichts. Kein Zeichen von fremder Anwesenheit. Für einen Augenblick war Claire überzeugt, daß es ein alberner Irrtum sei, daß der Mann auf dem Balkon ein harmloser Hotelangestellter gewesen sein müsse. Schon dabei, eine Bluse in die Reisetasche zu stecken, hielt sie inne und dachte daran, John mit ihrer neuen Einsicht bekannt zu machen, dann aber sah sie den Zigarettenstummel im Aschenbecher. Ein rascher Blick sagte ihr, daß es eine einheimische Zigarette der Marke ENOE war, die bis auf einen zentimeterlangen Rest aufgeraucht worden war. Kein Hotelangestellter würde solch ein auffallendes Zeugnis seines Eindringens hinterlassen.
    Sekunden später hatten sie ihre und Georges Reisetaschen beisammen und eilten die Hintertreppe hinab, erhitzt und stolz auf ihren Erfolg.
    Als sie in einem Bogen zu Georges Standplatz zurückkehrten, hatte er bereits ein Taxi aufgetrieben. Claire war nervös, spähte in alle Richtungen und John riß die Tür des Taxis auf und schob sie hinein. Sie nahmen die einzige Straße zur Ostküste der Insel und drängten den Fahrer zur Eile.
    Das kleine Dorf Perissa verfügte über einen kurzen Kai aus verwittertem Beton und Bruchsteinmauerwerk. Wo er begann, stand ein einsamer Schuppen, und der Mann dort antwortete verschlafen auf ihre Fragen und ließ sich Zeit, bis er aufstand.
    Ob es jemanden gebe, der eine längere Fahrt mit ihnen machen könne, mehrere Tage, vielleicht nordwärts zu den anderen Inseln? Der Mann war im Zweifel. Vielleicht der Fischkutter draußen am Ende der Pier. Der Eigentümer, ein Fischer, sei an Bord; es könnte sein, daß er so etwas tun würde. Aber das Boot sei natürlich nur klein, nicht für so viele Leute. Nicht für Amerikaner, die Komfort gewohnt seien und von allem nur das Beste wollten, ja?
    Sie versicherte ihm, daß sie trotzdem interessiert seien. Der Mann setzte sich wieder und griff von neuem nach der Zeitung. Die Überschriften enthielten Anklagen gegen die USA.
    Sie gingen den Kai entlang zu dem bezeichneten Fischkutter, der die Netze zum Trocknen hochgezogen hatte. Es war ein gewöhnlicher Fischkutter, dessen Name, Skorpio, durch Entfärbung und abgeblätterte Farbe halb ausgelöscht war. Eine rostige Winsch und ein Hebebaum brauchten Schmiere. Der Kutter lag mit dem Heck an blauen und gelben Diagonalstreifen, die auf den Beton gemalt waren.
    John zeigte darauf. »Wenn sie hier die üblichen Hafenmarkierungen verwenden, bedeuten diese Streifen, daß der Liegeplatz für fremde Boote reserviert ist. Muß ein Fischer von einer anderen Insel sein.«
    »Südlich von hier gibt es keine Inseln von Bedeutung. Er muß also aus dem Norden sein.«
    »Gut«, sagte George. »Aber ehe wir an Bord gehen, müssen wir uns klar sein, was wir wollen. Wir haben Bargeld; ich schlage vor, wir zeigen ihm davon. Je eher wir auslaufen, desto besser.«
    »Er wird aber Vorräte brauchen.«
    »Wir können ihm helfen, welche an Bord zu bringen.«
    »Die Polizei wird nicht wissen, daß wir hierher gekommen sind. Wir haben etwas Zeit.«
    »Nein, haben wir nicht. Wenn sie vom Delphi zurückkommen und unsere Räume überprüfen, werden sie sehen, daß unser Gepäck fehlt. Ein Anruf bei diesem Mann im Schuppen dort, und wir sind

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