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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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geliefert.«
    »Oh.« Sie zog die Stirn in Falten. Es ging alles so schnell. Was als ein Abenteuer begonnen hatte, als eine lange Nase, die sie Kontos gedreht hatte, verstrickte sie immer tiefer und ließ ihr keine Zeit zum nachdenken. Noch vor einem Tag hatte sie leichtfertig angenommen, daß, sollten sie gefaßt werden, die Polizei sich ganz gewiß damit begnügen würde, sie des Landes zu verweisen. Aber inzwischen gab es neue Gesetze und Beschränkungen, und sie hatte nicht einmal Gelegenheit gehabt, eine Zeitung zu lesen und zu überlegen, was die neuen Bestimmungen in ihrem konkreten Fall bedeuteten. Konnte man sie eines ernsten Vergehens beschuldigen? Kontos wußte, daß sie noch im Lande waren, er hatte die Polizei aufmerksam gemacht. Was würde er tun, wenn sie zu ihm gebracht würden?
    Claire hatte gedacht, sie seien mit etwas davongekommen; nun sah sie, daß es erst losging.

 
4
     
    Nach Mitternacht bekam man ein Gefühl für die verschiedenen Dichten, sogar für die verschiedenen Farben der Dunkelheit.
    John stand auf dem Heck der Skorpio und spürte die murmelnde Dunkelheit der lebenden See ringsum. Einige hundert Schritte entfernt ragte die schwarze Masse des Kliffs und warf ein leises Echo klatschender Wellen und schläfrig rauschender Brandung zurück. Am Himmel waren dichte Wolken aufgezogen und schienen der tintigen Finsternis eine eigentümliche Stille mitzuteilen. Unter dieser Decke markierte ein schwach erkennbarer Schaumstreifen den Saum, wo die Wellen sich an den Blöcken des schmalen, aschgrauen Uferstreifens der Brandungsplatte brachen.
    Sie würden ein wenig weiter rechts landen, wo ein Pfad zum körnigen Sand hinabführte. Er hatte die Stelle am Nachmittag zuvor durch den Feldstecher des Kapitäns studiert und sich zu erinnern versucht, wo das Lager und der Ausgrabungsplatz auf der anderen Seite der Anhöhe lagen. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, nur wenige hundert Schritte vom Grabungsort vor Anker zu liegen, aber sicher in dem Wissen, daß niemand der See auf der anderen Seite des felsigen Rückens Aufmerksamkeit schenken würde. Das jedenfalls dachten sie.
    Als sie die Küste der Peloponnes erreicht hatten, war der Kapitän, ein wortkarger Mann namens Ankaras, darauf verfallen, mehr Geld zu verlangen. Das Bordradio hatte von atmosphärischen Störungen überlagerte Nachrichten von weiteren Maßnahmen der Regierung gebracht. Ausländer wurden höflich aber entschieden aufgefordert, das Land innerhalb von zwei Wochen zu verlassen. Ausnahmen waren zugelassen, doch die Absicht war klar. Die Regierung hatte ihren Austritt aus der NATO formell bekanntgegeben und ratifiziert; dies mit der Begründung, die Politik des Bündnisses werde allein von den Vereinigten Staaten bestimmt, sei gegen Friedensbemühungen gerichtet und bereite den Krieg vor. Die bereits bestehenden Beschränkungen im Zahlungsverkehr mit dem Ausland waren weiter verschärft worden. Auf der internationalen Ebene war es zu weiteren Grenzstreitigkeiten in Südostasien gekommen, in der Sowjetunion stand eine weitere Mißernte bevor, und die Vereinigten Staaten hatten ihr neues Weltraumlabor in Betrieb genommen.
    Claire hatte Kapitän Ankaras überzeugt, daß sie bloß Individualtouristen seien, die das wahre Griechenland kennenlernen wollten, ein paar Tage ungewöhnlicher Erfahrung, einen Geschmack davon, wie die Einheimischen wirklich lebten. John war nicht ganz sicher, daß Kapitän Ankaros ihren ernsten Erklärungen Glauben schenkte, aber er nahm das Geld, das sie ihm gaben, und hatte sich sogar bereit erklärt, sie um die Peloponnes und weiter nach Italien zu fahren. Am Vortag hatten sie eine überzeugende Schau von Badevergnügen im Argolischen Golf über die Bühne gebracht, und er und George waren zu einer kleinen Wanderung auf der Insel Spetsai an Land gegangen. Claire hatte darauf bestanden, wenigstens einen vollen Tag touristischen Aktivitäten zu widmen und so in Kapitän Ankaros’ Bewußtsein den Eindruck zu festigen, er habe es mit ein paar ziemlich exzentrisch Reisenden zu tun, die ihren Urlaub nicht auf den ausgetretenen Pfaden des üblichen Fremdenverkehrs verbringen, sondern auf dieser Kreuzfahrt durch wenig befahrene Gewässer die frische Luft, die Stille und den milden Sonnenschein des Spätherbstes genießen wollten.
    Ohne ein besonderes Ziel anzugeben, hatten sie ihn gedrängt, tiefer in den Golf einzulaufen, hatten die kathedralenhaften Kliffs und den Verlauf der Höhenzüge beobachtet, bis sie sich

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